Die Preise an den Tankstellen schwankten im vergangenen Jahr so stark wie selten. Russlands Angriff auf die Ukraine und die Energiekrise sorgten für massive Preisanstiege – deutlich über 2 Euro pro Liter waren plötzlich nicht mehr nur an Autobahntankstellen die neue Normalität. Und wer Diesel tankt, musste beim Blick auf die Zapfsäule besonders stark sein: Die Preise dafür stiegen noch deutlicher als die für Benzin. Zeitweise war Diesel um mehr als 20 Cent pro Liter teurer als Benzin.
Diesel ist vor allem wegen der geringeren Energiesteuer günstiger als Benzin
Dabei ist Diesel in der Regel der günstigere Kraftstoff. Das liegt vor allem an der Energiesteuer. Die beträgt bei einem Liter Diesel 47,04 Cent, bei Benzin sind es 65,45 Cent. Seit Ende Januar gehen die Dieselpreise nun tendenziell stark nach unten. Mitte Mai kostet der Liter nur noch etwa 1,56 Euro – Ende Januar lag der Preis noch bei mehr als 1,80 Euro. Das Preisniveau ist damit sogar niedriger als direkt vor Beginn des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022. Und auch das Verhältnis zum Benzinpreis hat sich wieder gewandelt, denn der ist in den vergangenen Monaten tendenziell gestiegen. Seit Mitte Februar liegt der Dieselpreis wieder unter dem von E10, inzwischen sind es rund 20 Cent Unterschied.
Aber wie konnte es passieren, dass der eigentlich günstigere Kraftstoff vergangenes Jahr so viel teurer war als Benzin? "Dass die Dieselpreise im vergangenen Jahr so stark gestiegen sind, lag an mehreren Sonderfaktoren", erklärt Katharina Lucà vom ADAC. Direkt nach Kriegsbeginn stiegen Benzin- und Dieselpreis wegen der unsicheren Marktlage. Ein Grund, warum der Anstieg bei Diesel noch höher war: Deutschland bezog Diesel in viel größerem Maß aus Russland als Benzin.
Wenn der Preis für Heizöl steigt, steigt auch der Diesel-Preis
Einen zweiter Grund für den überproportionalen Anstieg des Dieselpreises: Diesel ist nahezu das gleiche wie Heizöl. Die beiden Produkte unterscheiden sich nur im Schwefelgehalt und durch Zusätze, daher entwickeln sich die Preise parallel. Weil die Gasversorgung in Deutschland durch Russlands Angriffskrieg und die wirtschaftliche Auseinandersetzung gefährdet war, deckten sich viele Menschen mit Heizöl ein. Ach Industriebetriebe stiegen teilweise darauf um. Die erhöhte Nachfrage nach Heizöl sorgte auch für höhere Dieselpreise.
Zwischen Juni und September 2022 gab es einen weiteren Effekt: den Tankrabatt. Dieser sollte die Menschen entlasten, indem die Energiesteuer auf Kraftstoffe auf das von der EU vorgeschriebene Minimum gesenkt wurde. Da für Diesel aber ohnehin weniger Energiesteuer anfällt, war der Effekt hier geringer. So wurde die Energiesteuer auf Diesel nur um 14 Cent gesenkt, die Steuer auf Benzin aber um 30 Cent. Auch die Mehrwertsteuer wurde gesenkt, was bei Diesel weitere 3 und bei Benzin weitere 5 Cent ausmachte.
Dass die Dieselpreise in den vergangenen Monaten gesunken sind, hängt ebenfalls mit den Heizölpreisen zusammen: "Im Frühjahr kauft in der Regel kaum jemand Heizöl", erklärt Lucà. Nach Ende der Heizperiode sinkt der Dieselpreis daher normalerweise, während er im Herbst ansteigt. Anders war es im Frühjahr 2022, zu Beginn des Krieges: "Da haben sehr viele Menschen antizyklisch eingekauft." Auch das hat die Nachfrage und damit den Preis für Diesel erhöht.
Benzin und Diesel sind teurer als sie sein müssten
Dass Diesel nun wieder rund 20 Cent günstiger als Benzin ist, sei also die Rückkehr zum normalen Preisunterschied zwischen den Kraftstoffen, so Lucà vom ADAC. Der Abstand hat sich zwar normalisiert, die Preise an den Tankstellen hingegen noch nicht ganz, wie sie erklärt: "Gemessen am Rohölpreis wäre noch Spielraum für Preissenkungen."
Die Benzinpreise schwanken aber nicht nur über das Jahr, sondern auch von Tankstelle zu Tankstelle. Und nur wenige Cent Unterschied machen sich bei einer ganzen Tankfüllung schnell im Geldbeutel bemerkbar. Deshalb veröffentlichen wir jederzeit die aktuellen Benzin- und Dieselpreise auf unserer Seite. In dieser Übersicht erfahren Sie, welche Tankstelle in ihrem Landkreis momentan am günstigsten ist.