Bösartige Tumore sind - nach Herz-Kreislauferkrankungen - die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Jeder zweite Mann und fast jede zweite Frau erkrankt an Krebs - rund 500.000 Menschen erhalten jedes Jahr die gefürchtete Diagnose. Häufig ist es Schicksal, doch der Lebensstil kann das Krebsrisiko erheblich beeinflussen, wie Experten anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar betonen.
Die häufigsten Krebsarten in Deutschland
Prostatakrebs: Er ist mit rund 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Über 12.000 Männer sterben pro Jahr daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 94 Prozent. Risikofaktoren: Männliche Geschlechtshormone sind mit dafür verantwortlich; genetische Vorbelastung.
Darmkrebs nennt man alle Krebserkrankungen, die den Dickdarm, den Mastdarm oder den After betreffen. Mit 16 Prozent ist er die zweithäufigste Krebsart und mit zwölf bis 14 Prozent die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 53 und 63 Prozent. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fettige Kost, Alkohol, Tabak, erbliche Vorbelastung. Vorsorge ist ab dem 50. Lebensjahr kostenlos.
Lungenkrebs ist in Deutschland sowohl für Männer als auch für Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. 32.500 Männer und 14.600 Frauen erkranken jährlich daran. Die Prognose für diesen Krebs ist nicht gut: 26 Prozent der erkrankten Männer und zwölf Prozent der Frauen sterben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 13 und 17 Prozent bei Männern, zwischen 13 und 19 Prozent bei Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen, Asbest- oder Radonbelastung. Obst und Gemüse wirken sich schützend aus.
Brustkrebs (bei Frauen) Über 60.000 Frauen erkranken daran. Im Schnitt sind sie dann 64 Jahre alt. Seit 1990 geht die Zahl der Erkrankten zurück. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 87 Prozent. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, ein höheres Alter bei der ersten Geburt, der späte Eintritt in die Wechseljahre, Einnahme der Pille, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel.
Studien auf diesem Gebiet kommen durchaus zu abweichenden Ergebnissen. Dabei gibt es auch deutliche Unterschiede von Krebsart zu Krebsart. Doch nach Ansicht vieler Forscher wären insgesamt bis zur Hälfte der bösartigen Tumore vermeidbar, wenn Menschen nicht rauchen würden, auf Alkohol verzichteten, auf ihre Ernährung achteten, Sport trieben und schlank blieben. "Das Schicksal spielt natürlich eine Rolle, aber man kann es stark beeinflussen", sagt der Leiter der Abteilung Epidemiologie von Krebserkrankungen am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, Rudolf Kaaks.
Krebsrisiko senken: Nicht rauchen und gesund ernähren
Rauchen: Rauchen sei bundesweit für etwa jeden fünften Krebsfall verantwortlich, warnt Kaaks. Bei Lungen-, Rachen-, Speiseröhren- und Blasenkrebs sei der Anteil sogar noch viel höher. Hinzu komme, dass Lungenkrebs sehr oft tödlich ende. "Rauchen ist Ursache und sicherlich auch Killer Nummer eins, wenn es um die Krebssterblichkeit geht." Auch der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft, Johannes Bruns, warnt vor den Folgen des Tabakkonsums: Es gebe relativ wenige Möglichkeiten, Krebs wirkungsvoll vorzubeugen - und nicht zu rauchen sei eine davon. Entscheidend sei, dass Rauchen nicht nur einen selbst, sondern auch andere betreffe. Allein in Deutschland würden jährlich 3000 Menschen durch Passivrauchen an Krebs sterben.
Übergewicht: Den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebs kennen viele Menschen nicht, dabei ist er laut Kaaks seit Jahren belegt. Nach vorsichtigen Schätzungen könnten darauf mindestens fünf bis sechs Prozent aller Krebsfälle zurückgeführt werden. "Die Liste der Krebsarten, bei deren Entstehung vermutlich Übergewicht eine Rolle spielt, wird immer länger", erläutert der DKFZ-Experte. Dabei gelte nicht nur Fettleibigkeit als Risikofaktor - auch an sich schlanke Menschen mit viel Bauchfett hätten ein erhöhtes Risiko. Bruns sieht keinen so offensichtlichen Zusammenhang. Das Gewicht könne ein Risikofaktor für Krebs sein, doch niemand könne sagen, um wie viel das Risiko ab einem bestimmten Gewicht steige, sagt er.
Ernährung: Falsche Ernährung spielt Kaaks zufolge bei bis zu zehn Prozent aller Krebsfälle eine Rolle. Es gibt auch Lebensmittel, die etwas vor Krebs schützen. Am besten belegt und am stärksten ausgeprägt seien die schädliche Wirkung von rotem Fleisch und die schützende Wirkung von Ballaststoffen, sagt Kaaks. Dass Gemüse und Obst das Krebsrisiko stark senken, habe sich jedoch nicht bestätigt. Für Aufsehen sorgte eine Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Wer viel verarbeitetes Fleisch - etwa Würstchen oder Schinken - esse, erhöhe sein Darmkrebsrisiko. Zudem stufte die WHO rotes Fleisch generell als wahrscheinlich krebserregend ein. Prompt gaben Ernährungsexperten unter anderem zu bedenken, dass Fleisch Eisen und wichtige Vitamine liefert. "Man kann jedes Fleisch bedenkenlos essen. Es kommt aber auf die Menge an", betont Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke.
