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Union: Wer sagt es Armin Laschet, wenn es vorbei ist?

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Wer sagt es Armin Laschet, wenn es vorbei ist?

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    Armin Laschet glaubt noch immer an eine Jamaika-Koalition mit ihm an der Spitze.
    Armin Laschet glaubt noch immer an eine Jamaika-Koalition mit ihm an der Spitze. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Wenn große Träume zerplatzen, sind es meistens die anderen, die das zuerst realisieren. Armin Laschet träumt noch. Und tatsächlich kann der CDU-Chef ja nach wie vor Kanzler werden, wenn aus der Ampel nichts wird. Nur will das außer ihm halt kaum noch jemand. Nicht in den Reihen möglicher Koalitionspartner, nicht im eigenen Laden und erst recht nicht in der Bevölkerung. In einer Umfrage sagen gerade einmal 13 Prozent der Deutschen, dass der Rheinländer trotz des desaströsen Wahlergebnisses regieren soll. Und in der

    Franz Müntefering sagte Gerhard Schröder: "Gerd, es ist vorbei"

    Erinnerungen werden wach an Gerhard Schröder, der seine knappe Niederlage gegen Angela Merkel nicht nur während des denkwürdigen Fernsehauftritts in der Elefantenrunde ausblendete, sondern auch Tage später nicht einsehen wollte, dass die Sache gelaufen war – gegen ihn. Am Ende waren es enge Vertraute wie Franz Müntefering, die ihm im kleinen Kreis klarmachen mussten: „Gerd, es ist vorbei.“ Wer könnte nun den „Münte“ machen? Wem vertraut Laschet? Wer hat die nötige Autorität? Oder wählt am Ende jemand den brachialen Weg und ruft öffentlich das Ende der Ära Laschet aus?

    Als Vorsitzender der Schwesterpartei könnte theoretisch Markus Söder diese Rolle übernehmen. Er gratulierte Olaf Scholz zum Wahlsieg, als Laschet noch zögerte. Er gab sich zumindest offiziell demütig, als Laschet noch recht frontal Regierungsansprüche anmeldete. Aber es war eben vor allem der CSU-Chef, der dem Kanzlerkandidaten über Monate den Wahlkampf zur Hölle gemacht hatte – das Vertrauensverhältnis ist schwer beschädigt.

    Markus Söder stünde im Verdacht, aus Eigeninteresse zu handeln

    Außerdem stünde Söder stets im Verdacht, aus Eigeninteresse zu handeln. Für den Fall, dass die Verhandlungen zwischen SPD, Grünen und FDP scheitern und Laschet den Rückzug antritt, könnte der Bayer noch einmal ins Spiel kommen und ein Jamaika-Bündnis aushandeln – mit ihm selbst an der Spitze? Auch Friedrich Merz und Norbert Röttgen, die gegen Laschet im Kampf um den CDU-Vorsitz verloren hatten, haben noch eigene Ambitionen – und sind als Überbringer der bitteren Nachricht eher ungeeignet.

    Ein bisschen anders liegen die Dinge bei Jens Spahn. Der will zwar unbedingt auch noch etwas werden, war aber einst als Co von Laschet angetreten und hat sich im Wahlkampf halbwegs loyal verhalten. Aus diesem zuletzt verblassten Zweckbündnis heraus könnte er den angeschlagenen Parteivorsitzenden zur Seite nehmen und mit ihm über einen würdigen Notausstieg reden. Spahn ist zwar nicht besonders populär in der Partei, gilt aber mit seinen 41 Jahren für viele als Mann der Zukunft – und als einer, der selbstbewusst genug ist, um sich gegen Alfatiere wie Merz oder Söder dauerhaft zu behaupten.

    Wolfgang Schäuble könnte es, ist aber mit sich selbst beschäftigt

    Oft sind es ja auch die Altvorderen einer Partei, die in solchen Schicksalsmomenten klare Worte finden. Noch-Kanzlerin Angela Merkel scheint mit all dem aber nicht mehr viel zu tun haben zu wollen und Noch-Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist mit sich selbst beschäftigt. Weil die Union nicht mehr stärkste Kraft im Parlament ist, wird er sein Amt verlieren. Was aus dem 79-Jährigen wird, ist unklar. Andererseits war er es, der Laschet wortgewaltig als Kanzlerkandidat durchgesetzt hat – nun könnte er es auch sein, der dem 60-Jährigen erklären muss, dass er seine Chance verspielt hat.

    Am wahrscheinlichsten liegt die Lösung aber in Nordrhein-Westfalen. Dort hat Laschet Leute um sich, denen er wirklich vertraut. Karl-Josef Laumann ist einer von ihnen. Er ist Gesundheitsminister in der Landesregierung und ein sehr besonnener Mann, der selbst in diesen stürmischen Tagen kein schlechtes Wort über seinen Chef verliert.

    Muss sein Vertrauter Herrmann Gröhe die bittere Nachricht überbringen?

    Auch der frühere Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe war immer eine Bank für Laschet. Als es im Duell mit Söder um die Kandidatur im April zum Showdown in der Bundestagsfraktion kam, warf sich Gröhe für Laschet in die Redeschlacht und animierte weitere Abgeordnete dazu, ebenfalls das Wort zu ergreifen.

    Zum engsten Zirkel zählt auch Laschets bisherige Staatssekretärin für Integration in NRW, Serap Güler, die gemeinsam mit ihm nach Berlin geht. Und natürlich sein Staatskanzleichef Nathanael Liminski, der Architekt von Laschets Karriere. Beide müssten sich bei einem Abgang ihres Mentors von der politischen Bühne erst einmal selbst neu sortieren.

    Zumindest sein „Team NRW“ steht noch immer hinter dem CDU-Vorsitzenden. Sie alle wollen nicht, dass er stürzt. Aber einer oder eine von ihnen muss womöglich schon bald ein bitteres Gespräch mit Laschet führen.

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