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Tanken: Anstieg um 30 Prozent seit Juni: Sorgen vor einem Ölpreisschock

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Anstieg um 30 Prozent seit Juni: Sorgen vor einem Ölpreisschock

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    Steigende Ölpreise haben auch das Tanken teurer gemacht.
    Steigende Ölpreise haben auch das Tanken teurer gemacht. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Autofahrerinnen und Autofahrer merken es bei jedem Tankstopp: Die Preise für Treibstoff haben in den letzten Monaten massiv zugenommen. Vor allem Diesel hat sich stark verteuert, er liegt fast mit Super E 10 gleich auf. Nach einer Auswertung des ADAC lag der Preis für einen Liter Super E 10 diese Woche im bundesweiten Schnitt bei 1,875 Euro, für Diesel werden 1,847 Euro fällig – rund 25 Cent mehr als noch im Sommer. Als ein Grund für die Preisjagd wird immer wieder der starke Anstieg der Rohölpreise in den letzten Monaten genannt. "Droht ein neuer Ölpreisschock?", fragte sogar Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer am Freitag in seinem wöchentlichen Wirtschaftsausblick. Hohe Ölpreise hatten in den 70er Jahren einen Wirtschaftseinbruch ausgelöst. 

    Tatsächlich sei der Preis für Rohöl zuletzt auf über 95 Dollar pro Barrel gestiegen, berichtet Commerzbank-Rohstoffexpertin Thu Lan Nguyen. Seit Juni habe er damit rund 30 Prozent zugelegt und lasse "Inflationsängste aufleben". Schließlich machen höhere Preise an der Tankstelle nicht nur das Autofahren teurer, sondern fließen über die Logistikkosten in die Kosten vieler Güter im Supermarkt ein. 

    Der ADAC registriert minimal nachgebende Spritpreise

    Was hat Öl zuletzt so teuer gemacht? Ein Grund sei die Ankündigung Saudi-Arabiens und Russlands, ihre seit Juli geltenden deutlichen Angebotskürzungen bis zum Jahresende beizubehalten, sagt die Expertin. Dazu sei die Sorge um abnehmende Lagerbestände in den USA gekommen. Dort hätten sich die Rohölvorräte nach einem Hoch im Frühjahr um 13 Prozent verringert. Sie lägen nun sogar unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. "Getrieben von diesen Faktoren könnte der Ölpreis in den kommenden Wochen durchaus noch etwas zulegen", schreibt sie. 

    Zumindest der ungebremste Anstieg der Ölpreise ist aber zum Halten gekommen. Der ADAC hat beobachtet, dass Notierungen für die Rohöl-Sorte Brent zuletzt leicht gesunken sind, von den genannten 95 US-Dollar auf unter 94 US-Dollar. Dies begünstige eine leichte Entspannung an den Zapfsäulen. Die Preise liegen einen Tick unter denen der Vorwoche. 

    Die abkühlende Konjunktur in den USA und in Europa könnte die Ölnachfrage bald spürbar dämpfen

    Mittelfristig prognostiziert die Commerzbank sogar einen weiter sinkenden Ölpreis, da sich die Konjunktur in wichtigen Weltregionen abkühlt: "Mit Blick auf das Jahresende und das kommende Jahr besteht spürbares Rückschlagspotenzial", schreibt Expertin Thu Lan Nguyen. "Denn die Nachfrageeinschätzungen dürften sich als zu optimistisch erweisen." Dies gelte vor allem für die Nachfrage aus den USA, dem Land mit dem größten Rohöl-Verbrauch. Nach Ansicht der Bank dürfte die US-Wirtschaft zu Beginn des kommenden Jahres in eine "milde Rezession" rutschen. Auch in Europa könnte die Ölnachfrage nachgeben, hier läuft es konjunkturell ja auch nicht ganz rund. Gleichzeitig dürfte das Angebot wieder zunehmen - durch eine größere Produktion kommendes Jahr in Saudi-Arabien, aber auch in den USA. 

    Der aktuelle Preisrückgang sei "überfällig" und "sollte sich fortsetzen", meldet auch der ADAC. "Das seit dem Frühjahr vorherrschende überhöhte Preisniveau bei den Kraftstoffen bietet weiter Spielraum für Preissenkungen", fordert der Automobilclub. "Teilweise wurden damals deutlich rückläufige Preise für Rohöl nicht oder nur mäßig an die Autofahrer weitergegeben, steigende Ölpreise aber als Grundlage für Aufschläge bei den Kraftstoffpreisen genutzt", kritisiert der Verband.

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