Immer mehr gefälschte Medikamente sind in Deutschland in Umlauf. Die Zahl hat in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Allein zwischen 2009 und 2010 habe sich die Zahl der sichergestellten Tabletten-Plagiate von rund fünf auf zehn Millionen fast verdoppelt, sagte Wolfgang Schmitz vom Zollkriminalamt am Mittwoch in Berlin. Gemeinsam mit dem Pharmakonzern Pfizer hatte die Behörde zu einem "Informationsforum Arzneimittelfälschungen" eingeladen.
Doch bei Ampullen steigere sich die Zahl der Fälschungen noch mehr: 14 Millionen wurden den Angaben zufolge im vergangenen Jahr beschlagnahmt - vier Jahre zuvor waren es noch 65.000. Dass die Dunkelziffer vermutlich deutlich höher liegt, davon geht Schmitz aus.
Jedes zweite Medikament aus dem Internet gefälscht
Gefälscht werden vor allem Lifestyle-Präparate wie die Potenzpille Viagra oder Appetitzügler, aber auch HIV-Mittel oder Krebsmedikamente. Die größte Gefahr, gefälschte Arzneimittel zu erhalten, gebe es im Internet. Dort ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO jedes zweite vertriebene Medikament ein Plagiat.
Der jährliche Umsatz mit gefälschten Medikamenten beträgt allein in Europa 10,5 Milliarden Euro, darunter auch Schmerzmittel, cholesterinsenkende Arzneien oder Antibiotika. Das geht aus einer Studie des US-Pharmakonzerns Pfizer von 2010 hervor. Das Unternehmen ist von den Plagiaten stark betroffen: Eines der am meisten gefälschten Medikamente ist dessen Potenzpille Viagra. Laut Unternehmensangaben wurden 2010 weltweit rund fünf Millionen gefälschte Tabletten des Präparats sichergestellt.
Den finanziellen Schaden für das Unternehmen wollte Pfizer nicht beziffern. Für die Pharmabranche habe die WHO weltweit Einbußen von rund 75 Milliarden Dollar errechnet, sagte Unternehmenssprecher Martin Fensch. Er warnte Verbraucher vor allem vor gesundheitlichen Gefahren: In den gefälschten Medikamenten seien oft geringere oder falsche Wirkstoffe enthalten. Schlimmstenfalls können solche Medikamente zum Tod des Patienten führen. dpa/AZ