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CDU: Kramp-Karrenbauer, Merz, Spahn: Merkels mögliche Erben

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Kramp-Karrenbauer, Merz, Spahn: Merkels mögliche Erben

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    Gesundheitsminister Jens Spahn.
    Gesundheitsminister Jens Spahn. Foto: Gregor Fischer (dpa)

    Parteitage der CDU sind für gewöhnlich Hochämter der Langeweile. Wer ins Präsidium gewählt wird, steht in der Regel schon vorher fest – und im Gegensatz zur SPD, die seit der Wiedervereinigung 1990 bereits zwölf Vorsitzende benötigt hat, sind es bei der

    Friedrich Merz: Der Kandidat aus dem Off

    Obwohl er sich schon vor neun Jahren aus dem Bundestag zurückgezogen hat, ist Merz für viele Konservative in der CDU immer der Mann für den Fall der Fälle geblieben – der Mann für die Zeit nach Angela Merkel. Er selbst dagegen hatte in einem Interview im Dezember noch ganz anders geklungen: „Ich habe nicht die Absicht, in die aktive Politik zurückzukehren.“ Zu gut hat der Sauerländer mit Zweitwohnsitz Tegernsee zuletzt als Anwalt, als Beirat in verschiedenen Unternehmen und als Aufsichtsratsvorsitzender beim deutschen Ableger des amerikanischen Vermögensverwalters Blackrock verdient – und zu tief, so schien es, saß die Verbitterung über die Ereignisse des Jahres 2002. Mit einer von langer Hand vorbereiteten Intrige, hatte er damals geklagt, hätten

    Friedrich Merz.
    Friedrich Merz. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa (Archiv)

    Friedrich Merz, verheiratet und Vater von drei Kindern, wäre als neuer Parteivorsitzender der personifizierte Gegenentwurf zu Angela Merkel: konservativer, alles andere als konfliktscheu und ein brillanter Redner obendrein. Er hat den Begriff von der deutschen Leitkultur geprägt und die berühmte Steuerreform auf dem Bierdeckel entworfen, die mit nur noch drei Steuersätzen auskommt. Würde der 62-jährige gewählt, wäre das nicht nur ein Signal der konservativ-liberalen Erneuerung, sondern auch ein später Triumph über die Frau, die ihn einst so kühl abserviert hatte.

    Prognose: Merz ist der Kandidat der Herzen – und damit Favorit.

    Annegret Kramp-Karrenbauer: Merkels Wunsch-Nachfolgerin

    Sie hat keine großen Gegner in der CDU – aber auch keine starke Hausmacht. Dass Annegret Kramp-Karrenbauer im Februar mit einem quasi-sozialistischen Ergebnis von knapp 99 Prozent zur Nachfolgerin des glücklosen Generalsekretärs Peter Tauber gewählt wurde, war vor allem der Situation geschuldet: ein von der Sehnsucht nach einem Neubeginn gespeister Vertrauensvorschuss nach einem verkorksten Bundestagswahlkampf. Seitdem hat die frühere Ministerpräsidentin des Saarlandes einen regelrechten Veranstaltungsmarathon hinter sich, mit dem sie sich der Partei bekannter gemacht, dabei gleichzeitig aber auch viel Frust über das Bild zu spüren bekommen hat, das die CDU selbst, ihre Schwesterpartei und die Große Koalition insgesamt abgeben. AKK, wie die 56-jährige Juristin in der Union gerne genannt wird, gilt als eine der engsten Vertrauten von Angela Merkel und als deren Wunsch-Nachfolgerin. Politisch ist sie schwer zu fassen: Bei der Ehe für alle argumentierte sie stramm konservativ, in der Flüchtlingspolitik dagegen ganz auf Merkel-Linie. Ihre Jamaika-Koalition im Saarland ließ sie 2012 nicht aus Verdruss über die Grünen platzen, sondern wegen interner Streitereien in der FDP.

    Annegret Kramp-Karrenbauer.
    Annegret Kramp-Karrenbauer. Foto: Gregor Fischer, dpa

    Annegret Kramp-Karrenbauer, verheiratet und Mutter von drei Kindern, wäre als neue Parteivorsitzende die personifizierte Kontinuität. Sie steht, im Stil wie in der Sache, für die Politik von Angela Merkel. Allerdings räumte sie nach ihrem Amtsantritt im Adenauer-Haus ein, dass die Anliegen der Partei vor lauter Rücksichtnahme auf die Regierung zuletzt zu kurz gekommen seien, dass die CDU wieder eigenständiger denken und stärker um junge Wähler werben müsse.

    Prognose: Sie ist Merkels Kandidatin – und das ist ihr Handicap.

    Jens Spahn: Der personifizierte Generationswechsel

    Sie haben ihn gewarnt. Ist er nicht jung genug, um noch zu warten? Läuft in der nächsten CDU-Generation nicht ohnehin alles auf ihn zu? Den Rat einiger Parteifreunde, die Bühne jetzt Friedrich Merz zu überlassen und den konservativen Flügel der Partei nicht durch eine eigene Kandidatur zu spalten, hat Gesundheitsminister Jens Spahn nach kurzem Zögern ignoriert. Er will es selbst wissen, ehrgeizig wie er ist. Hat er nicht all denen Gesicht und Stimme gegeben, die Angela Merkels Flüchtlingspolitik für politischen Wahnsinn gehalten haben? Hat er nicht längst bewiesen, dass er beides kann – Partei und Regierung? Wenn nicht jetzt also, wenn dann?

    Jens Spahn.
    Jens Spahn. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa

    Jens Spahn, 38 Jahre jung und mit einem Journalisten in einer eingetragenen Partnerschaft lebend, wäre als neuer Parteivorsitzender der personifizierte Generationswechsel. Mit 22 Jahren schon Bundestagsabgeordneter, mit 34 Mitglied im Parteipräsidium, ein Jahr später auch Staatssekretär im Finanzministerium, seit März Bundesminister – in einem Alter, in dem viele Parteifreunde erst mit der Ochsentour durch die Orts- und Kreisverbände beginnen, wird der gelernte Bankkaufmann aus dem Westfälischen schon als Ersatzkanzler gehandelt. Zuletzt hat er sich mit Kritik an Angela Merkel zwar deutlich zurückgehalten und sich vor allem um bessere Bedingungen in der Pflege gekümmert. Nun aber, da die Partei „ins Offene“ geht, so der Titel einer von ihm herausgegebenen Sammlung mit kritischen Texten zur deutschen Flüchtlingspolitik, sucht auch er ganz offen seine Chance.

    Prognose: Der neue Merz ist noch zu jung, um den alten zu gefährden.

    Armin Laschet: Der Mann mit der Hausmacht

    Armin Laschet.
    Armin Laschet. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Und dann sind da noch drei Kandidaten, die schon lange vor Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn ihren Hut in den Ring geworfen haben: Der Berliner Jurastudent Jan-Philipp Knoop, der Bonner Juraprofessor Matthias Herdegen und der hessische Unternehmer Andreas Ritzenhoff. Ob sie ihre Bewerbungen nun noch aufrecht erhalten, ist ungewiss. Noch offen hält sich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet eine Kandidatur. Als Vorsitzender des mitgliederstärksten Landesverbandes hätte der bekennende Merkel-Mann eine starke Hausmacht im Rücken. Mit Merz und Spahn aber kommen bereits zwei mögliche Merkel-Erben aus NRW.

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