Endlich Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff: Das deutsche Pharmaunternehmen Biontech will schon in der kommenden Woche gemeinsam mit dem US-Riesen Pfizer die Zulassung für sein Präparat beantragen. Zwischenergebnisse der letzten und entscheidenden Studienphase belegen offenbar, dass eine Impfung mit dem Wirkstoff zu mehr als 90 Prozent davor schützt, an Covid-19 zu erkranken. Wenn es stimmt, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird, haben sich die Aussichten, die Corona-Krise bald zu bewältigen, damit deutlich verbessert. Der Kurs der Biontech-Aktie stieg phasenweise um mehr als 25 Prozent. Auch der Deutsche Aktienindex mit den 30 wichtigsten Börsenunternehmen des Landes legte massiv zu.
Gesundheitsminister Spahn: „Das ist sehr ermutigend“
Seit Mitte Januar arbeiten die beiden Unternehmen an dem Impfstoff, auf den die Welt wartet. Dementsprechend euphorisch verkündeten sie nun ihren Durchbruch. „Heute ist ein großartiger Tag für die Wissenschaft und die Menschheit“, teilte Pfizer-Chef Albert Bourla mit. „Dies ist ein Sieg der Innovation, der Wissenschaft und eine weltweite Gemeinschaftsarbeit“, fügte Biontech-Gründer Ugur Sahin hinzu. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nannte die Neuigkeiten „sehr ermutigend“, betonte allerdings, man müsse weitere Erfahrungen abwarten. „Das heißt noch nicht, dass morgen die Zulassung erfolgt“, sagte der CDU-Politiker.
An der Erprobung des Impfstoffs, der in zwei Dosen verabreicht wird, nehmen aktuell mehr als 43.000 Testpersonen teil. Die meisten von ihnen haben schon die zweite Dosis erhalten. Biontech und Pfizer bauen ihre Produktionskapazitäten massiv aus. Clemens Wendtner von der München Klinik Schwabing nannte die Nachricht vom Montag einen „Silberstreifen an dem sonst so düsteren Horizont“. Sollte die Zulassung erfolgen, könnte nach seiner Einschätzung noch Ende des Jahres „eine Impfwelle anrollen“.
Biontech will den Impfstoff fair verteilen, doch er reicht nicht für alle
Das Mainzer Unternehmen Biontech will den Impfstoff „fair“ verteilen. Allerdings werden die zur Verfügung stehenden Mengen nicht für alle Menschen reichen, die sich impfen lassen wollen. Der Bund kümmert sich um die Beschaffung des Impfstoffes, die Länder bauen Impfzentren auf. Im Freistaat sollen außerdem mobile Teams zum Beispiel die Bewohner von Altenheimen impfen. Wie viele Dosen ein Bundesland bekommt, richtet sich nach der Bevölkerungszahl.
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml rechnet nicht damit, dass das erste Kontingent flächendeckend für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stehen wird. „Deshalb ist eine Priorisierung des Angebots in der Anfangsphase notwendig“, sagte die CSU-Politikerin am Montag. Mit der Frage, wer Priorität hat, haben sich auch der Ethikrat, die Wissenschaftsakademie Leopoldina und die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts im Auftrag der Bundesregierung beschäftigt. Ihre Empfehlung: Sobald ein Präparat zugelassen ist, sollen zunächst Ältere, Personen mit Vorerkrankungen sowie Mitarbeiter in Krankenhäusern und Pflegeheimen geimpft werden.
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