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Union: Merz, Laschet oder gar Söder: Wer wird nun Kanzlerkandidat?

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Merz, Laschet oder gar Söder: Wer wird nun Kanzlerkandidat?

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    Friedrich Merz gibt seinen Aufsichtsratsjob bei Blackrock auf - lässt eine Kandidatur bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr aber weiterhin offen.
    Friedrich Merz gibt seinen Aufsichtsratsjob bei Blackrock auf - lässt eine Kandidatur bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr aber weiterhin offen. Foto: Angelika Warmuth/dpa

    Mit Prognosen sollte man in diesen Tagen vorsichtig sein. Klar ist jedenfalls: Die CDU braucht nach dem Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer eine neue Spitze und die Union einen Kanzlerkandidaten. Als Angela Merkel 2018 den Anfang vom Ende ihrer Ära verkündete, meldeten mehrere Kandidaten binnen Minuten ihre Ansprüche an. Am stürmischen Montag, an dem Annegret Kramp-Karrenbauer ihren Rückzug bekannt gibt, bleiben potenzielle Nachfolger in Deckung. Das sind die aussichtsreichsten Bewerber:

    Friedrich Merz

    Der 64-jährige Sauerländer ist ein ewig Unvollendeter. Nachdem Angela Merkel ihn 2002 von der Spitze der Bundestagsfraktion verdrängte, zog er sich schmollend zurück und machte Karriere in der Privatwirtschaft. 16 Jahre später bekam er seine zweite Chance – und vergab sie. Im Kampf um den CDU-Vorsitz verlor er knapp gegen Annegret Kramp-Karrenbauer. Doch seine Fans gaben nicht auf. Und er selbst auch nicht. Erst vor wenigen Tagen kündigte er an, sich voll auf die Politik konzentrieren zu wollen. Für ihn steht fest: Die Union ist unter Merkel zu weit in die Mitte gerückt und hat damit sehenden Auges Platz für Konkurrenz am rechten Rand gemacht.

    Friedrich Merz.
    Friedrich Merz. Foto: Peter Steffen, dpa

    Das spricht für ihn: Der Merkel-Kritiker begeistert die enttäuschten Konservativen, die zur AfD abgewandert sind oder in der sogenannten „Werte Union“ Stimmung machen. Die kleine, aber laute Gruppe hat ihn am Montag prompt als Kandidaten vorgeschlagen. Aber auch beim Wirtschaftsflügel und in der Parteijugend punktet der brillante Redner. Die Junge Union feierte ihn zuletzt frenetisch. Er könnte am ehesten Wähler von der AfD zurückgewinnen.

    Das spricht gegen ihn: Seine Arbeit für den umstrittenen Vermögensverwalter Blackrock, die er im April aufgibt, könnte ihm im Wahlkampf schaden. Das Unternehmen gilt als das, was der frühere SPD-Chef Franz Müntefering einst als „Heuschrecke“ bezeichnete. Merz droht potenzielle Wähler den Grünen oder der SPD in die Arme zu treiben. Zudem besteht sein Mythos eher in einer unerfüllten Hoffnung, denn er hat weder Regierungserfahrung, noch jemals eine Wahl gewonnen.

    Armin Laschet

    Der 58-jährige Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens gehört zum Merkel-Lager. Einen radikalen Kurswechsel würde es mit ihm nicht geben. Als der Posten an der CDU-Spitze 2018 frei wurde, ließ er anderen den Vortritt. Das bedeutet allerdings nicht, dass er kein Machtstreben hat. Möglicherweise kann er nur besser auf den richtigen Zeitpunkt warten als andere.

    Ministerpräsident Armin Laschet fordert, das Kohleausstiegsgesetz nicht länger zu verzögern.
    Ministerpräsident Armin Laschet fordert, das Kohleausstiegsgesetz nicht länger zu verzögern. Foto: Federico Gambarini/dpa

    Das spricht für ihn: Laschet hat bewiesen, dass er Wahlen gewinnen kann. 2017 schlug er in Nordrhein-Westfalen überraschend Amtsinhaberin Hannelore Kraft. Als Ministerpräsident hat er seitdem Regierungserfahrung gesammelt und an Format gewonnen. Außerdem führt er den stärksten Landesverband der CDU und wäre auch für das Mitte-Links-Lager wählbar.

    Das spricht gegen ihn: Für den konservativen Flügel wäre Laschet der Inbegriff von „Weiter so“. Was er links der Mitte an Stimmen holen könnte, droht am rechten Rand an die AfD verloren zu gehen.

    Jens Spahn

    Der 39-jährige Bundesgesundheitsminister hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er nach höherem strebt. Trotz überschaubarer Chancen warf er sich 2018 in die Schlacht um die Merkel-Nachfolge an der Parteispitze. Er steht für eine Rückbesinnung auf konservative Werte und legte sich immer wieder mit der Kanzlerin an, wenn es um die Flüchtlingspolitik oder Fragen von Recht und Ordnung ging. Zuletzt konzentrierte er sich allerdings vor allem auf seinen eigentlichen Job und startete viele Initiativen im Gesundheitsbereich.

    Mit Blick auf Deutschland, gingen die Behörden sehr wachsam, aber angemessen mit der momentanen Situation um, sagt Spahn.
    Mit Blick auf Deutschland, gingen die Behörden sehr wachsam, aber angemessen mit der momentanen Situation um, sagt Spahn. Foto: Kay Nietfeld/dpa

    Das spricht für ihn: Als einziger Kandidat symbolisiert er einen Generationenwechsel. Seine Anhänger sehen in ihm den deutschen Sebastian Kurz. Mit dem österreichischen Kanzler ist er tatsächlich befreundet. Für die Junge Union wäre er nach Merz die beste Lösung und auch bei den Konservativen kommt er gut an. Auffällig: CSU-Chef Markus Söder findet sehr oft sehr lobende Worte für Spahn.

    Das spricht gegen ihn: Viele in der CDU halten ihn für zu jung. Seine Zeit komme schon noch, heißt es häufig. Außerdem hatte er in seiner Anfangsphase als Minister die Neigung, sich ständig zu allen möglichen Themen zu äußern – was seine Kritiker als Profilierungssucht empfanden.

    Markus Söder

    Der 53-jährige CSU-Chef kann nicht Vorsitzender der CDU werden. Aber als gemeinsamer Kanzlerkandidat der Union kommt er durchaus infrage. Beim CDU-Parteitag im Dezember wurde er für eine mitreißende Rede bejubelt. Kanzlerambitionen weist er vehement und glaubhaft zurück. Aber wer weiß: Vielleicht fühlt er sich am Ende doch geschmeichelt und der Ehrgeiz siegt über den Verstand?

    Markus Söder.
    Markus Söder. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Das spricht für ihn: Söder könnte der Joker sein, wenn sich die CDU nicht auf einen Kandidaten einigen kann. Er hat Regierungserfahrung – und sein Krawall-Image abgelegt.

    Das spricht gegen ihn: Kandidaten aus Bayern werden im Rest der Republik von jeher mit Argwohn betrachtet, Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber mussten das erleben. Oder wie es jemand aus Söders Umfeld einmal sagte: „CSU-Kanzlerkandidaturen sind wie Russland-Feldzüge. Sie werden mit Euphorie begonnen, dauern lange und gehen am Ende unweigerlich verloren.“

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