Risiko für Krebs kann auch mit Sport gesenkt werden
Sport: Körperliche Aktivität senkt das Risiko für Darm- und Brustkrebs. "Und es mag sehr wohl sein, dass das auch für viele andere Krebsarten gilt", sagt Kaaks. Der Fachgebietsleiter des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut, Klaus Kraywinkel, schätzt, dass mindestens jeder fünfte Krebsfall auf Bewegungsmangel, Übergewicht und/oder ungesunde Ernährung zurückzuführen ist. "Fitness wirkt ein Stück weit schützend", meint auch Bruns. "Aber kein Mensch sollte glauben, vor Krebs gefeit zu sein, nur weil er jedes Jahr den Berlin-Marathon läuft."
Alkohol: Vier bis fünf Prozent aller Krebsfälle sind laut Kaaks auf Alkohol zurückzuführen. Vor allem die Kombination von Alkohol und Rauchen sei gefährlich, warnt er. Ein Glas Wein oder Bier reiche schon aus, um das Risiko für bestimmte Krebsarten leicht, aber nachweisbar zu steigern. Bruns ist überzeugt, dass bei Alkohol die Dosis das Gift macht. "Irgendwann ist die Schwelle erreicht, wo der Körper nicht mehr damit umgehen kann und Krebs entsteht", sagt er. Diese Schwelle sei aber von Mensch zu Mensch sehr verschieden.
Was Sie über Krebs wissen sollten
Statistisch gesehen entwickelt jeder dritte Europäer im Laufe seines Lebens Krebs. In Deutschland erkranken etwa 395.000 Menschen jährlich neu, etwa 210.000 Menschen sterben an der Krankheit.
Der Ausdruck Tumor wird als Überbegriff für gut- und bösartige Geschwülste verwendet.
Von Tumoren werden sogenannte Systemerkrankungen unterschieden, wie Blutkrebs (Leukämie) oder Lymphdrüsenkrebs.
Tumore gehen auf krankhafte Veränderungen zurück, die eine gesunde Zelle in eine unkontrolliert wachsende Zelle umwandeln.
Gemäß den aktuellen Zahlen der Deutschen Krebsgesellschaft ist bei Männern die häufigste Krebsart mit jährlich rund 63.000 Erkrankungen Prostatakrebs. Bei Frauen ist dies Brustkrebs mit jährlich rund 70.000 Erkrankungen. Danach folgen Darmkrebs, Lungenkrebs, Harnblasenkrebs und Magenkrebs.
Eine Form der Krebstherapie ist die Operation. Voraussetzung ist die frühzeitige Erkennung des Tumors. Neue Techniken wie Laserchirurgie und Endoskopie ermöglichen schonendere Operationen als noch vor Jahren.
Die Chemotherapie ist die medikamentöse Behandlung von Krebserkrankungen. Dabei werden Stoffe verwendet, die ihre schädigende Wirkung möglichst gezielt auf bestimmte krankheitsverursachende Zellen beziehungsweise Mikroorganismen ausüben und diese abtöten oder in ihrem Wachstum hemmen.
Die molekularbiologische oder auch zielgerichtete Krebstherapie ist ein junger Ansatz bei der Behandlung von Krebs. Während die Chemotherapie eher unspezifisch wirkt und auch gesunde Zellen schädigt, können durch neue Wirkstoffe Krebszellen zielgenau angegriffen werden.
Bei bösartigen Tumoren kommt häufig auch die Strahlentherapie zum Einsatz. Vorwiegend wird Gammastrahlung, Röntgenstrahlung oder Elektronenstrahlung verwendet.
Etwa zwei Drittel aller Krebserkrankungen werden durch Nikotinsucht, falsche Ernährung und Risikofaktoren in der Umwelt hervorgerufen. Neben gesunder Ernährung und Sport gilt ganz allgemein „bewusstes Leben“ als eine gute Methode der Krebsprävention.
UV-Strahlung: Sonnenbrände seien der Hauptrisikofaktor für schwarzen Hautkrebs - 90 Prozent aller Melanome gingen vermutlich darauf zurück, warnt Kaaks. "Daher ist es extrem wichtig, Sonnenbrände zu vermeiden." Kinder und Menschen mit heller Haut und roten Haaren brauchten besonderen Schutz. "Aber man muss nicht so weit gehen, dass man bei Sonnenschein im Keller sitzt und nur abends rausgeht." Schließlich sei Sonnenlicht wichtig für die Versorgung mit Vitamin D, das für Gesundheit und Psyche bedeutsam sei.
Infektionen: Bei manchen Krebsarten spielen Viren und Bakterien eine gravierende Rolle. HPV-Infektionen etwa seien für alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich, sagt Kaaks. Dagegen gebe es eine Impfung. Kraywinkel geht davon aus, dass in Deutschland bei fünf bis zehn Prozent der Krebserkrankungen chronische Infektionen eine Rolle spielen. Zu den bekanntesten Erregern zählen das Hepatitis B- und C-Virus sowie das Bakterium Helicobacter pylori.
Zur Vorbeugung von Krebs ist Vorsorge wichtig
Vorsorge: Gesetzliche Vorsorgeuntersuchungen seien neben dem Verzicht aufs Rauchen die wichtigste Maßnahme zur Krebsvorbeugung, sagt Bruns. Bei einer Darmspiegelung etwa ließen sich schon Krebsvorstufen erkennen und entfernen. Dadurch könne Darmkrebs gar nicht erst entstehen. Ähnliche Effekte gebe es etwa beim Hautkrebs-Screening und beim Pap-Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Und selbst wenn Krebs bereits entstanden sei, könne er durch solche Untersuchungen oft frühzeitig entdeckt werden. AZ/dpa
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