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Aids-Virus: WHO will schnellere Behandlung für HIV-Infizierte

Aids-Virus

WHO will schnellere Behandlung für HIV-Infizierte

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    Neue Richtlinien zur HIV-Behandlung sollen Betroffenen helfen. (Aids-Symbolbild)
    Neue Richtlinien zur HIV-Behandlung sollen Betroffenen helfen. (Aids-Symbolbild) Foto: Hans Gelderblom / Robert Koch Institut dpa

    Die Gesundheitsorganisation veränderte am Sonntag ihre Vorgaben, so dass eine Behandlung der  HIV-Infektion bereits viel früher beginnen kann. Nach Abwägung der Effizienz der Medikamente, der Vorteile für das Immunsystem und  möglicher Nebeneffekte sei die Organisation zu dem Schluss gekommen, den empfohlenen Behandlungsbeginn vorzuziehen, hieß es in einer Erklärung.

    Neue Richtlinien zur HIV-Behandlung

    "Menschen mit HIV früher zu behandeln, kann sie gesünder erhalten  und reduziert die Menge des Virus im Blut, wodurch das Risiko der  Übertragung an jemand anderes gesenkt wird", erklärte die WHO.

    Laut den WHO-Richtlinien von 2010 wurde eine Behandlung empfohlen,  wenn die Zahl der CD4-Abwehrzellen, die vom HI-Virus angegriffen  werden, unter 350 pro Mikroliter Blut sinkt. Unter den veränderten  Richtlinien wird dies nun bereits ab einer Schwelle von 500 Zellen  empfohlen.

    HIV: Folgen einer früheren Behandlung unklar

    Zudem sollen künftig infizierte Schwangere, Kinder unter  fünf Jahren und andere besonders anfällige Gruppen unabhängig von  der Anzahl der CD4-Zellen mit dem Medikamentencocktail behandelt  werden. Damit steigt die Zahl der Patienten, für die eine  Behandlung empfohlen ist, weltweit um fast zehn Millionen.

    Der Nutzen der neuen Richtlinien ist allerdings umstritten. Aids-Experte Ulrich Marcus vom Robert Koch-Institut: "Es ist unklar, welche Folgen ein früherer Behandlungsbeginn hat". "Man muss eventuell länger mit Nebenwirkungen leben." Dazu können Störungen der Nieren-Funktion, des Knochenstoffwechsels und des Fettstoffwechsels gehören. "Wir würden es nicht jedem empfehlen, ohne darauf hinzuweisen, dass der individuelle Nutzen nicht nachgewiesen ist."

    AIDS-HIV-Abteilungsleiter Hirnschall: "Es kommt nicht umsonst"

    "Diese Richtlinien bedeuten einen weiteren Sprung nach vorn im  Trend zu immer höheren Zielen und immer größeren Erfolgen", sagte  die WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Sie äußerte die Hoffnung,  dass durch die Behandlung von zusätzlich knapp zehn Millionen  Menschen die Immunschwächekrankheit zurückgedrängt werden könnte.

    HIV und Aids weltweit: Zahlen und Fakten

    Dank moderner Medikamente (antivirale Therapien) überleben weltweit immer mehr Menschen trotz der Immunschwächekrankheit HIV/AIDS.

    Regionen: HIV/AIDS grassiert weiterhin mit großem Abstand am häufigsten in Afrika südlich der Sahara. Hier leben 23,5 Millionen Menschen mit HIV, darunter auch 3,1 Millionen Kinder. Das sind 90 Prozent aller Kinder, die weltweit infiziert sind. In Süd- und Südostasien haben rund 4,2 Millionen Menschen HIV. Weiter angespannt ist die Lage auch in Osteuropa und Zentralasien mit 1,5 Millionen HIV-Patienten. In der Russischen Föderation stiegen die erfassten Fälle zwischen 2005 und 2010 von rund 39.000 auf 62.500.

    Den größten Fortschritt bei der Versorgung mit Medikamenten gab es in Afrika südlich der Sahara - der Anteil stieg innerhalb eines Jahres von 37 auf 56 Prozent. Weltweit bekommt nun rund die Hälfte aller geeigneten Patienten antivirale Therapien. Der Zugang hängt aber immer von der Region ab: In Osteuropa und Zentralasien erhalten zum Beispiel weniger als ein Viertel der HIV-Patienten Medikamente. Als Folge starben dort 2011 rund 90.000 Menschen an AIDS. 2001 waren es 15.000.

    Geschlecht: HIV/AIDS ist weltweit die Haupttodesursache für Frauen im gebärfähigen Alter. 63 Prozent aller jungen Erwachsenen, die mit HIV leben, sind Frauen vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. Ein Hauptgrund für die Infektion ist Unwissenheit. Nur ein Viertel der jungen Frauen und rund ein Drittel der jungen Männer in diesen Ländern konnten Fragen zur HIV-Prävention und -Übertragung korrekt beantworten.

    Alter: Das größte Risiko für HIV-Infektionen ist die Jugend. Jeden Tag stecken sich weltweit rund 2400 junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren mit HIV an - 2011 waren es insgesamt rund 890.000. 4,9 Millionen junge Leute leben mit der Krankheit, davon 75 Prozent in Afrika südlich der Sahara.

    Allerdings wird für die Ausweitung des Medikamentenprogramms  deutlich mehr Geld nötig werden. "Es kommt nicht umsonst", gestand  der AIDS-HIV-Abteilungsleiter Gottfried Hirnschall. Doch könnten  damit bis 2025 drei Millionen Todesopfer sowie 3,5 Millionen  Neuinfektionen verhindert werden.

    Im  Jahr 2011 lebten nach WHO-Angaben weltweit rund 34 Millionen  Menschen mit dem HI-Virus, davon 70 Prozent in Afrika südlich der  Sahara. Bisher wurde für 16,7 Millionen Menschen in Ländern mit  niedrigem oder mittlerem Einkommen die kostenlose Behandlung mit  dem Medikamentencocktail empfohlen, der zwar die Krankheit nicht  heilen, aber ihre Folgen verringern kann. (afp/dpa/AZ)

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