Klar, Preisschwankungen an den Tankstellen sind in etwa so normal wie Stau auf der Brennerautobahn am ersten Feriensamstag. Aber eigentlich gab es in diesem Sommer eine Phase, in der die Preise an den Zapfsäulen recht stabil waren. Im Juni und weite Teile des Julis pendelten die Kosten pro Liter E10 im Tagesverlauf stets um den Wert von 1,80 Euro, der Preis für Super lag in der Regel etwa fünf bis sechs Cent darüber. Beim Diesel gab es zwischen Juni und Juli bereits einen leichten Anstieg, aber die meiste Zeit war der Liter für 1,55 Euro bis 1,65 Euro zu haben.
Und dann das: Ab Mitte Juli zogen die Preise an. Beim Diesel ist der Anstieg besonders stark, der Mittelwert liegt inzwischen bei 1,75 Euro. Auch Benzin ist seit Mitte Juli um etwa sechs Cent pro Liter teurer geworden.
Anders gesagt: Kaum will man für den Sommerurlaub volltanken, erhöhen die Tankstellen die Preise. Nicht nur, wer mit dem Auto nach Italien fahren will, fragt sich da: Kann das Zufall sein?
ADAC-Sprecher: Anstieg zu Ferienbeginn liegt größtenteils am Anstieg des Ölpreises
Andreas Hölzel vom ADAC spricht zwar nicht von Zufall, erklärt aber: "Der aktuelle Anstieg der Spritpreise ist weitgehend auf den Anstieg des Ölpreises zurückzuführen." Dieser liegt wiederum an verringerten Fördermengen. Zugleich ist die Nachfrage der Industrie nach Öl gestiegen, und trotz des Sommers wird bereits wieder mehr Heizöl verkauft – was in stärkerem Maße den Dieselpreis beeinflusst: Heizöl und Diesel sind nahezu das gleiche Produkt, weshalb die Dieselpreise im Herbst, wenn die Heizsaison beginnt, jedes Jahr spürbar steigen.
Also sind die Preise an den Tankstellen nicht auf gierige Mineralölkonzerne zurückzuführen? "Das Preisniveau ist schon über Monate zu hoch", sagt Hölzel. Auch wenn der jetzige Anstieg mit dem höheren Rohölpreis zu erklären sei: Eigentlich müssten Diesel und Benzin laut ADAC deutlich günstiger sein. "Die Margen der Mineralölkonzerne sind beträchtlich, und das schon eine ganze Weile." Der Automobilclub geht davon aus, dass das mit den starken Preisschwankungen und den zeitweise extremen Preisen im vergangenen Jahr zu tun habe. Die hätten bei Autofahrerinnen und Autofahrern eine gewisse Gewöhnung an ein hohes Preisniveau bewirkt. "Der Tankrabatt hat zwar eine Zeit lang geholfen, aber auch das Gefühl für die Preise verwischt", so Hölzel. Für die Kundinnen und Kunden sei die Preisentwicklung kaum noch nachvollziehbar gewesen. Und die Konzerne wollen nun nicht auf ihre hohen Gewinne verzichten.
Wer in den Urlaub fährt, sollte am Vorabend volltanken
Aber: Einen gewissen Ferieneffekt gibt es auch. "Verstärkter Reiseverkehr sorgt durch höhere Nachfrage für etwas höhere Preise", erklärt Hölzel. Dass dieser aber eher eine untergeordnete Rolle spielt, ist daran zu erkennen, dass die Preise in allen Bundesländern gleichzeitig gestiegen sind, unabhängig davon, wann dort die Sommerferien starteten. Früher, so Hölzel, sei es hingegen tatsächlich üblich gewesen, dass die Preise direkt zum Ferienbeginn sprunghaft anstiegen. "Da gab es so einen Effekt sogar vor jedem Wochenende", erklärt Hölzel. Doch über die Jahre habe sich die Art, wie die Mineralölkonzerne ihre Preise anpassen, verändert. "Das Verfahren mit Anstiegen in den Ferien und am Wochenende ist abgelöst worden. Die Konzerne sind eher dazu übergegangen, die Preise im Tagesverlauf stärker zu ändern."
Wer in den Urlaub fährt, sollte deshalb diesen Tipp beherzigen: Am Vorabend der Reise volltanken, nicht erst auf dem Weg zur Autobahn. Im Schnitt sind die Preise am Morgen deutlich höher als am Abend.
Noch wichtiger ist: Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, nicht direkt an der Autobahn tanken. Dass die Tankstellen dort besonders teuer sind, ist bekannt. Wie groß der Preisunterschied genau ist, hat der ADAC erst kürzlich erhoben. Wer Benzin benötigt, zahlt an der Autobahn im Schnitt 42 Cent mehr pro Liter – bei 40 Litern also fast 17 Euro. Im Extremfall hat der ADAC sogar Unterschiede von 70 Cent gemessen. Bei Diesel ist der Preisunterschied mit 36 Cent ebenfalls so groß, dass es sich in der Regel lohnt, von der Autobahn abzufahren und eine Tankstelle in der Nähe zu suchen.
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