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Mobilitätswende: Bleiben E-Autos 2023 auf der Überholspur?

Mobilitätswende

Bleiben E-Autos 2023 auf der Überholspur?

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    2022 wurden so viele E-Autos zugelassen wie noch nie.
    2022 wurden so viele E-Autos zugelassen wie noch nie. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Wie viele E-Autos wurden 2022 zugelassen?

    Im November wurden 102.600 E-Autos zugelassen. Erstmals überhaupt mehr als 100.000 in einem Monat, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) mitteilte. Der Anteil von Stromern an den Gesamtzulassungen stieg auf 39,4 Prozent – auch das den weiteren VDA-Angaben zufolge ein "neuer Rekord". Seit Jahresbeginn wurden insgesamt rund 659.200 Elektroautos zugelassen, 10 Prozent mehr als in den ersten elf Monaten von 2021. 

    Was erwarten Experten für 2023 auf dem E-Automarkt?

    Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, geht davon aus, dass der E-Auto-Markt weiter hochläuft, aber "in geringerer Dynamik als 2022". Einerseits werden sich die Förderbedingungen verschlechtern, andererseits gebe es für die Kunden immer mehr Modelle zur Auswahl. Bratzel meint deshalb, "dass wir dennoch eine Steigerung der Nachfrage sehen und der Anteil der rein elektrischen Fahrzeuge 2023 größer wird."

    Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, geht davon aus, dass E-Autos auch 2023 gefragt bleiben.
    Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, geht davon aus, dass E-Autos auch 2023 gefragt bleiben. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Deutlich kritischer blickt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor am Duisburger Center Automotive Research (CAR), auf die kommenden E-Auto-Jahre. In einer aktuellen CAR-Analyse heißt es: "Die Konsequenz in Verbindung mit den hohen Strompreisen und zusätzlichen Kostensteigerungen bei Lithium-Ionen-Batterien ist ein Abbruch der Marktanteile für Elektroautos. Damit sind die oft zitierten Ziele der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 auf Deutschland Straßen 15 Millionen Elektroautos fahren zu haben, auf keinen Fall mehr erreichbar. Nach unserer Prognose werden unter optimistischen Bedingungen mit 7,5 Millionen Elektroautos das Ziel zu höchstens 50 Prozent erreicht. Man könnte auch sagen, das Ziel wird Makulatur." Entscheidend für den Markteinbruch ist laut Dudenhöffer dabei auch, dass die neue Förderrichtlinie angepasst wurde. Der üppige Umweltbonus, den Käufer von E-Autos bekamen, wird ab 2023 deutlich weniger.

    Was ändert sich bei der Förderung 2023?

    Wer sich ein neues E-Auto zulegt, konnte sich bislang über einen stattlichen Zuschuss von bis zu 9000 Euro von Bund und Hersteller freuen. Damit ist ab 2023 aber Schluss. Dann gilt eine neue Förderrichtlinie mit reduzierten Prämien vom Bund. So gibt es etwa für Plug-in-Hybride von dieser Seite gar keinen Zuschuss zum Kaufpreis mehr. 

    Wie viel Geld gibt es beim Kauf eines E-Autos künftig?

    Laut Bundeswirtschaftsministerium wird der Bundesanteil ab Januar auf maximal 4500 Euro reduziert, wobei die endgültige Höhe vom Kaufpreis abhängt. Die volle Fördersumme gibt es für Autos mit einem Nettolistenpreis bis 40.000 Euro. Stromer, die über 40.000 und bis 65.000 Euro kosten, erhalten noch 3000 Euro. Fahrzeuge über dieser Preisgrenze sind nicht förderfähig. Zum staatlichen Umweltbonus hinzu kommt wie bisher noch ein Herstelleranteil von 50 Prozent, sodass E-Auto-Käufer ab Januar 2023 also im besten Fall einen Zuschuss in Höhe von 6750 Euro erhalten können. Die ab Januar geplante Förderung gilt nur für das Jahr 2023, anschließend wird die Förderhöhe weiter reduziert. 

    Welche E-Autos werden gefördert?

    Gefördert werden ab 2023 nur noch reine E-Autos und Brennstoffzellenautos. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) veröffentlicht regelmäßig eine Liste förderfähiger E-Autos, die aktuell knapp 1000 Modelle umfasst. Diese Liste wird laut ADAC ständig entsprechend der Neufahrzeuge am Markt aktualisiert. Auf sie kommen aber nur Fahrzeuge, die unterhalb der Preisgrenze von derzeit 60.000 Euro netto liegen. 

