Über Personal werde noch nicht geredet, sagt Friedrich Merz. Für die offiziellen Gremien, die Parteipräsidien und -vorstände, mag das auch gelten, schließlich haben die Koalitionsverhandlungen von Union und SPD noch gar nicht begonnen. Unter den Abgeordneten allerdings hat längst das große Spekulieren begonnen: Wer könnte was werden? Ein Überblick:
CDU
Kanzler wird Friedrich Merz - so viel ist sicher. Fest mit einer Beförderung rechnen dürfen Generalsekretär Carsten Linnemann und Thorsten Frei, der bislang die Geschäfte der Unionsfraktion führt. Von Linnemann heißt es, er wäre gerne Minister für Wirtschaft und Arbeit, Frei wurde lange als möglicher Chef des Kanzleramtes gehandelt, könnte aber auch Innenminister oder Vorsitzender der Bundestagsfraktion werden. Dafür interessiert sich dem Vernehmen nach auch der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn, den aber sähe Merz lieber in die Kabinettsdisziplin eingebunden. Als Kanzleramtsminister soll der CDU-Chef inzwischen Hendrik Hoppenstedt aus Niedersachsen favorisieren, der unter Angela Merkel im Kanzleramt schon einmal für die Bund-Länder-Beziehungen zuständig war und als ebenso effizienter wie loyaler Zuarbeiter gilt.
Aus den Ländern könnten die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien oder die Fraktionschefin im hessischen Landtag, Ines Claus, zum Zug kommen. Die stellvertretende Parteivorsitzende Sylvia Breher wird für das Familienministerium gehandelt, könnte aber auch Landwirtschaft. Außerdem muss die CDU zwei Ämter außerhalb des Kabinetts neu besetzen: Nachfolger Linnemanns als Generalsekretär könnte der junge Philipp Amthor werden, als neue Bundestagspräsidentin sehen viele in der Unionsfraktion die frühere Agrarministerin Julia Klöckner. Gelegentlich fällt hier auch der Name des letzten Kanzlerkandidaten Armin Laschet.
SPD
Hier ist Boris Pistorius gesetzt - er könnte je nach Ressortverteilung Verteidigungsminister bleiben, Außenminister werden oder das Innenministerium übernehmen, schließlich war er in Niedersachsen schon einmal Innenminister. Ambitionen auf das Auswärtige Amt werden auch Parteichef Lars Klingbeil nachgesagt, der sich an diesem Mittwoch allerdings erst einmal zum Fraktionsvorsitzenden wählen lässt. Hier kann er freier agieren als in einem Kabinett Merz und sich als nächster Kanzlerkandidat der SPD empfehlen. Sollte Klingbeil nicht in die Bundesregierung wechseln, wäre Pistorius auch der Kandidat für das Amt des Vizekanzlers.
Gute Chancen auf einen Kabinettsposten dürfte auch die scheidende Bundestagspräsidentin Bärbel Bas haben, zum Beispiel als neue Sozialministerin. Für die bisherige Bauministerin Klara Geywitz spricht weniger ihre politische Bilanz als ihre Herkunft aus Ostdeutschland. Außerdem gelten in der SPD noch die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Dagmar Schmidt, Verena Hubertz und Dirk Wiese als ministrabel. Was aus Innenministerin Nancy Faeser und Arbeitsminister Hubertus Heil wird, ist offen. Sollte es Klingbeil ins Kabinett ziehen, könnte Heil Fraktionsvorsitzender werden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat mit Olaf Scholz seinen wichtigsten Fürsprecher verloren, bleibt das Ressort bei der SPD, wäre seine Staatssekretärin Sabine Dittmar aus Unterfranken eine Alternative. Für Entwicklungsministerin Svenja Schulze stellt sich vor allem eine Frage: Bleibt ihr Ressort überhaupt erhalten oder wird es dem Auswärtigen Amt eingegliedert?

CSU
Hier hat Markus Söder sich bereits festgelegt. Der bayerische Bauernpräsident Günther Felßner soll Agrarminister werden, wenn das Ressort an die CSU fällt. Alexander Dobrindt lässt bislang noch offen, ob er sein einflussreiches Amt als Chef der CSU-Landesgruppe behält oder ein Ministerium übernimmt - in diesem Falle müsste es allerdings ein „großes“ Ressort sein, also Inneres, Verteidigung oder Finanzen. Ein Ministerium soll bei der CSU in jedem Fall eine Frau übernehmen - hier liegt im Flurfunk der CSU die Unterfränkin Andrea Lindholz vorn, eine erfahrene Innenpolitikerin, die aber auch das Justizressort übernehmen könnte.
Spekulationen, die Stimmenkönigin Dorothee Bär solle ein neues Digitalministerium führen, sind bisher vor allem eines: Spekulationen. Dem Vernehmen nach will Merz hier einen Fachmann oder eine Fachfrau von außen holen. Bär könnte dafür Vizepräsidentin des Bundestages werden. Aus Bayerisch-Schwaben dürfte der Nördlinger Abgeordnete Ulrich Lange die besten Chancen haben, der beispielsweise für ein neues Infrastrukturministerium infrage käme.
Bitte erspart uns Spahn und Dobrint!!!!
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