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Tanken: In Deutschland & besonders in Bayern am teuersten?

Energiekrise

Europa-Vergleich: Zahlen Bayern am meisten fürs Tanken?

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    Sprit sparen kann man vor allem, indem man keine Umwege fährt, abends tankt und das Auto viel stehen lässt.
    Sprit sparen kann man vor allem, indem man keine Umwege fährt, abends tankt und das Auto viel stehen lässt. Foto: Uwe Lein, dpa (Archivbild)

    Wie verhalten sich die Preise für Benzin oder Diesel an deutschen Tankstellen im Vergleich zu anderen Ländern in Europa?

    Kundinnen und Kunden zahlen an deutschen Tankstellen laut dem Onlineportal benzinpreis.de pro Liter 2,02 Euro für Benzin und 2,07 Euro für Diesel (Stand: 19. September). Vor allem in skandinavischen Ländern ist Sprit noch teurer. In Norwegen ist Tanken mit 2,24 Euro je Liter Benzin und 2,26 Euro je Liter Diesel am teuersten. Unter den EU-Mitgliedsstaaten liegt Deutschland aktuell auf Platz 5 der Länder mit den höchsten Spritpreisen. Am günstigsten tanken Menschen aktuell in Polen. Dort kostet ein Liter Benzin 1,38 Euro, für einen Liter Diesel werden Kundinnen und Kunden mit 1,61 Euro zur Kasse gebeten.

    Allein Steuern und Abgaben sind nicht der Grund für hohe Spritpreise in Deutschland

    Warum sind die Spritpreise in Deutschland höher als anderswo?

    "Der Preisunterschied in Europa liegt an unseren Steuern und Abgaben", erläutert Prof. Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Duisburg. Dass in vielen anderen Ländern weniger Steuern auf Benzin und Diesel erhoben werden, sei ein entscheidender Faktor, so der Verkehrsforscher. "Ein Vergleich ist schwierig aufgrund verschiedener Steuersystematiken, die in den einzelnen Ländern gelten", sagt Andreas Hölzel, Sprecher des ADAC. Auch in Sachen Tankrabatt gehen die EU-Mitgliedsstaaten ganz unterschiedliche Wege. In Deutschland endete die Entlastung an den Tankstellen, die seit Juni galt, zum 1. September. Das bedeutet, dass die Energiesteuer wieder wie gewohnt fällig ist. Benzin wurde pro Liter also wieder um 35 Cent, Diesel um 17 Cent teurer. Frankreich macht es anders und erhöhte den

    Allein Steuern und Abgaben sind aber wohl nicht die Erklärung für die vergleichsweise hohen Spritpreise. Denn auch ohne die Faktoren ist der Verbraucherpreis für Benzin und Diesel in Deutschland höher als anderswo, im EU-Vergleich sogar am höchsten: 1,335 Euro pro Liter Benzin sowie 1,464 Euro pro Liter Diesel (Stand: 12. September). Das sind laut EU-Kommission etwa 30 Cent/Liter mehr als der Durchschnittspreis.

    Warum zahlen Menschen in Bayern beim Tanken mehr als zum Beispiel im Norden Deutschlands?

    In Bayern kosten Benzin (2,049€/l) und Diesel (2,116€/l) im bundesweiten Vergleich am meisten. Am niedrigsten fällt die Tankrechnung beim Diesel in Bremen aus (1,934 €/l), beim Benzin im Saarland (1,903 €/l). Verkehrsforscher Dudenhöffer sagt: "In Raffinerienähe sind die Preise etwas günstiger als etwa in München oder den Alpenregionen. Die Transportkosten machen hier überwiegend den Unterschied aus."

    Anspannung am Ölmarkt wegen Krieg in der Ukraine flacht ab

    Welche Faktoren bestimmen Spritpreise in Deutschland?

