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Politik: Kampfabstimmung in der CDU: Jens Spahn tritt gegen Hermann Gröhe an

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Kampfabstimmung in der CDU: Jens Spahn tritt gegen Hermann Gröhe an

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    Jens Spahn ist gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er tritt in einer Kampfabstimmung gegen Hermann Gröhe an.
    Jens Spahn ist gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er tritt in einer Kampfabstimmung gegen Hermann Gröhe an. Foto: Soeren Stache, dpa

    Vor zwei Jahren gab es schon einmal diese Situation. Auf dem CDU-Parteitag in Hannover gab es fünf Kandidaten für das Amt des stellvertretenden Parteichefs, aber nur vier Plätze. Eine Kampfkandidatur schien unausweichlich, ein Kandidat wäre nach der Niederlage schwer beschädigt gewesen. Damals entschärfte die CDU den Konflikt im Vorfeld auf ihre Weise – sie erhöhte einfach die Zahl der Stellvertreter auf fünf. Und alle Kandidaten, Volker Bouffier, Julia Klöckner, Armin Laschet, Ursula von der Leyen und Thomas Strobl, konnten ins Amt gewählt werden.

    Dieses Mal wird die CDU den Konflikt nicht entschärfen

    Wenn die CDU heute in der Kölner Messe zu ihrem 27. Parteitag zusammenkommt, steht sie vor einer ähnlichen Situation. Acht Kandidaten bewerben sich um einen Sitz im Präsidium, dem höchsten Führungsorgan der Partei – aber es gibt nur sieben Plätze. Eine Kampfkandidatur ist unvermeidlich. Denn dieses Mal wollen Parteichefin Angela Merkel, die seit 14 Jahren an der Spitze der Partei steht und für zwei weitere Jahre im Amt bestätigt werden soll, und die Unionsspitze den Konflikt nicht durch eine Erhöhung der Sitze entschärfen.

    Die "graue Maus" Hermann Gröhe gegen den "Rotzlöffel" Jens Spahn

    Und so wird es heute Nachmittag zu einem mit Spannung erwarteten Duell kommen. Sowohl Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe als auch der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn bewerben sich um den Platz im Präsidium, der durch das Ausscheiden des früheren JU-Chefs Philipp Mißfelder frei geworden ist. Die anderen sechs Präsiden treten wieder an: Die beiden Frauen Emine Demirbüken und die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer gelten wegen der Frauenquote als gesetzt, ebenso Finanzminister Wolfgang Schäuble. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich vertritt den Osten, Karl-Josef Laumann den Arbeitnehmerflügel und David McAllister Europa.

    Das Pikante an dem Duell: Spahn und Gröhe kommen beide aus Nordrhein-Westfalen, beide sind in der Gesundheitspolitik zu Hause, beide gelten als pragmatisch, mit beiden könnte Angela Merkel gut leben. Was den Charakter und ihr Auftreten angeht, könnten die Konkurrenten allerdings unterschiedlicher nicht sein. Der 53-jährige Gröhe, vor seinem Wechsel ins Ministerium vier Jahre CDU-Generalsekretär, ist ein ruhiger, nachdenklicher und zurückhaltender Politiker. Man könnte auch sagen: eine unscheinbare graue Maus, die sich nicht auf Kosten anderer profiliert, vorsichtig formuliert, sich weder in Talkshows noch an die Öffentlichkeit drängt und lieber im Verborgenen arbeitet.

    Jens Spahn kann poltern und muss auch mal einstecken

    Der 34-jährige Spahn dagegen, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt, geht keinem Konflikt aus dem Weg, kann poltern und austeilen und muss auch schon mal einstecken. Als „Rotzlöffel“ beschimpfte ihn die Senioren-Union, weil er von den Rentnern Mäßigung verlangte und aus Sicht der Jungen in der Union mehr Gerechtigkeit zwischen den Generationen forderte.

    Und wer ist nun der Favorit im Rennen? Auf dem Papier scheint die Sache klar zu sein. Gröhe ist als amtierender Bundesminister und enger Merkel-Vertrauter ein politisches Schwergewicht, das von seinem Landesverband Nordrhein-Westfalen, dem mitgliederstärksten Landesverband der CDU, offiziell ins Rennen geschickt wird. In der Regel funktionieren die Absprachen der großen Verbände NRW, Niedersachsen und Baden-Württemberg, gegenseitig ihre Kandidaten zu wählen.

    Doch dieses Mal könnte es anders kommen. Denn hinter dem Jungspund Spahn stehen die Junge Union und der Wirtschaftsflügel. Und es gibt weitere prominente Unterstützer: Finanzminister Wolfgang Schäuble zum Beispiel hat bereits seine Sympathien für Spahn erkennen lassen. „Er ist mir als einer der Streitlustigeren in der Partei und im Parlament aufgefallen“, sagt er und fügt hinzu: „Damit kann er einem manchmal ganz schön auf die Nerven gehen, aber das gefällt mir.“

    Spahn selber sieht die Sache nüchtern. Ich trete nicht gegen jemanden an, sagt er, die Delegierten könnten für sieben Plätze aus acht Kandidaten wählen. Gröhe hingegen fährt mit dem Makel einer Niederlage nach Köln – vor wenigen Tagen fiel er in seinem eigenen Bezirksverband Niederrhein durch. Die Delegierten wählten nicht ihn zum Parteichef, sondern den Staatssekretär im Innenministerium, Günter Krings.

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