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"Bündnis gegen Krebs": Kampf gegen Krebs: Firmen unterstützen betroffene Mitarbeiter

"Bündnis gegen Krebs"

Kampf gegen Krebs: Firmen unterstützen betroffene Mitarbeiter

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    Eine Patientin wird im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart (Baden-Württemberg) von einer Krankenschwester für die Untersuchung in einem Computertomographen (CT) vorbereitet.
    Eine Patientin wird im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart (Baden-Württemberg) von einer Krankenschwester für die Untersuchung in einem Computertomographen (CT) vorbereitet. Foto: Christoph Schmidt, dpa

    Etwa 200.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland an den Folgen von Krebs. Nach den Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO sind es weltweit etwa 8,2 Millionen. Erste Firmen haben deswegen begonnen, ihre Mitarbeiter im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung bei der Vorsorge, der individuellen Diagnose und der Therapie zu unterstützen. Für sie ist es auch eine Möglichkeit, sich im Wettbewerb um Mitarbeiter von Konkurrenten abzusetzen.

    Bosch unterstützt an Krebs erkrankte Mitarbeiter

    "Ab sofort werden wir Beschäftigten, die an einem Tumor erkrankt sind, auf Firmenkosten den Zugang zur neuesten Krebsdiagnostik hier im Krankenhaus ermöglichen", kündigte Bosch-Chef Volkmar Denner am Montag in Stuttgart an.

    Der Autozulieferer und Technikkonzern hat ein "Bündnis gegen Krebs" zusammen mit der Bosch Stiftung und dem Robert-

    Von einem Massenphänomen kann noch keine Rede sein: Als "Leuchtturmprojekte" bezeichnet Thomas Olbrecht, Leiter der Markt- und Sozialforschung bei EuPD Research Sustainable Management, solche Projekte.

    Trumpf bietet Mitarbeitern mit Krebsdiagnose finanzielle Unterstützung

    Doch es gibt weitere Beispiele: Der Laserspezialist Trumpf etwa bietet seinen Mitarbeitern seit vergangenem Jahr neben einer Beratung finanzielle Unterstützung im Falle einer Krebsdiagnose an. Auch Trumpf übernimmt die Kosten für die Tumor-Diagnostik, die dem Patienten eine bessere Behandlung der Krankheit ermöglichen könne, so ein Sprecher. Sechs Mitarbeiter hätten sich dazu beraten lassen, zwei nahmen die Diagnose in Anspruch.

    Aus Sicht von Professor Michael Boutros, kommissarischer wissenschaftlicher Vorstand des DKFZ, wäre es wünschenswert, wenn sich mehr Firmen einsetzen. Das Engagement von Firmen trage dazu bei, dass die Verfahren günstiger werden. Wenn mehr Patienten eine medizinische Behandlung in Anspruch nehmen, verteilen sich die Kosten auch auf mehr Schultern. Die individuelle Sequenzierung und Auswertung kostet nach Angaben des DKFZ etwa 10 000 Euro und wird nicht immer von den Krankenkassen übernommen. 

    Auch aus einem anderen Grund sei das Engagement "begrüßenswert", sagt Marktforscher Olbrecht. Eine Krebserkrankung sei eine enorme psychische Belastung. Zumindest die Frage, "wie reagiert das Unternehmen?", sei bei diesen Projekten schon geklärt. .

    Thema Gesundheitsförderung entwickele sich noch in Deutschland

    Das Thema Gesundheitsförderung entwickele sich noch in Deutschland. Früher sei es darum gegangen, die Arbeitskraft der Mitarbeiter zu erhalten und Kosten durch Krankheitsausfälle zu sparen. "Inzwischen hat man erkannt, dass diese Kausalität nicht gelingt." Heute stehe der Wettbewerb um gute Mitarbeiter im Vordergrund: Die Frage sei "Wie kann ich meine Wiese grüner streichen?"

    Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

    Prostatakrebs: Er ist mit rund 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Über 12.000 Männer sterben pro Jahr daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 94 Prozent. Risikofaktoren: Männliche Geschlechtshormone sind mit dafür verantwortlich; genetische Vorbelastung.

    Darmkrebs nennt man alle Krebserkrankungen, die den Dickdarm, den Mastdarm oder den After betreffen. Mit 16 Prozent ist er die zweithäufigste Krebsart und mit zwölf bis 14 Prozent die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 53 und 63 Prozent. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fettige Kost, Alkohol, Tabak, erbliche Vorbelastung. Vorsorge ist ab dem 50. Lebensjahr kostenlos.

    Lungenkrebs ist in Deutschland sowohl für Männer als auch für Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. 32.500 Männer und 14.600 Frauen erkranken jährlich daran. Die Prognose für diesen Krebs ist nicht gut: 26 Prozent der erkrankten Männer und zwölf Prozent der Frauen sterben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 13 und 17 Prozent bei Männern, zwischen 13 und 19 Prozent bei Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen, Asbest- oder Radonbelastung. Obst und Gemüse wirken sich schützend aus.

    Brustkrebs (bei Frauen) Über 60.000 Frauen erkranken daran. Im Schnitt sind sie dann 64 Jahre alt. Seit 1990 geht die Zahl der Erkrankten zurück. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 87 Prozent. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, ein höheres Alter bei der ersten Geburt, der späte Eintritt in die Wechseljahre, Einnahme der Pille, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel.

    Schon 2014 hatte SAP ein Programm ins Leben gerufen, dass in Zusammenarbeit mit der Firma Molecular Health

    Auch das us-amerikanische IT-Unternehmen EMC, das Speichersysteme für Firmen herstellt, arbeitet seit kurzem mit Molecular Health zusammen und bietet seinen 1200 deutschen Mitarbeitern die Möglichkeit zur Tumoranalyse. Fünf Mitarbeiter haben es seit Oktober genutzt, sagt Personalchefin Gabriele Schickl. Bei solchen Angeboten gehe es auch darum, Mitarbeiter im Wettbewerb mit anderen IT-Firmen zu werben und zu halten. "Mitarbeiter sind unser höchstes Gut. Wir wollen nicht, dass das nur eine hohle Phrase ist."

    Projekte wie die von Bosch nun angekündigte Krebstherapie dürften allerdings noch Einzelfälle bleiben. Insbesondere kleinere Firmen, so Olbrecht, täten sich schon jetzt schwer mit solchen Angeboten und könnten diese nur mit Hilfe von Krankenkassen oder anderen Dienstleistern auf die Beine stellen. dpa

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