Es sind Bilder, die angesichts der Corona-Pandemie wie aus vergangenen Sommern zu stammen scheinen: Deutsche Urlauber sitzen dicht gedrängt vor den Bars. Masken trägt niemand, Abstand hält auch keiner. Tatsächlich stammen die Aufnahmen vom vergangenen Wochenende und sind auf Mallorca entstanden. Die regionale Regierung hat bereits reagiert: Seit diesem Montag herrscht auf den Balearen eine strenge Maskenpflicht - selbst dort, wo die Abstandsregeln eingehalten werden können.
Die Ereignisse auf Mallorca hat auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn besorgt zur Kenntnis genommen, wie er während einer Pressekonferenz am Montag erklärte: "Wir müssen aufpassen, dass Mallorca kein zweites Ischgl wird." Eine Gruppenreise nach Mallorca, um dort ohne Corona-Regeln zu feiern, sei eine schlechte Idee. Man riskiere damit, das Virus wieder ins Heimatland einzuschleppen. Spahn appellierte auch an die Fluggesellschaften, die Maskenpflicht in Flugzeugen konsequent durchzusetzen.
Spahn: "Gefahr einer zweiten Welle ist real"
Sich auch im Urlaub vorsichtig zu verhalten sei vor allem im Hinblick auf die positiven Infektionszahlen wichtig, erklärte der Minister. Diese seien auf niedrigem Niveau. "Regionale Ausbrüche zeigen aber, wie schnell sich das Virus verbreiten kann. Wir sollten uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wir sind noch mitten in der Pandemie", sagte Spahn. Die Gefahr einer zweiten Welle sei real, deshalb bat er die Bürger nochmals darum, Abstand zu halten, Hygienemaßnahmen zu beachten und Masken zu tragen, wo dies verpflichtend ist. Gemeinsam als Gesellschaft könne es gelingen, eine zweite Welle zu verhindern.
Der Gesundheitsminister stellte zudem seine Corona-Ziele für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft vor: Die EU müsse unabhängiger von anderen Teilen der Welt werden, was die Herstellung von medizinischer Ausstattung und Medikamenten betrifft. Die europäischen Gesundheitsminister wollen außerdem die Rolle Europas innerhalb der WHO stärken: "Es ist ein herber Rückschlag für die WHO, dass die USA austreten wollen", sagte Spahn.
Forsa-Umfrage: Mehrheit der Deutschen rechnet mit zweiter Welle
Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, nahm ebenfalls an der Pressekonferenz teil und gab eine Einschätzung zur Corona-Lage in Deutschland und weltweit ab. Die Pandemie wüte aktuell vor allem in Ländern, die trotz hoher Fallzahlen Corona-Maßnahmen gelockert haben. "In Deutschland gab es bislang rund 199.000 Fälle und rund 9000 Todesfälle." 5000 Menschen seien derzeit aktiv infiziert. "Dass sich die Fallzahl auf niedrigem Niveau stabilisiert hat, ist ein sehr gutes Zeichen", sagte Wieler. Wichtig dabei ist: Die Gesundheitsämter können mit Zahlen dieser Größenordnung umgehen.
In Deutschland gibt es derzeit eine Testkapazität von 1,1 Millionen Tests pro Woche. Außerdem verzeichne das RKI mittlerweile 15,5 Millionen Downloads der Corona-Warn-App. 500 Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet wurden, haben zudem die Gelegenheit erhalten, andere Nutzer über die App zu warnen. Wie viele letztlich gewarnt wurden, wisse das RKI aufgrund der dezentralen Datenspeicherung nicht.
Während der Pressekonferenz stellte Manfred Güllner, Chef des Forsa-Instituts, kurz die Ergebnisse einer Befragung von 30.000 Menschen vor. 75 Prozent der Deutschen beschäftigen sich demnach fast täglich mit Corona und nur 20 Prozent halten eine zweite Welle für unwahrscheinlich.
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