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Kommentar: Merkel-Nachfolge: Entschieden ist noch gar nichts

Kommentar

Merkel-Nachfolge: Entschieden ist noch gar nichts

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    Annegret Kramp-Karrenbauer bei ihrer Vorstellungsrunde.
    Annegret Kramp-Karrenbauer bei ihrer Vorstellungsrunde. Foto: John MacDougall, afp

    Glaubt man den Wettanbietern, dann kann sich die CDU die aufwendige Organisation von acht Regionalkonferenzen in der zweiten Monatshälfte komplett sparen und sofort ihren neuen Vorsitzenden wählen. Denn im Grunde sei die Sache längst gelaufen. Wer auf Friedrich Merz einen Euro setzt, bekommt im Falle seiner Wahl gerade einmal 1,40 Euro zurück. Bei Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer wären es schon 3,50 Euro. Weit abgeschlagen und somit ohne Chance ist Gesundheitsminister Jens Spahn mit einer Quote von 8,00 Euro.

    Aber ist die Sache wirklich so klar, wie es die Wettquoten suggerieren? Nein. Denn in der Politik ist wie beim Fußball: Die Wahrheit ist auf dem Platz. Nicht Umfragen entscheiden die Wahl, sondern 1001 Delegierte auf dem Parteitag in Hamburg Anfang Dezember. Und die wählen geheim. Gleichzeitig haben die Kandidaten noch vier Wochen Zeit, sich in Stellung zu bringen, Positionen zu beziehen und auf acht Regionalkonferenzen für sich zu werben. Da kann noch viel passieren.

    Annegret Kramp-Karrenbauer sollte man nicht unterschätzen

    Politik ist ein äußerst schnelllebiges Geschäft. Merz mag im Augenblick der Favorit sein, weil er als Außenstehender, als Nicht-Politiker, der weder dem Bundestag noch der Bundesregierung angehört, völlig unbelastet ist und wie kein anderer für einen wirklichen Neuanfang steht. Aber er ist im Moment auch eine große Projektionsfläche, auf der alle Unzufriedenen das sehen, was sie sehen wollen. Und er hat noch nie eine Wahl gewonnen.

    Annegret Kramp-Karrenbauer hingegen hat erst im vergangenen Jahr eindrucksvoll bewiesen, wie man trotz heftigen Gegenwinds eine Regierungsmehrheit verteidigt und Wähler überzeugt. Zudem hat sie als Generalsekretärin den Kontakt zur Basis gepflegt und bei ihrer „Zuhörtour“ viel vom Innenleben der Partei mitbekommen. Weil das aber nicht reicht, um die Herzen der Delegierten zu erobern, hat die Saarländerin sich nun auch noch in aller Deutlichkeit von Angela Merkel abgenabelt. In ihrer Bewerbungsrede hat sie einen neuen Ton und einen neuen Stil versprochen und unüberhörbare Kritik am Umgang Merkels mit der eigenen Partei geübt.

    Merz-Hype: Spannende Wochen um die Merkel-Nachfolge

    Im Schatten des Merz-Hype positioniert sich AKK als selbstbewusste und eigenständige Kraft und punktet mit Regierungserfahrung wie Basisnähe, während Merz plötzlich die Durchsuchungen bei seinem Arbeitgeber Blackrock an der Backe hat. Nichts ist daher entschieden. Die nächsten vier Wochen können noch richtig spannend werden.

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