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Straßenverkehr: Deutschlands Straßen zu sanieren, wird Hunderte Milliarden Euro kosten

Straßenverkehr

Deutschlands Straßen zu sanieren, wird Hunderte Milliarden Euro kosten

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    Ein Straßenschild weist auf eine Baustelle hin - und davon braucht es eigentlich deutlich mehr.
    Ein Straßenschild weist auf eine Baustelle hin - und davon braucht es eigentlich deutlich mehr. Foto: Lino Mirgeler, dpa

    Zur Beurteilung des Zustands der Straßen und Brücken in Deutschland braucht es zunächst einmal keine Studie. Wer sich mit Auto, Motorrad oder Lastwagen fortbewegt, bekommt täglich einen Eindruck davon, wie es um die Verkehrswege bestellt ist. Ähnliches gilt für Radfahrerinnen und Radfahrer und die Nutzer von Bussen und Bahnen. Gefühlt ist vieles im Argen, aber längst nicht alles ist kaputt. Eine Studie zum Zustand des kommunalen Verkehrsnetzes belegt nun, dass die persönliche Wahrnehmung von der Realität nicht weit entfernt ist. 

    Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie, der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der ADAC beauftragten das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), erstmals nicht nur die Länge der Straßen- und Schienenwege in den Kommunen zu ermitteln, sondern auch deren baulichen Zustand zu erfassen. Nach der Auswertung von Datenbanken, Landkarten und eigenen Erhebungen ergab sich folgendes Bild: Durch Städte und Gemeinden verlaufen Straßen mit einer Gesamtlänge von 714.000 Kilometern. Die Brücken kommen zusammen auf rund 3600 Kilometer, die Tunnel auf knapp 1400 Kilometer Länge. Die U-Bahn-Gleise sind rund 900 Kilometer lang, die der Straßenbahnen 6320. Die gute Nachricht: Ein Drittel davon befindet sich nach Einschätzung der Verantwortlichen vor Ort in einem mindestens „guten“ Zustand. Die schlechte: Ein Drittel der Straßen und jede zweite Brücke müssten dringend repariert werden. 

    Für marode Straße muss der Staat mit Kosten in Höhe von Hunderten Milliarden rechnen

    Der errechnete Investitionsbedarf bewegt sich auf dem Niveau früherer Staatshaushalte und ist gigantisch. Rund 283 Milliarden Euro sind demnach notwendig, um das Straßennetz in den Kommunen auf Vordermann zu bringen. Für einen vorzeigbaren ÖPNV bräuchte es demnach weitere 64 Milliarden Euro. Zusammen mit weiteren Baustellen hat die Studie einen Investitionsbedarf von 372 Milliarden Euro bis 2030 ermittelt. Das Jahr wurde deshalb gewählt, weil Deutschland nach dem Willen der Politik bis dahin 55 Prozent weniger klimaschädliche Treibhausgase wie CO2 ausstoßen soll. Dafür braucht es den Ausbau und die Modernisierung von ÖPNV und Schiene, aber auch vernünftige Straßen und Brücken. 

    Die Studie belegt auch ein anderes Gefühl: Über den schlechten Straßen- und Brückenzustand wird hierzulande schon lange geredet und geschrieben, es ändert sich aber nicht viel. Tatsächlich hat sich laut Difu der Zustand der kommunalen Straßenbrücken beispielsweise seit der ersten Erhebung 2013 „nicht wesentlich verbessert“. Für den ADAC wies der Leiter des Ressorts Verkehr, Stefan Gerwens, auf einen weiteren Aspekt hin: „Ein guter Zustand von Straßen ist außerdem für die Verkehrssicherheit entscheidend, denn Schlaglöcher stellen für jeden Zweiradfahrer ein erhebliches Sturzrisiko dar und sind nicht nur eine Frage des Komforts.“

    Verkehrsminister Volker Wissing muss den Marathon schaffen

    Eine Komplettsanierung der maroden Straßen, Brücken und Schienennetze bis 2030 wird kaum gelingen, auch wegen des zunehmenden Mangels an Fachkräften und der stark gestiegenen Kosten für Baumaterialien, die jede bisherige Kalkulation belasten. Was also tun? 

    Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrie-Verbandes, plädiert für einen „Verkehrsplan für Deutschland, der nicht in Legislaturperioden und regionalen Zuständigkeiten denkt, sondern den flächendeckenden Verkehr ermöglicht“. Er sieht dabei die Bundesregierung insgesamt und allen voran den Verkehrsminister in der Verantwortung. Volker Wissing sei stark gestartet, erklärte Müller. Klar sei aber auch, dass Verkehrspolitik ein Marathon und kein Sprint sei.

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