    Zunächst basiert auch der Spritpreis auf dem Preis für Rohöl. Dieser stieg laut Dudenhöffer nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine auf bis zu 120 US-Dollar pro Barrel der Nordseeöl-Sorte Brent an, ist mittlerweile aber wieder auf etwa 90 US-Dollar gesunken. Barrel als Einheit bezieht sich auf ein 159-Liter-Fass. Da der Preis von Öl immer in US-Dollar angegeben wird, spielt auch der Wechselkurs zum Euro eine Rolle, erläutert Dudenhöffer: "Der Euro wurde in den letzten Monaten deutlich abgewertet, also ist der Benzinpreis nicht nur aufgrund des verteuerten Rohölpreises gestiegen, sondern zusätzlich durch die Abwertung des Euros." Hinzu kommt ein fester Energiesteuersatz von 65,45 Cent je Liter bei Benzin, 47 Cent bei Diesel. Sowie die Mehrwertsteuer von 19 Prozent, die auf Warenpreis und Energiesteuer erhoben wird, und eine CO2-Abgabe von 8,4 Cent bei Benzin und 9,5 Cent bei Diesel. Auch Mineralölkonzerne sowie Tankstellenbesitzer verdienen am Sprit mit.

    Diesel galt früher als günstigere Alternative, heute ist er teils teurer als Benzin. Woran liegt das?

    Dass Diesel mittlerweile teurer als Benzin ist, hängt laut Dudenhöffer mit der Energiekrise zusammen. Vor allem deutsche Industriebetriebe setzten bislang auf Gas und seien nun oftmals auf beispielsweise Dieselmotoren umgestiegen. "Auch Privatpersonen wollen sich weniger abhängig vom russischen Gas machen und lassen aktuell oft prüfen, ob eine Umstellung zur Ölheizung wieder möglich ist", sagt der Verkehrsforscher. Diese gestiegene Nachfrage wirke sich auf die Preise an den Tankstellen aus. Dudenhöffer geht aber davon aus, dass sich dieser Effekt langfristig wieder auflösen wird.

    Welchen Effekt brachte der Tankrabatt mit sich, der zum September ausgelaufen ist?

    Den Tankrabatt wertet der ADAC als kurzfristige Entlastung durch die Bundesregierung, die nicht voll bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ankam. Auch Dudenhöffer sagt: "Der Tankrabatt war eine politische Episode, die viel Steuergeld gebraucht hat, aber an der Situation nichts verändert hat. Drei Monate Subvention von Preisen ist lächerlich."

    Tipps zum Spritsparen: Mehr Radfahren oder Preise vergleichen?

    Würde ein wirtschaftlicher Abschwung und damit eine sinkende Nachfrage Sprit wieder billiger machen?

    Sinkende Spritpreise als Folge sinkender Nachfrage seien in Zeiten der aktuellen Rezession nur teilweise erwartbar, sagt Dudenhöffer: "Aber natürlich ist es auch so, dass in einer Krise, wie wir sie aktuell erleben, die Preise wieder fallen könnten, wenn die Industrie zum Beispiel weniger produziert und damit weniger Rohöl-Produkte nachfragt." Auch Hölzel vom ADAC hält eine seriöse Prognose für schwierig: "Denn andererseits haben wir gesehen, dass Faktoren wie das Niedrigwasser am Rhein oder der Ausfall von Raffinerien auch zu Verteuerung führen können."

    Was sollten Kundinnen und Kunden beachten, um trotz allem möglichst günstig zu tanken?

    Hölzel vom ADAC rät Autofahrerinnen und -fahrern keine Umwege zu fahren, um günstiger zu tanken, sondern die Spritpreise an den Tankstellen im näheren Umkreis zum Beispiel im Internet oder per App zu vergleichen: "Wer zudem abends tankt, kann im Schnitt zwölf Cent gegenüber den Morgenstunden sparen." Dudenhöffers Spartipp: "Ich denke am meisten spart man, wenn man vernünftig fährt oder vielleicht das ein oder andere Mal das Radl nimmt oder seine Füße bewegt."

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