Immer wieder hört man vom Leitzins. Im September 2022 gab es eine historische Zinserhöhung: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins um 0,75 Punkte angehoben. Nun wurde er erneut um 0,25 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent angehoben. Doch was ist der Leitzins und was bedeutet die Erhöhung?
Definition: Was ist der Leitzins?
Festgelegt wird der Leitzins von der jeweiligen Zentralbank. Die Fed ist für die USA zuständig, im Euroraum und damit auch in Deutschland ist es die Europäische Zentralbank (EZB). Die hat nun den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik eingeleitet. Doch was bedeutet das?
Der Leitzins ist ein Instrument, mit dem die Geldpolitik im Währungsraum gesteuert werden kann. Er sorgt dafür, dass die Preise in einem Wirtschaftssystem stabil bleiben. Der Leitzins ist der Zinssatz, zu denen sich Banken bei der jeweiligen Zentralbank - also im Euroraum bei der EZB - Geld beschaffen oder Geld bei ihr anlegen können.
Leitzins: Welche Folgen hat die Senkung oder Anhebung?
Jede Bank legt ihre Zinsen fest. Dabei orientieren sie sich am Leitzins, weil er die Orientierung darüber hat, wie es gerade in der Wirtschaft ausschaut. Die EZB ist dabei übrigens unabhängig von den Regierungen der Länder. Wenn der Leitzins der EZB niedrig ist, können die Banken ihren Kunden günstige Kredite geben. Das ist gut für Menschen, die gerade ein Haus kaufen oder bauen wollen oder für Firmen, die Startkapital brauchen. Schlecht ist es allerdings für Sparer, weil sie entsprechend auch weniger Zinsen auf ihr Erspartes bei der Bank bekommen. Ist der Leitzins dagegen aber hoch, ist es genau umgekehrt. Dann bekommen Sparer mehr Geld, wenn sie Geld bei der Bank lagern, aber Privathaushalte oder Firmen, die sich Geld bei der Bank leihen, müssen dafür mehr Zinsen zahlen. Aber wieso ändert die EZB überhaupt den Leitzins?
Die Anpassung des Leitzins verhindert, dass Preise zu sehr schwanken. Die Inflationsrate soll möglichst niedrig gehalten werden. Im besten Fall sollen Preise nicht dauerhaft sinken und nicht dauerhaft steigen. Senkt die EZB den Leitzins, können Geschäftsbanken günstig bei ihr Geld leihen. Damit kommt auch mehr Geld in Umlauf. Das stärkt die Wirtschaft, weil die Menschen mehr Geld ausgeben. Geld anlegen bringt dann nämlich nichts, weil es keine oder nur sehr niedrige Zinsen gibt. Andersherum heißt das aber: Wenn die EZB den Leitzins anhebt, wir das Geld teurer und damit verknappt. Damit kann die Inflation bekämpft werden.
Wenn eine Zentralbank den Leitzins ändert, wirkt sich das auch auf andere Währungen und damit auf andere Länder aus. Deshalb sind auch deutsche Finanzexperten aufmerksam, was gerade in den USA mit dem Leitzins der Fed passiert. Denn: Wird der Leitzins erhöht, steigt der Preis für die eigene Währung. Das wiederum beeinflusst dann den Export und den Import von Waren.
Folgen des Leitzins sind nicht genau messbar
Es gibt aber auch Kritik am Leitzins, oder besser gesagt an seiner Wirkung. Das Ganze ist nämlich nur ein theoretisches Konzept der Steuerung der Geldpolitik. Es gibt noch ganz viele weitere Faktoren, die die Wirtschaft beeinflussen. Und die Folgen einer Veränderung des Leitzins sind nicht genau messbar, sie machen sich laut Theorie auch erst nach etwa einem Jahr bemerkbar.
Im Euroraum kommt das Problem hinzu, dass die Wirtschaftkraft in den verschiedenen Staaten der EU teilweise sehr unterschiedlich ist. Für die wirtschaftlich schwächeren Länder ist es gut, wenn der Leitzins gesenkt wird, denn dann kommen sie besser an Kredite bei der Zentralbank. Für Menschen in reicheren Ländern dagegen kann es auch Nachteile haben, weil ihr Gespartes dann weniger Wert ist. Denn wenn sie es zur Bank bringen, bekommen sie kaum Zinsen dafür.