Durch einen übermäßigen Gebrauch an Antibiotika gibt es nun immer mehr Keime, die unempfindlich gegen gängige Antibiotika sind. Die WHO rief Anfang des Jahres dazu auf, neue Antibiotika zu entwickeln, da die Zahl der resistenten Keime rasant wachse. Mit diesem Thema beschäftigten sich auch die Forscher der Justus-Liebig Universität (JLU) Gießen. In einer Pressemitteilung wiesen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) darauf hin, dass eine Untergruppe der multiresistenten Escherichia coli-Bakterien nun auch in Deutschland immer häufiger zu finden ist.
Multiresistente Keime: Behandlung gegen E. coli ist schwierig
Escherichia coli, kurz E. coli genannt, ist vor allem im menschlichen Darm zu finden. Einige Stämme können Infektionen auslösen, wenn sie über den Darm in den Körper gelangen. Bei bereits geschwächten Patienten können diese Bakterien dann sogar Blutstrom- und Harnwegsinfektionen auslösen. Ihre Behandlung wird zunehmend schwerer, denn im Kampf gegen Antibiotika haben E. coli-Bakterien einen Abwehrmechanismus entwickelt: Sie bilden Enzyme aus, die Antibiotika unwirksam machen können. Durch ihren Mechanismus werden die bakteriellen Erreger multiresistent und sind in Kliniken besonders problematisch.
Das sind coliforme Bakterien
Coliforme Keime sind Bakterien, die sowohl in der Umwelt als auch in der Darmflora von Mensch und Tier vorkommen.
Sie sind keine Krankheitserreger, sondern gelten als Indikatorbakterien, da sie schnell und einfach eine frische Wasserbelastung durch mögliche Verunreinigungen fäkaler oder nicht-fäkaler Art anzeigen.
Der Name leitet sich ab von den Escherichia-coli-Bakterien, die zu dieser großen Keim-Familie gehören.
Unter dem Mikroskop sehen coliforme Keime aus wie rötliche Kommas.
Erst eine genaue Analyse kann klären, welche Bakterienart bei coliformen Keimen tatsächlich vorliegt.
Nimmt man über längere Zeit coliforme Keime zu sich, können Gesundheitsprobleme auftreten, etwa Durchfall und Entzündungen.
Ist Trinkwasser durch coliforme Keime belastet, sollte es abgekocht werden.
Zudem wird betroffenes Wasser meist mit Chlor versetzt.
Escherichia coli: Vorkommen in Deutschland drastisch angestiegen
„Wir müssen besonders eine Untergruppe eines multiresistenten E. coli-Bakteriums im Blick behalten, die wir in unserer aktuellen Studie gefunden haben“, erklärt Prof. Dr. Trinad Chakraborty, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie an der JLU und Koordinator am DZIF-Standort Gießen-Marburg-Langen. Diese Untergruppe breitet sich momentan weltweit aus und wurde nun auch in Deutschland gefunden.
Die Gießener Wissenschaftler konnten nachweisen, dass die Häufigkeit der Untergruppe des multiresistenten E. coli- Bakteriums von 0 Prozent im Jahr 2009 auf 45 Prozent im Jahr 2016 gestiegen ist. Bisher war ein anderer E. coli-Stamm das am häufigsten vorkommende multiresistente Bakterium in Deutschland. Die Forscher betonen, dass noch weitere Studien nötig sind, um die Konsequenzen dieser Erkenntnis - vor allem für Krankenhäuser- zu untersuchen. AZ