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Kommentar: Kaltstart für Scholz und Merz: Gut, dass der Wahlkampf schnell vorbei ist!

Kommentar

Kaltstart für Scholz und Merz: Gut, dass der Wahlkampf schnell vorbei ist!

Michael Stifter
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    Aus alt mach neu: Die SPD zögert noch, ob sie wieder mit Olaf Scholz auf die Wahlplakate gehen will.
    Aus alt mach neu: Die SPD zögert noch, ob sie wieder mit Olaf Scholz auf die Wahlplakate gehen will. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    Immerhin geht es dieses Mal schnell. Nach Plätzchen, Weihnachtgans und Skiurlaub sind es nur ein paar Wochen bis zur Bundestagswahl - und das ist auch gut so. Weil: Als hätte der jahrelange Zwist innerhalb der Bundesregierung nicht schon genug zur Politikverdrossenheit beigetragen, ging es nach dem Ampel-Aus nahtlos weiter. Erst der Sandkastenstreit zwischen Olaf Scholz und Christian Lindner um die Frage, wer denn nun als erster mit dem Förmchen geworfen hat. Dann der von Friedrich Merz angezettelte, kleinkarierte Zoff darum, ob nun zwei Wochen früher oder später gewählt wird. Und schließlich das tagelange SPD-Gezerre um die Kanzlerkandidatur.

    Boris Pistorius erlöst die SPD-Führung und verzichtet auf Kanzlerkandidatur

    Am Donnerstagabend erlöste Boris Pistorius die zaudernde SPD-Führung endlich und machte den Weg für den schwer angeschlagenen Scholz frei. Doch das Unbehagen bleibt. Viele Menschen haben die Nase voll von solch würdelosen Auseinandersetzungen. Was sie brauchen, sind auf Antworten auf die Fragen, die sie in ihrem eigenen Alltag wirklich beschäftigen.

    Ein paar Monate Wahlkampf mehr bringen auch keine neuen Erkenntnisse

    Jetzt kann man natürlich sagen, die Zeit ist arg knapp, um diese Antworten zu geben, der Wahlkampf wird quasi aus dem Stand geführt, halb fertige Programme werden noch eilig zurechtgezimmert. Das muss aber kein Nachteil sein. Denn mal ehrlich: Wer es in einem Vierteljahr nicht schafft, die Wählerinnen und Wähler von den eigenen Ideen für das Land zu überzeugen, dem würden ein paar Monate mehr auch nicht viel nutzen. Und uns allen bleiben zumindest ein paar Talkshows erspart, in denen alle durcheinander reden, aber keiner dem anderen zuhört.

    Klar ist aber auch, dieser Wahlkampf wird wie kein anderer zuvor sein. Wegen der Kürze, aber auch, weil es bei Eis und Schnee schwieriger ist, wahrgenommen zu werden und die Menschen direkt zu erreichen. Keine vollen Marktplätze, kein Plausch in der Fußgängerzone. Da könnten die Akteure in Versuchung geraten, besonders laut, womöglich auch besonders aggressiv Stimmen mit Stimmungen zu holen. Dabei ist es doch genau das, was den Leuten, zumindest jenen, die tatsächlich Interesse am politischen Diskurs haben, so zum Hals heraushängt.

    AfD, BSW und Putins Trolle - Wahrheit als relative Größe

    Große Hoffnungen auf eine Renaissance der politischen Streitkultur sollten wir uns eher nicht machen, zumal sich zur AfD mit der Truppe um Sahra Wagenknecht eine zweite destruktive Kraft gesellt, für die Wahrheit eine relative Größe darstellt. In Sozialen Netzwerken laufen gleichzeitig Putins Propagandamaschinen auf höchster Drehzahl und versuchen, systematisch Personen zu diskreditieren und mit Desinformationen das Vertrauen in demokratische Institutionen zu zerstören. Und, diese vorsichtige Prognose sei erlaubt, der im Anflug befindliche US-Präsident Donald Trump und dessen krawallige Entourage um Elon Musk werden auch nicht gerade zur Versachlichung politischer Debatten beitragen.

    Nie waren Spitzenkandidaten so wichtig wie bei der Bundestagswahl 2025

    Umso wichtiger werden in den wenigen Wochen bis zur Wahl die Spitzenkandidaten. Finden sie den richtigen Ton? Zeigen gerade die gescheiterten Ampel-Protagonisten Größe oder verlieren sie sich im Kleinklein persönlicher Abrechnungen? Machen sich die Wahlkämpfer die Mühe, für realistische Lösungsvorschläge zu werben? Oder arbeiten sie sich lieber plump am politischen Gegner ab?

    Letzteres reicht, um Applaus im eigenen Lager und vermutlich auch ein paar Schlagzeilen (ja, auch wir Journalisten stehen da in der Verantwortung) mitzunehmen, ist aber halt ein bisschen dürftig. Und es bestätigt am Ende vor allem jene, die ohnehin ein tiefes Misstrauen gegen „die Politik“ hegen. Der Winter steht vor der Tür und mit ihm ein womöglich in doppelter Hinsicht eiskalter Wahlkampf. Aber, gute Nachricht: Noch vor dem Frühling sind wir durch.

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    1 Kommentar
    Thomas Bauer

    Die Kandidaten lauten Olaf Scholz, Friedrich Merz und Robert Habeck. (Voraussichtlich sogar in Kürze noch Alice Weidel.) Und von denen ist Robert Habeck sicher der einzige, der zwischen Lagern nicht unterscheidet, seriös ist, zudem charismatisch und der vermitteln kann. Dass Olaf Scholz Kanzler würde, das hat wohl kaum jemand außer ihm geglaubt, als er kandidiert hat. Wäre Robert Habeck angetreten und dich Annalena Baerbock, dann hätten wir jetzt vielleicht keine Neuwahlen sondern einen Kanzler Habeck. Abwarten, was bis zur nächsten Wahl passiert. (Dass jemand AUCH Kinderbücher schreiben kann, das halte ich übrigens für keinen Fehler in der professionellen Vita.)

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