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Gaming Disorder: ICD-11: WHO will Videospiel-Sucht als Krankheit einstufen

Gaming Disorder

ICD-11: WHO will Videospiel-Sucht als Krankheit einstufen

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    Manche Spiele können kognitive Fähigkeiten fördern. Liegen allerdings bestimmte Sucht-Symptome vor, so ist nach der ICD-11 wohl bald eine "Gaming Disorder" zu diagnostizieren.
    Manche Spiele können kognitive Fähigkeiten fördern. Liegen allerdings bestimmte Sucht-Symptome vor, so ist nach der ICD-11 wohl bald eine "Gaming Disorder" zu diagnostizieren. Foto: Oliver Berg/dpa (Symbolbild)

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwaltet die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD). Aktuell ist die ICD-10 das wichtigste weltweit anerkannte Klassifikationssystem. Darin werden Krankheiten und gesundheitliche Probleme nicht einfach nur aufgelistet, sondern es geht um eine Aufzählung medizinischer Diagnosen. In der neuen Auflage ICD-11, die im Mai 2018 verabschiedet werden soll, ist auch "Gaming Disorder", also die Spielsucht nach Videospielen, aufgeführt.

    Die derzeit gültige ICD-10 hat die WHO 2016 herausgegeben. Auf der offiziellen Homepage der Weltgesundheitsorganisation ist nicht nur das aktuelle Klassifikationssystem aufgeführt, sondern auch eine Beta-Version der ICD-11. Interessierte können hier nachschlagen, wie das neue System ab 2018 aussehen soll. Mit dabei unter der Kategorie 06: "Mental, behavioural or neurodevelopmental disorders", also etwa: "Psychische oder verhaltensbezogene Störungen und neurologische Entwicklungsstörungen", ist in den ICD-11 auch "Gaming Disorder" zu finden.

    WHO: Was ist "Gaming Disorder" oder die Spielsucht nach Videospielen?

    Was Eltern über Computerspiele wissen sollten

    Alterseinstufungen Auf jeder Computerspiel-Verpackung und in der Regel auf jedem Datenträger finden sich die Altersfreigaben der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) gemäß Paragraf 14 des Jugendschutzgesetzes. 0 Dieses Symbol kennzeichnet familienfreundliche Spiele ohne Altersbeschränkung wie Geschicklichkeits- und Gesellschaftsspiele für Kinder und Erwachsene.

    Frei ab 6 Familienfreundliche Spiele, die bereits spannender und wettkampfbetonter ausfallen dürfen.

    Frei ab 12 Deutlich kampfbetontere Spiele, die in einem historischen, futuristischen oder märchenhaft-mystischen Kontext angesiedelt sind, sodass sie dem Spieler Distanzierungsmöglichkeiten bieten. Darunter fallen Strategie- und Rollenspiele, aber auch militärische Simulationen.

    Frei ab 16 Diese Spiele zeigen zum Teil Gewalthandlungen. Zur Käuferschicht gehören auch Erwachsene. Häufig geht es um bewaffnete Kämpfe und militärische Missionen.

    Frei ab 18 Diese Spiele thematisieren nahezu ausschließlich gewalthaltige Spielkonzepte und erzeugen häufig eine düstere und bedrohliche Atmosphäre. Sie sind ausschließlich für Erwachsene. Die Storys handeln von brutalen Kämpfen und kriegerischen Auseinandersetzungen.

    Erziehungsprivileg Eltern können sich über die Kennzeichen der USK hinwegsetzen. Die Aufkleber sind keine gesetzliche Anordnung, sondern eine Empfehlung für Erziehungsberechtigte. Jugendschützer raten Eltern, sich mit den Spielen ihrer Kinder auseinanderzusetzen, da sie die Wirkung von Inhalten auf ihre Schützlinge am besten einschätzen können. Gemeinsam spielen Die USK empfiehlt einen modernen Umgang mit dem Medium Computerspiele. Wie früher Tischspiele können demnach heute auch gemeinsame Computerspiele vor einem Fernseher oder einem Computermonitor das Familiengefühl fördern.

    Kontakte Oft zieht es Jugendliche mit strengen Eltern zu Freunden, bei denen die Regeln großzügiger ausgelegt werden. Die USK empfiehlt, dieses Thema offensiv anzusprechen. So sollten sich Eltern erkundigen, ob auch in anderen Familien auf die Kennzeichen geachtet werden. Zeitkontingente Vor allem Online-Spiele wie „World of Warcraft“ verschlingen viel Zeit. Oft erfordern komplexe Aufgaben auch mehrere Stunden am Stück, damit sie bewältigt werden können. Werden sie unterbrochen, müssen Spieler oft von vorne beginnen. Daher empfiehlt die USK einen flexiblen Umgang mit Spielzeiten. Statt fester Uhrzeiten sollten wöchentliche Kontingente mit den Kindern vereinbart werden.

    Broschüre In einem kostenlos erhältlichen Heft unter dem Titel „Kinder und Jugendliche schützen“ informiert die USK Eltern über die Arbeit der Selbstkontrolle und gibt Empfehlungen. Der Elternratgeber kann auf der Website www.usk.de/usk-broschueren/ bestellt oder heruntergeladen werden. Spieleratgeber Vor allem für kleinere Kinder gibt es eine große Auswahl an geeigneten Spielen. Eine Liste von Spielen mit dem Siegel „Pädagogisch wertvoll“ finden Sie auf der Internet-Seite www.spieleratgeber-nrw.de oder www.internet-abc.de. (who)

    Die Kategorien in den ICD-11 sind vielfach weiter unterschieden. Die Überkategorie "Mental, behavioural or neurodevelopmental disorders" hat verschiedene Unterkategorien. Unter "Disorders due to addictive behaviours" - "Störungen aufgrund von Suchtverhalten" - sind "Gambling Disorder" und "Gaming Disorder" aufgeführt, also Spielsucht - entweder die Sucht nach Glücksspiel, oder die Sucht nach Computer- bzw. Videospielen. 

    Und so wird diese Spielsucht oder Spielstörung definiert: Es geht um anhaltendes oder wiederkehrendes Spielverhalten im Bezug auf Videospiele, die sowohl online oder offline gespielt werden können. Die ICD-11 stellt drei Symptomgruppen fest: (1) Gestörte Kontrolle über das Spielen (Häufigkeit, Dauer, Intensität etc.), (2) Priorisierung des Spielens über alle anderen Lebensbereiche und Alltagsaktivitäten, (3) Weiterführen oder Eskalation des Spielens trotz negativer Konsequenzen. Laut WHO kann "Gaming Disorder" episodisch oder dauerhaft auftreten, eine Diagnose kann nach zwölf Monaten gestellt werden. Eine kürzere Dauer ist demnach denkbar, wenn alle Symptome in besonderer Schwere auftreten. (sh)

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