Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Ebola-Epidemie in Westafrika offiziell für beendet erklärt. Zwei Jahre nach Ausbruch der Krankheit sei nun auch Liberia Ebola-frei, teilte die WHO am Donnerstag in Genf mit.
Durch das Ebola-Virus, das sich im Dezember 2013 zunächst in Guinea und dann auch in den Nachbarländern Sierra Leone und Liberia ausbreitete, starben etwa 11.300 Menschen.
Sierra Leone war im November für ebolafrei erklärt worden, Guinea folgte wenig später. In Liberia gab es im November zwar einen Rückschlag - in dem bereits für seuchenfrei erklärten Land wurden drei neue Ebola-Infektionen gemeldet - doch insgesamt gilt die Krise als überstanden.
Aber die Zukunft tausender Menschen in den von der Epidemie am schwersten betroffenen Ländern - Guinea, Sierra Leone und Liberia - ist ungewiss. Ebola hat etliche Kinder zu Waisen gemacht. Mehr als 16.000 Mädchen und Jungen haben nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef in den drei Ländern mindestens ein Elternteil verloren. Rund neun Millionen Kinder haben Angst, Leid und Tod miterlebt. Mehr als fünf Millionen Mädchen und Jungen konnten für viele Monate nicht in die Schule gehen.
Bei Unicef heißt es, dass Tausende von Kindern unterernährt seien und aufgrund der Krise weder Zugang zu Gesundheitsversorgung noch zu Sozialleistungen hätten. Während des Ebola-Ausbruchs waren wichtige Schutzimpfungen, wie gegen Polio, Masern und Tuberkulose, ausgefallen.
Nach dem Ende der Ebola-Seuche richtet sich der Fokus von Regierungen und Hilfsorganisationen auf den Wiederaufbau der Gesundheitssysteme. Die ersten Impfkampagnen seien bereits im Gang, erklärte kürzlich der stellvertretende Repräsentant der WHO in Guinea, Mamoudou Djingarey. "Trotzdem halten wir uns für vermehrte Ausbrüche von Kinderkrankheiten bereit", sagt er. In Guinea seien im September bereits 24 Polio-Fälle registriert worden.
Ebola-Waise sollen Schulbildung bekommen
Auch im sozialen Bereich gibt es viel zu tun. Ebola-Waisen sollen wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden und eine Schulbildung bekommen. Tausende von Kindern brauchen psychosoziale Betreuung. Zusätzliche Sozialarbeiter müssen geschult und eingestellt werden. Außerdem sollen tausende von Jungen und Mädchen Zugang zu Nahrungsmittelhilfe erhalten.
Ganz oben auf der Liste der Hilfsbedürftigen stehen Kinder wie die 15-Jährige Mary, die sich in der Stadt Kenema, im Osten von Sierra Leone, um zwei jüngere Geschwister kümmert, nachdem die Mutter an Ebola starb. Sie bettelt um Essen, kocht und macht sauber. Für die Schule bleibt keine Zeit. "Das sollte eigentlich nicht meine Aufgabe sein", sagt sie zu Unicef-Mitarbeitern. Trotzdem hat Mary die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich ihr Leben nach der Krise normalisieren wird. "Es muss einen Grund geben, warum wir überlebt haben." dpa/AZ