Was für die Gallier in den weltberühmten Comics der herabstürzende Himmel war, scheint für viele Deutsche die steigende Inflation zu sein. Eine irgendwie unberechenbare und existenzvernichtende Gewalt, bei der es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie zuschlägt. Keine Frage, die letzten drei Jahre haben gezeigt, dass eine Geldentwertung von in der Spitze 6,9 Prozent im Alltag durchaus hart zuschlagen kann. Preissteigerungen bei Energie, Miete und Lebensmitteln treffen vor allem Menschen mit geringem Einkommen. Ihnen bleibt meist nichts anderes übrig, als ihr Konsumverhalten weiter einzuschränken, indem sie bei Freizeitaktivitäten, Kleidung, Nahrung bis hin zur Heizung sparen. Zumindest so lange, bis die Löhne steigen oder die Preise wieder sinken.
Eine zu hohe Inflation schadet langfristig der Volkswirtschaft. Denn mit steigenden Preisen sinkt das Wirtschaftswachstum, weil die Verbraucher weniger ausgeben. In der Folge investieren und produzieren Unternehmen weniger, um Kosten zu sparen. Am Ende wird das Angebot knapper, was wiederum die Preise in die Höhe treiben kann.
Inflation: Deutschland steht im Vergleich gut da
Doch wann ist die Inflation zu hoch? Hier kommt die Europäische Zentralbank (EZB) ins Spiel. Sie wacht über die Inflationsrate und versucht über die Veränderung des Leitzinses die Geldentwertung stabil und berechenbar zu halten. Konkret ist dies bei einer Inflationsrate von 2 Prozent der Fall. Wird diese Zielmarke dauerhaft oder deutlich überschritten, gilt die Inflation als zu hoch. Blickt man auf die letzten 30 Jahre zurück, so wurde die 2-Prozent-Marke in Deutschland nur in 8 Jahren überschritten. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern steht Deutschland damit in Bezug auf Phasen hoher Inflation nicht schlecht da.
Anleger und Sparer können also aufatmen. Wer langfristig investiert, zum Beispiel um seine Altersvorsorge aufzubauen, muss sich keine Sorgen machen, dass die Inflation für einige Jahre hoch sein könnte. Vorausgesetzt, der Inflationsausgleich wurde im Anlagemix berücksichtigt. Anders ausgedrückt: Eine Geldanlage, die nach Abzug aller Kosten weniger als 2 Prozent Rendite abwirft, ist ein Verlustgeschäft, weil der Gewinn von der Geldentwertung aufgefressen wird. Das gilt für alle, die ihre Ersparnisse überwiegend auf dem Girokonto oder als schlecht verzinstes Tagesgeld parken. Aber auch viele private Lebens- und Rentenversicherungen enttäuschen bei der Rendite am Ende der Laufzeit.
Wertpapier-Fonds können über längere Zeit mehr Rendite erzielen
Wer nicht nur den Werterhalt, sondern echte Gewinne erzielen will, kommt am Kapitalmarkt nicht vorbei. Für Privatanleger bieten sich hier vor allem weltweit gestreute Investmentfonds in Form von passiven ETFs (börsengehandelte Indexfonds) an. Sie gehören zu den risikofreudigsten Produkten, bieten aber auch die nötige Rendite, da sie sehr kostengünstig sind. ETFs können ohne Ausgabeaufschlag und mit laufenden Kosten von 0,1 Prozent erworben werden. Die Ersparnisse fließen hier in die Rendite der Anleger, die mit Zielrenditen von über 6 Prozent die Inflation locker im Griff behalten.
Zur Person: Sascha Straub ist Fachmann für Finanzfragen und Versicherungen bei der Verbraucherzentrale Bayern.