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Coronavirus: Große Verwirrung um ein kleines Stück Stoff: Wie effektiv sind Masken?

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Große Verwirrung um ein kleines Stück Stoff: Wie effektiv sind Masken?

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    Stoff für Diskussionen: die Mund-Nasen-Bedeckung.
    Stoff für Diskussionen: die Mund-Nasen-Bedeckung. Foto: Alexander Kaya (Symbolbild)

    Viele Todesfälle und Erkrankungen hätten von Anfang an vermieden werden können. Davon ist Professor Klaus-Dieter Zastrow überzeugt: „Mit einer Maskenpflicht für alle von Beginn an hätte die Pandemie im Keim erstickt werden können“, betont der Professor für Hygiene, der auch bereits als Fachgebietsleiter beim Robert-Koch-Institut (RKI) gearbeitet hat.

    Doch gerade das RKI, aber auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hielten es noch bis März nicht für nötig, dass alle Masken tragen. Für Zastrow „ein Skandal, der bis heute mit keinem vernünftigen Argument erklärt werden kann“.

    Schon im Januar habe er auf die Wichtigkeit von Masken hingewiesen. „Mit der Maske löst man das ganze Problem“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. „Denn Corona-Viren sitzen in einem Bereich: dem Mund-Nasen-Raum. Dort muss man sie bekämpfen.“

    Masken wurden zu horrenden Preisen im Internet verkauft

    Auch der Regensburger Infektiologe Professor Bernd Salzberger ist überzeugt davon, dass das Tragen von Masken ein wirksamer Schutz im Kampf gegen Corona-Viren ist. Warum wurde die Maskenpflicht also nicht von Anfang an empfohlen?

    „Diese Pandemie hat uns alle eiskalt erwischt. Weltweit“, beginnt Salzberger zu erklären und sagt weiter: „Die Datenlage zur Wirksamkeit von Masken war Anfang des Jahres noch nicht so gegeben wie heute.“ Und dann habe es noch ein anderes großes Problem gegeben: „ Es gab damals schlichtweg nicht genügend Masken für alle. Der Weltmarkt war schlagartig leer gefegt. Masken wurden beispielsweise zu horrenden Preisen im Internet verkauft.“ Das wussten das RKI, die WHO, aber auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, kurz LGL.

    Hätten diese Einrichtungen den Menschen sofort zum Tragen von Masken geraten, hätte dies nach Einschätzung von Salzberger vermutlich zu Panik geführt, weil Schutzausrüstungen generell zu Beginn der Pandemie Mangelware war. „Wir hatten damals eine kritische Situation“, sagt Salzberger. Doch wir hatten seiner Ansicht nach „zum Glück sehr zupackende Politiker, die mit dieser schwierigen Lage verantwortungsvoll umgegangen sind – wir sind doch in der ersten Welle sehr gut davon gekommen“.

    Hygiene-Experte: „Masken schützen sowohl den Träger als auch das Gegenüber“

    Hygiene-Fachmann Zastrow hingegen sieht massive Versäumnisse in der Politik, aber auch bei vielen Experten: Die Wirksamkeit von Masken bedurfte für ihn von Anfang an keines Beweises mehr. Schließlich verwenden Ärzte seit Jahrzehnten im Umgang mit Patienten, die ansteckende Krankheiten haben, aber auch im Operationsbereich Masken.

    Aus seiner Sicht wird bis heute „völlig verantwortungslos“ über die Wirksamkeit des Mund-Nasen-Schutzes diskutiert und „unglaublich viel Blödsinn“ erzählt. Zum Beispiel, dass eine Maske nur die anderen schütze, aber nicht den Träger. Das stimme nicht, betont Zastrow: „Masken schützen sowohl den Träger als auch das Gegenüber.“ Ärgerlich sei an dieser Aussage vor allem, dass damit die Motivation sinke, eine zu tragen: „Da denken doch viele, was geht mich der Nachbar an.“

    Braucht man FFP2-Masken zum Schutz gegen Corona-Viren?

    Mindestens ebenso schlimm für ihn sind die vielen verwirrenden Aussagen, welche Maske Schutz bietet. Auch Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery mischte in der Diskussion mit und sprach im April im Deutschlandfunk vom „Armutszeugnis eines Staates“, weil Deutschland es nicht geschafft habe, so viele FFP2-Masken zu produzieren oder zu importieren, damit alle eine haben.

    Denn Montgomery schien überzeugt davon zu sein, dass nur FFP2-Masken etwas bringen und nicht die „Lappen“, die sich die meisten ins Gesicht hängen. Zastrow ist hörbar verzweifelt über solche Aussagen. Kämen FFP2-Masken doch vor allem im Bau zum Schutz vor gefährlichen Arbeitsstoffen zum Einsatz, im Kampf gegen Corona-Viren brauche man sie seiner Meinung nach aber nicht.

    Wäre es nach Zastrow gegangen, hätten alle Menschen von Beginn der Pandemie an lieber selbst genähte Masken getragen als gar keine: „Denn auch die selbst genähten Masken schützen, weil es nicht darum geht, die Corona-Viren durch zu lassen, sondern virenbelastete Tröpfchen und die stoppen auch Lappen.“

    Dieser Artikel ist Teil unseres Schwerpunkts "Corona und die Folgen: Was hätte die Politik besser machen können?" Lesen Sie hier weitere Texte zum Thema:

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