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Inflation: Die Inflation ist geschwächt, aber noch nicht besiegt

Inflation

Die Inflation ist geschwächt, aber noch nicht besiegt

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    Die Inflation macht sich bei allen im Geldbeutel bemerkbar.
    Die Inflation macht sich bei allen im Geldbeutel bemerkbar. Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Bei der Inflation steht jetzt noch eine sieben vor dem Komma. Wenn der Wirtschaftsprofessor Sebastian Dullien recht behält, wird es zur Jahreswende eine Drei. Im Durchschnitt dieses Jahres erwartet er eine Inflationsquote von 5,3 Prozent. "Die Ursache für die sich abschwächende Inflation sind die gefallenen Energiepreise, die vor einem Jahr wegen des Ukraine-Krieges in die Höhe geschossen waren", sagte der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) unserer Redaktion. Die Volkswirte der Commerzbank kommen auf eine vergleichbare Größenordnung wie er.

    Russlands Angriffskrieg ließ Öl-, Gas- und Getreidepreise in die Höhe schnellen

    Schon als Russland seine Truppen an der Grenze zur Ukraine bedrohlich zusammenzog, hatten die Preise von Öl, Gas und Getreide kräftig ausgeschlagen. Als Wladimir Putin dann einmarschieren ließ, gingen sie steil nach oben. Europa wurde von der Inflation erfasst, das Leben wurde deutlich teurer. Etwas mehr als ein Jahr später tobt der Krieg immer noch, aber der Energieschock ist überwunden. Sebastian Dullien rechnet damit, dass nächstes Jahr die Teuerung auf 2,4 Prozent fällt und damit fast wieder den Zielwert der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent erreicht. 

    Den steilen Abwärtspfad erklärt der Ökonom so: Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine versetzten der Weltwirtschaft zwei Schocks. Der Kampf gegen das Virus ließ die Lieferketten zusammenbrechen, der Krieg gefährdete die Energieversorgung. Weil die Lieferketten der Unternehmen heilen und russische Energie durch Exporte anderer Länder ersetzt werden konnten, verschwinden nach und nach die Ursachen des Preisauftriebs.

    Inflation: Lohn-Preis-Spirale hat eine Schwester

    Doch kommt vielleicht eine andere hinzu? Der Eindruck konnte sich in den zurückliegenden Tagen aufdrängen, als die Gewerkschaften streikbewehrt zweistellige Gehaltssteigerungen für die Beschäftigten verlangten. In der Volkswirtschaftslehre gibt es dazu die Theorie der Lohn-Preis-Spirale. Lohnsprünge sorgen demnach für höhere Kosten bei den Unternehmen, die sie an die Verbraucher weitergeben, die wiederum in der nächsten Tarifrunde wieder Lohnsprünge verlangen. Namhafte Ökonomen wie Marcel Fratzscher und Bert Rürup halten die Sorge vor der Spirale aber für unbegründet. Schon die Corona-Pandemie hat bei vielen Arbeitnehmern zu Lohnverlusten geführt. Und im vergangenen Jahr konnten die Lohnerhöhungen nicht mit der Inflation mithalten. "Was gesamtwirtschaftlich zählt, ist nicht die Forderung, sondern der Abschluss. Es zählen auch nicht einzelne Branchen, sondern die Abschlüsse der großen Sektoren zusammen", meinte IMK-Direktor Dullien. Es gebe keine Lohn-Preis-Spirale. 

    Weniger bekannt als die Lohn-Preis-Spirale ist ihre Schwester, die Gewinn-Preis-Spirale. Treiber der Inflation sind in diesem Fall nicht die Löhne, sondern die über Gebühr gesteigerten Profite der Unternehmen. Das ifo-Institut hat im Dezember eine Untersuchung vorgelegt, die zu dem Schluss kommt, dass die gestiegenen Preise für Energie und Vorleistungen nicht das Ausmaß des Preisrucks erklären könnten. "Vielmehr scheinen Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen die Preissteigerungen dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne auszuweiten. Das gilt vor allem für den Handel, die Landwirtschaft und den Bau", sagte seinerzeit ifo-Forscher Joachim Ragnitz.

    Reichen höhere Löhne, um die Inflation auszugleichen?

    Das ifo ist nicht allein mit seiner Sichtweise. Auch die Volkswirte der Großbank ING meinen, dass sich ein Teil der Unternehmen in der Phase der Inflation schadlos gehalten hat. "Die Daten aus dem vergangenen Jahr zeigen klar, dass sich eine Profit-Preis-Spirale in der Wirtschaft ausbreitet". 

    Wenn die Prognosen richtig sind, dann werden aber sowohl höhere Löhne als auch höhere Gewinne nicht wuchtig genug sein, um den Rückgang des Preisrucks aufzuhalten.

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