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Finanzkrise: Vernichtendes Zeugnis für Griechenland

Finanzkrise

Vernichtendes Zeugnis für Griechenland

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    Die Troika setzt Griechenland ein Ultimatum: Die Sparvorgaben müssen unvermindert eingehalten werden.
    Die Troika setzt Griechenland ein Ultimatum: Die Sparvorgaben müssen unvermindert eingehalten werden. Foto: Hannibal (dpa)

    Griechenland - Zehn Fakten zum Krisenland

    Griechenland, die Hellenische Republik, heißt im Griechischen Elláda (Ελλάδα).

    Das Land am Mittelmeer ist eine Parlamentarische Republik.

    Auf 131.957 Quadratkilometern leben knapp 11 Millionen Menschen.

    Die Nationalfeiertage der Griechen sind am 25. März und 28. Oktober.

    Das Kfz-Kennzeichen ist GR, die Internet-TLD .gr und die Telefonvorwahl +30.

    Die Hauptstadt Griechenlands ist Athen. Die weiteren größten Städte sind: Thessaloniki, Piraeus und Patrai.

    Staatsreligion in Griechenland ist das Orthodoxe Christentum. Etwa 97 Prozent aller Griechen sind orthodox.

    Griechenland grenzt an Albanien, Mazedonien, Bulgarien und die Türkei, das als Erzfeind des Landes gilt.

    Griechenland ist seit Jahren wegen der Euro-Krise in den Schlagzeilen. Dem Land bekam einen Schuldenschnitt.

    Griechenland gehört zur Europäischen Union und hat den Euro als Währung.

    Wenige Tage vor einer entscheidenden Sitzung der Euro-Finanzminister am kommenden Montag hat sich die griechische Krise erneut zugespitzt. Unmittelbar nach der Übergabe des jüngsten Troika-Berichtes am Montag setzten die Vertreter von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) Athen ein Ultimatum. Die Neue Regierung in Griechenland vereidigt solle garantieren, dass sie die Sparvorgaben unvermindert einhält. Im anderen Fall steht offenbar die Auszahlung der nächsten Tranche aus dem Rettungspaket in Höhe von 8,1 Milliarden Euro auf dem Spiel.

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    Griechische Medien zitierten aus dem Troika-Bericht, der offenbar ein vernichtendes Zeugnis über die Politik von Ministerpräsident Andonis Samaras enthält. Demnach wurde praktisch keine der Vorgaben der internationalen Gemeinschaft bisher umgesetzt. Beim Eintreiben von Steuern und Abgaben gebe es massive Rückstände, die Verschlankung des Öffentlichen Dienstes komme nicht vom Fleck. Und auch die Privatisierung großer Unternehmen mit Staatsbeteiligung hinke hinter dem Zeitplan hinterher.

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    Staatsanleihen: Sie sind für Staaten die wichtigsten Instrumente, um ihre Finanzierung langfristig sicherzustellen. Der ausgebende Staat sichert in der Regel die Rückzahlung der Summe plus einen festen Zinssatz zu einem festgelegten Zeitpunkt zu. Die Laufzeiten liegen bei bis zu 30 Jahren.

    Auktion: Dies ist der bevorzugte Weg für Staaten, um ihre Schuldpapiere zu verkaufen. Einige Tage vor dem Verkauf werden Summe und Laufzeiten der Anleihen bekannt gemacht. An einem festgelegten Tag können dazu berechtigte Investoren ihre Gebote abgeben. Die Bieter mit den günstigsten Geboten erhalten den Zuschlag. In der Euro-Krise haben einige Staaten, darunter auch Deutschland, bei Auktionen auch schon nicht genug Käufer gefunden. Andere Staaten mussten höhere Zinsen als geplant bieten, um ihre Papiere loszuwerden.

    Primär- und Sekundärmarkt: Die Neuausgabe von Staatsanleihen wird als Primärmarkt bezeichnet. Danach werden sie wie gewöhnliche Wertpapiere weitergehandelt, am sogenannten Sekundärmarkt. Er funktioniert wie ein Gebrauchtwarenmarkt - bereits ausgegebene Staatsanleihen werden während ihrer Laufzeit weiterverkauft. Dabei können sie im Laufe der Zeit an Wert zunehmen oder verlieren. Ein Verkauf vor Ablauf der Laufzeit kann also Gewinn bringen - oder Verlust.

