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Inflation: Die Preise steigen nicht mehr so schnell

Inflation

Die Preise steigen nicht mehr so schnell

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    Die Inflation hat im Januar 2024 den niedrigsten Wert seit Juni 2021 erreicht.
    Die Inflation hat im Januar 2024 den niedrigsten Wert seit Juni 2021 erreicht. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Die Preise in Deutschland steigen nicht mehr so schnell wie in den Monaten davor. Die Inflation im Januar betrug 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, berichtet das Statistische Bundesamt. Sie ist damit unter die Drei-Prozent-Marke gefallen. Im November 2022 hatte die Inflation durch die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs noch mit 8,8 Prozent den höchsten Wert seit der deutschen Wiedervereinigung erreicht. Fachleute geben trotzdem keine Entwarnung: „Das Inflationsproblem ist noch nicht gelöst“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer unserer Redaktion. Der Rat ist auch an die Europäische Zentralbank gerichtet. Die EZB hat im Kampf gegen die Inflation den Leitzins deutlich erhöht. Er liegt derzeit bei 4,5 Prozent. Da hohe Zinsen Investitionen verteuern, die Bauindustrie belasten und die Konjunktur dämpfen, war zuletzt der Druck auf die EZB gestiegen, die Zinsen zu senken. 

    Insbesondere Energie ist günstiger als vor einem Jahr. „Die Inflationsrate hat sich zu Jahresbeginn abgeschwächt“, sagte am Freitag Ruth Brand, die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes. „Die Preissituation bei den Energieprodukten entspannt sich sichtlich“, teilte sie mit. Heizöl verbilligte sich binnen Jahresfrist um 9,3 Prozent, Strom um 6,8 Prozent, Erdgas um 6,2 Prozent. Auch Kraftstoffe sind günstiger. Dies ist erstaunlich, da zum Jahreswechsel der CO2-Preis von 30 auf 45 Euro pro Tonne gestiegen war. 

    Inflation: Butter und Bahnfahrten sind im Schnitt günstiger geworden, Dienstleistungen teurer

    Auch für einzelne andere Produkte gaben die Preise nach, zum Beispiel für Bus- und Bahnfahrten, was vor allem an der Einführung des Deutschlandtickets 2023 liegt. Auch einzelne Lebensmittel sind günstiger geworden, darunter Sonnenblumenöl und Rapsöl um 21,6 Prozent oder Butter, die im Schnitt 17,5 Prozent billiger ist. 

    Sieht man von den positiven Ausnahmen ab, ziehen die Preise aber an. Lebensmittel insgesamt sind teurer. Auch für Dienstleistungen muss mehr bezahlt werden. Typische Handwerkerleistungen für Reparaturen in Wohnungen stiegen preislich um 7,8 Prozent an, der Besuch in der Gaststätte ist 6,6 Prozent teurer geworden. Hier ist am 1. Januar die Mehrwertsteuerermäßigung ausgelaufen. Durch die Inflation können sich die Bürgerinnen und Bürger für ihr Geld weniger Produkte leisten. Die kann nur durch steigende Löhne oder staatliche Hilfen aufgefangen werden. 

    Chefvolkswirt Jörg Krämer, Commerzbank: „EZB sollte dem Druck der Finanzmärkte standhalten“

    Da die Preise für Energie und Lebensmittel sehr schwankungsanfällig sind, rechnen Statistiker sie gerne heraus. Die Kerninflationsrate betrug im Januar 3,4 Prozent und war ebenfalls leicht rückläufig, „Auf den ersten Blick ist es ermutigend, dass die Inflation ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel weiter etwas gefallen ist“, sagt Krämer. „Aber der Preisauftrieb bei den meist arbeitsintensiven Dienstleistungen hat sich deutlich oberhalb des EZB-Ziels von zwei Prozent stabilisiert“, warnt er. "Das dürfte an den stark steigenden Löhnen liegen."

    Krämer rät von schnellen Zinssenkungen ab: „Die EZB sollte dem Druck der Finanzmärkte standhalten und ihre Leitzinsen nicht rasch senken“, sagt der Chefvolkswirt. Fachleute erwarten Zinssenkungen im Laufe des Jahres. Für die Zentralbank ist Geldwertstabilität bei einem Inflationsniveau von zwei Prozent gewährleistet.

    Deutschlands Konjunktur bleibt ein Sorgenkind

    Rückenwind für die lahmende deutsche Wirtschaft durch rasche Zinssenkungen wäre damit allerdings nicht in Sicht. „Betrachtet man Deutschland durch die Wirtschaftsbrille, sind blühende Landschaften nicht zu erkennen“, urteilte am Freitag Baader-Bank-Fachmann Robert Halver. Unter den 20 größten Industrienationen gehe es laut der OECD nur Argentinien noch schlechter. 

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