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Zinserhöhung der EZB: Zinsen im Euroraum steigen

Zinserhöhung

Entscheidung gefallen: EZB erhöht Leitzinsen im Euroraum deutlich

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    Der Euroraum steht vor der ersten Zinserhöhung seit elf Jahren.
    Der Euroraum steht vor der ersten Zinserhöhung seit elf Jahren. Foto: Boris Roessler, dpa (Symbolbild)

    Erstmals seit elf Jahren erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) wieder die Zinsen. Sparer haben diesen Schritt seit langem herbeigesehnt. Der Leitzins steigt unerwartet kräftig von null auf 0,50 Prozent, der Negativzins von minus 0,50 Prozent für geparkte Gelder von Geschäftsbanken entfällt, wie die EZB am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Es könnte der Anfang einer Serie von Zinserhöhungen sein.

    Bereits in seiner vorherigen Sitzung im Juni hatte sich der Kurswechsek des EZB-Rats angebahnt. Es wurde allerdings ein kleinerer Zinsschritt von jeweils 0,25 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. "Der EZB-Rat hielt es für angemessen, einen größeren ersten Schritt auf dem Weg zur Normalisierung der Leitzinsen zu tun, als er auf seiner letzten Sitzung angekündigt hatte", teilte die Notenbank nun mit. Diese Entscheidung beruhe auf der aktualisierten Einschätzung der Inflationsrisiken durch den EZB-Rat.

    1,0220 Dollar kostet ein Euro am Donnerstagmorgen. Das ist etwas mehr als noch am Mittwochabend. Die EZB hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,0199 Dollar festgesetzt. Die Geldpolitik der EZB steht an den Finanzmärkten im Mittelpunkt. Damit stemmt sich die EZB gegen die hohe Inflation. Das passiert allerdings deutlich später als bei anderen großen Notenbanken. Wie hoch das Ausmaß ist, wenn die Leitzinsen angehoben werden, ist ungewiss.

    Inflation: Energiesituation und Italien im Blickpunkt

    Am Donnerstag stehen die Energiesituation in Europa und die politische Lage in Italien im Blickpunkt. Nach der Wartung der Gaspipeline Nord Stream ist die Lieferung am Donnerstagmorgen laut Nord Stream AG wieder angelaufen. Es war befürchtet worden, Moskau könne den Gashahn wegen des Ukraine-Kriegs komplett zulassen. Die italienische Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi steht wohl vor dem Aus. Draghi konnte am Mittwoch zwar eine Vertrauensabstimmung im Senat für sich entscheiden, allerdings ohne Unterstützung dreier wichtiger Koalitionsparteien. Die Lega, Forza Italia und die Fünf-Sterne-Bewegung hatten nicht mit abgestimmt. Draghi will am Donnerstag vor der größeren Abgeordnetenkammer erscheinen.

    Zinserhöhung nach EZB-Sitzung? Was sind die Auswirkungen?

    Die EZB ist gegen steigende Energiepreise weitgehend machtlos. Sie kann allerdings dazu beitragen, dass sich die Teuerungsrate nicht dauerhaft auf hohem Niveau festsetzt. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnte: "Je zögerlicher die Geldpolitik jetzt handelt, desto mehr läuft sie Gefahr, in eine Situation zu geraten, in der sie später umso abrupter und stärker straffen müsste, um Preisstabilität zu gewährleisten." Den Notenbankern bereiten mögliche Zweitrundeneffekte wie eine Lohn-Preis-Spirale Sorgen. Sollten die Löhne als Reaktion auf die hohe Inflation zu stark steigen, könnte das die Preise weiter nach oben treiben, weil Unternehmen gestiegene Löhne als Rechtfertigung von weiteren Preiserhöhungen heranziehen. Löhne und Preise schaukeln sich dann gegenseitig hoch.

    EZB will Leitzins erhöhen: sinkt Inflationsrate?

    Angesichts steigender Inflationsraten können sich Menschen in Deutschland und im Euroraum immer weniger für einen Euro leisten. Doch trotz Zinserhöhung wird sich daran so schnell nichts ändern. Der Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket dämpften den Preisauftrieb im Juni zwar etwas, aber spätestens nach dem Ende der Maßnahmen, die auf drei Monate befristet sind, sollte die Inflation wieder nach oben springen. Das erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Das gilt umso mehr, als die deutschen Unternehmen die massiv gestiegenen Materialkosten noch lange nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben haben", so Krämer gegenüber der Deutschen Presseagentur. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt des Fondsanbieters Union Investment, erwartet zudem, dass die Preissteigerungen im Energiebereich und bei Lebensmitteln immer stärker auf andere Güter und Dienstleistungen umgelegt werden.

    Zinserhöhung der EZB: Was ist die Bedeutung für Sparer?

    Die ersten Banken haben die Zinsen für Tages- oder Festgeld bereits erhöht. Es dürfte aber noch eine Weile dauern, bis das Gros der Sparer nennenswerte Zinsen bekommt. Die ersten Kreditinstitute haben immerhin Negativzinsen auf dem Tagesgeld- oder Girokonto abgeschafft. Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH erwartet: "Sobald die Notenbank den Strafzins auf Bankeinlagen streicht, werden auch die Negativzinsen für Sparer auf breiter Front wegfallen." Banken mussten zuletzt 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Diese Belastung geben viele Institute an Privatkunden ab bestimmten Summen auf dem Konto als sogenanntes Verwahrentgelt weiter.

    Erhöhung Leitzins: Was sind die Folgen für Kreditnehmer?

    Für Kreditnehmer wird es absehbar teurer. Die steigenden Zinsen erhöhen die Kosten für Kredite und bremsen so die Nachfrage. Dadurch soll die Inflation im Griff behalten werden. Banken und Sparkassen geben nach Erfahrung von Verbraucherschützern steigende Zinsen vergleichsweise zügig an Kreditnehmer weiter, das gilt auch für Dispozinsen.

    Die Bauzinsen, die sich an der Verzinsung von Bundesanleihen orientieren, sind bereits deutlich gestiegen. "Die Durchschnittszinsen für zehnjährige Baufinanzierungen haben sich ausgehend von 0,8 Prozent zum Jahresstart fast vervierfacht und sind auf über drei Prozent geklettert", berichtet Ingo Foitzik, Geschäftsführer Baufinanzierung beim Vergleichsportal Check24. Höhere Zinsen treffen diejenigen, die ein neues Darlehen brauchen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Bei laufenden Hypothekenkrediten gibt es keine Änderungen.

    Leitzins-Erhöhung: Was treibt die Inflation an?

    Die stark steigenden Energiepreise treiben die Inflation seit Monaten stark an. Durch den russischen Angriff auf die Ukraine verschärfte sich dieser Trend noch. Zusätzlich hat die Industrie seit der Corona-Pandemie damit zu kämpfen, dass Lieferketten nicht reibungslos funktionieren. Ein Grund dafür sind Lockdowns in China. Die Inflation erreichte im Juni im Euroraum mit 8,6 Prozent den höchsten Stand seit Einführung der Gemeinschaftswährung als Buchgeld 1999. (mit dpa)

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