    Zins: Dies ist die Summe, die ein Schuldner - bei Staatsanleihen also der Staat - pro Jahr zusätzlich zahlen muss, damit er für eine bestimmte Zeit Geld geliehen bekommt. Bei den Staatspapieren haben die Zinsen für kriselnde Länder wie Italien in den vergangenen Wochen ständig neue Höchstwerte erreicht. Bei einer Neuausgabe zehnjähriger Staatsanleihen musste das Land zuletzt mehr als sieben Prozent Zinsen bieten - schon sechs Prozent Zinsen gelten als kritischer Wert, ab dem Länder wie Irland oder Griechenland um internationale Hilfe bitten mussten.

    Rating: Rating ist das englische Wort für Bewertung. Es wird für die Noten benutzt, die Prüfunternehmen - die Ratingagenturen - vergeben, um die Kreditwürdigkeit von Staaten zu beurteilen. Verschlechtern diese Unternehmen etwa wegen hoher Schulden die Note eines Landes, ist von einer Herabstufung die Rede. Das betroffene Land muss dann höhere Zinsen zahlen, um sich Geld zu leihen.

    Rendite: Damit wird im Prinzip der tatsächliche Gewinn bezeichnet, den ein Käufer von Schuldpapieren am Ende eines Jahres macht. Depotgebühren werden dabei eingerechnet genauso wie Kursgewinne oder -verluste. Die Rendite liegt derzeit in der Regel höher als der Zinssatz, der bei der Erstausgabe für die Staatsanleihen festgelegt wurde. Denn aufgrund der krisenhaften Entwicklung verlangen die Investoren am Sekundärmarkt Risikoaufschläge, wenn sie Staatspapiere kaufen. Unterm Strich zahlen sie damit für eine Anleihe also einfach weniger - und machen am Ende einen größeren Gewinn. An der aktuellen Rendite orientiert sich der künftige Zinssatz, der für neue Staatsschuldtitel bezahlt werden muss.

    Spread: Damit wird der Unterschied am Markt bei der Rendite von zwei Staatsanleihen angegeben. Dieser Wert, der in Basispunkten oder Prozentpunkten angegeben wird, ist umso höher, je größer das Risiko eines Zahlungsausfalls eines Landes ist. In der Euro-Krise sind die zehnjährigen Staatsanleihen Deutschlands ein Referenzwert, weil diese als besonders sicher gelten: Wenn also der «Spread» für Frankreich auf zwei Prozentpunkte steigt, dann bedeutet dies, dass das Land einen um diesen Wert höheren Zinssatz als Deutschland bei einer Neuausgabe von Schuldpapieren zahlen muss.

    Dem widersprach Athens Wirtschaftsminister Kostis Hatzikadis. „Griechenland dreht weiter auf Kurs“, betonte der Politiker. Die Privatisierungsbemühungen würden vorangetrieben. „Wir schreiben zum Beispiel die Konzessionen für die Häfen und regionale Flughäfen aus. Der Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport und der Flughafen München haben bereits Interesse gezeigt“, sagte der Minister.

    Griechenlands Wirtschaftsminister fordert weiteren Schuldenschnitt

    Für massive Verärgerung sorgte Hatzikadis mit Überlegungen zu einem Merkel: Kein neuer Schuldenschnitt für Griechenland. Zwar halten sich solche Gerüchte seit Tagen auch in Brüssel. Spätestens nach der Bundestagswahl in Deutschland, so spekulieren Finanzexperten, werde man sowohl „für Athen wie auch für Lissabon über einen weiteren Gläubigerverzicht reden müssen“, war am Rande des jüngsten EU-Gipfels zu hören. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) wies solche Gedankengänge allerdings zurück. Nach dem griechischen Schuldenschnitt habe man klargestellt, dass „wir einen solchen Schritt nicht mehr machen werden“.

    Athen steht vor allem deshalb unter Druck, weil es im August Verbindlichkeiten in Höhe von 2,2 Milliarden Euro bedienen muss. Beobachter spekulieren deshalb, dass die Euro-Finanzminister auch eine Ratenzahlung für die nächste Hilfstranche beschließen könnten. Eine Null-Lösung würde Athen erneut an den Rand der Pleite bringen.

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