    Wer kann einen Förderantrag stellen?

    Hier ändert sich zum 1. Januar erst einmal nichts. Jeder kann im neuen Jahr den Umweltbonus beantragen, auch Gewerbetreibende, Stiftungen oder Vereine. Ab dem 1. September, so der ADAC, sind aber nur noch Privatpersonen berechtigt, einen Förderantrag zu stellen. 

    Wann muss der Förderantrag gestellt werden?

    Ausschlaggebend ist das Zulassungsdatum und nicht das Kaufdatum des Autos. 

    Wie lange muss das Auto zugelassen sein, damit die Förderung nicht verfällt?

    Nur wer sein E-Auto mindestens zwölf Monate hält, hat Anspruch auf die volle Förderung. Vorher waren es sechs. Wer einen Stromer least, muss den Wagen mindestens 23 Monate fahren, damit der Förderbetrag voll gewährt wird. Bei einer kürzeren Leasingdauer wird der Bonus halbiert: Bei Leasingverträgen bis 23 Monaten gibt es noch 3000 Euro vom Staat. Wer weniger als zwölf Monate least, geht leer aus. 

    Reicht das Geld im Fördertopf?

    Die Fördermittel sind endlich. Für 2023 gibt es nur noch 2,1 Milliarden, für 2024 mit 1,3 Milliarden Euro noch weniger. Einen Rechtsanspruch auf den Umweltbonus gibt es laut ADAC nicht, daher können Verbraucher auch leer ausgehen. 

    Mit wie viel Geld hat der Staat insgesamt bisher den E-Auto-Kauf angekurbelt?

    Laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) wurden seit Start des Programms 2016 rund 1,5 Millionen klimafreundliche Fahrzeuge beantragt und mehr als 7,1 Milliarden Euro an Fördermitteln für klimafreundliche Mobilität ausgezahlt. In 2021 waren es rund 625.000 und in 2020 rund 255.000 Fahrzeuge. Mit den höheren Antragszahlen ist den weiteren BAFA-Angaben zufolge auch die Zahl der ausgezahlten Mittel gestiegen: von rund 652 Millionen Euro in 2020 auf 3,1 Milliarden Euro in 2021 und 3,2 Milliarden Euro in 2022.

    Ist es richtig, die staatliche Förderung zu reduzieren?

    Auto-Experte-Bratzel ist überzeugt, dass der Staat auf längere Sicht schrittweise die Höhe der Förderung reduzieren soll, um die Innovationsanreize für die Hersteller hochzuhalten. Zudem sei es wichtig, den Kundinnen und Kunden zu signalisieren, dass es sich lohne, früher auf E-Mobilität umzusteigen.

    CAR-Direktor Dudenhöffer vertritt eine andere Ansicht. In seiner Analyse kommt er zu dem Schluss: "Mit der neuen Förderrichtlinie für Elektroautos, den hohen Strompreisen, den steigenden Batteriekosten wird der Markt für Elektroautos in Deutschland in den nächsten Jahren einbrechen." Das Ziel, dass in sieben Jahren 15 Millionen Elektroautos auf Deutschland Straßen fahren, sei unerreichbar. Gerade in den Segmenten der Kleinst-, Klein- und Kompaktfahrzeuge sowie Klein- und Kompakt-SUV verschlechtere ein kleinerer Umweltbonus im Vergleich die Elektroantriebe gegenüber den Benzinern. 

    Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer meint, dass der Staat entweder den Umweltbonus hochhalten oder die Mehrwertsteuer beim Verkauf von Verbrennern steigern sollte.
    Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer meint, dass der Staat entweder den Umweltbonus hochhalten oder die Mehrwertsteuer beim Verkauf von Verbrennern steigern sollte. Foto: Nicolas Blandin, dpa

    Dudenhöffer meint: "Wenn man als Staat will, dass das E-Auto verkauft wird, muss man die Nachteile ausgleichen: Entweder behalten sie den Umweltbonus in der Höhe bei oder sie erhöhen die Mehrwertsteuer beim Kauf von Verbrennern oder machen Sprit teurer." (mit dpa)

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