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Energiepreise: Der Spritpreis bricht Rekord um Rekord

Energiepreise

Der Spritpreis bricht Rekord um Rekord

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    An Tankstellen muss man sich wohl an hohe Preise gewöhnen.
    An Tankstellen muss man sich wohl an hohe Preise gewöhnen. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Wenn Preise Rekorde brechen, ist das leider meist keine gute Nachricht. Zumindest nicht für Autofahrerinnen und Autofahrer, denn die Spritpreise haben einen neuen Höchststand erreicht. Durchschnittlich kostete der Liter Diesel in Deutschland am Dienstag 1,64 Euro. Beim Benzin war es ähnlich: 1,712 Euro für den Liter Super E10 waren im Schnitt fällig. Und es dauert nicht lang, bis dieser Rekord wieder gebrochen wird. Bereits am Mittwoch, dem Tag der Rekordmeldung, hatte zumindest der Benzinpreis eine weitere Marke geknackt, wie ADAC-Sprecher Andreas Hölzl mitteilt: Auf 1,714 Euro war der Preis für E10 im Tagesdurchschnitt gestiegen. Der bisherige Benzin-Rekordwert war 2012 erreicht worden. Wann ist in Sachen Preissteigerung ein Ende in Sicht?

    Die Schallmauer an der Zapfsäule, zwei Euro pro Liter, ist - übersetzt auf den Ölmarkt - die Grenze von 100 Dollar für ein Barrel, also für 159 Liter, Rohöl. Und diesem Wert nähern sich die Preise immer weiter an. Am Donnerstag kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent bereits rund 89 Dollar. Woran liegt das?

    Woran liegt es, dass der Ölpreis so hoch ist?

    Gabor Vogel beobachtet als Analyst bei der Frankfurter DZ Bank den Rohstoffmarkt. Laut seiner Einschätzung ist der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland derzeit der größte Preistreiber. Denn beim Handel an der Börse treibe ein solcher Konflikt die Preise in die Höhe, ein Art Risikoaufschlag kommt oben drauf. Das könnten dann schon einmal zehn bis 15 Dollar pro Barrel sein. Spitze sich der Konflikt weiter zu, könne der Ölpreis schnell die 100-Dollar-Marke durchbrechen.

    Mit Spannung wurde am Mittwoch daher die monatliche Konferenz der Opec-Plus-Staaten erwartet, zu denen auch Russland gehört. Bei der Konferenz werden die Fördermengen für den kommenden Monat festgelegt. Manche Abnehmerländer hofften auf eine höhere Fördermenge, die die Preise drücken könnte.

    Die Opec hat ihrer Förderziele nicht stark erhöht

    Doch das Öl-Kartell hob seine Förderziele nicht deutlich an und blieb bei einer moderaten Steigerung. Mit Auswirkungen auf den Ölpreis: Der legte nach der Konferenz leicht zu. Vogel sieht die Förderpolitik der Opec als einen weiteren Faktor, der den Preis nach oben treibt.

    Denn, manche Länder erreichten schlicht die Förderziele nicht. Dazu gehörten etwa Nigeria, Libyen und Russland. „Eine Erklärung ist, dass Russland die Kapazitäten während des Corona-Schocks abgebaut hat. Eine andere Erklärung wäre, dass das Land aus politischen Gründen weniger produziert.“ Für Vogel herrscht am Markt daher „eine gewisse Scheinknappheit“. Denn manche Opec-Mitglieder könnten zwar mehr produzieren, tun dies aber bislang nicht.

    Auch Corona hat einen Einfluss auf die Ölpreise

    Doch auch Corona beeinflusst die Ölpreise: „Es gab die Erkenntnis, dass die Omikron-Welle nicht so stark ausfallen wird wie gedacht.“ Die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen und damit nach Öl sei 2022 bisher also höher ausgefallen, als erwartet. Kurzfristig mag der Experte auch keine Entwarnung für die Verbraucher geben. „Ich denke, die Ölpreise werden etwa drei Monate lang so bleiben. Gegen Jahresmitte wird der Preis jedoch wieder auf 80 Dollar pro Barrel fallen.“

    Fürs Jahresende erwartet Vogel dann einen Wert von 75 Dollar. Denn bei den aktuellen Preisen werde die Nachfragedynamik abnehmen. Damit werde es wohl mittelfristig mehr Angebot als Nachfrage geben und der Preis fallen. „Das allerdings nur, wenn es zu keiner Invasion russischer Truppen in die Ukraine kommt.“

    Wer profitiert am meisten vom hohen Ölpreis?

    Und wer profitiert vom hohen Preis? Laut Vogel sprudeln vor allem bei den Ölkonzernen die Gewinne. Die seien jedoch nötig, damit diese auch in erneuerbare Energien investieren könnten. Bei den Händlern und Tankstellen seien die Margen eher gering. Klar ist für Vogel: „Wer die Zeche bezahlt, ist der Kunde an der Zapfsäule."

    Der wiederum muss versuchen, seine Marktmacht auszuüben, sagt Andreas Hölzl vom ADAC. „Grundsätzlich ist es so, dass es Tankstellen gibt, die immer teurer sind als andere.“ Auswertungen hätten gezeigt, dass in Deutschland im Mittel die Preise in der Früh am höchsten und abends am niedrigsten seien. Am besten, man vergleicht vor der Fahrt per App die Tankstellen auf der Strecke und wählt dann die günstigste, so der ADAC-Sprecher.

    So funktioniert die Preispolitik der Tankstellen

    Die Preispolitik funktioniert dabei so: „Die Tankstellen starten morgens teuer in den Tag, dann sorgt der Wettbewerbsdruck im Tagesverlauf, dass sie peu à peu nachgeben müssen.“ Man versuche schlicht, einen teuren Preis zu etablieren, der ließe sich jedoch meist nicht halten. Wer sparen will, muss also - wie überall sonst auch - Preise vergleichen.

    Doch nicht nur beim Tanken kann es teuer werden. Auch Besitzer von Ölheizungen müssen mit höheren Preisen rechnen, denn die Nachfrage nach Heizöl könnte bald steigen. Dass die Nachfrage steigen könnte, bestätigt Silke Teltscher vom Heizölhändler Präg aus Kempten: Kurz vor Einführung der CO2-Abgabe hätten die Kunden "Hamsterkäufe" getätigt und ihre Tanks gefüllt. Die leerten sich nun zusehends. "Wir sind auf einem Sieben-Monats-Tief bei den Füllständen in den Privathaushalten."

    Noch sei die Auftragslage jedoch entspannt. Die Firma betreibt auch 120 Tankstellen, hauptsächlich in Süddeutschland. Fahren die Leute wegen der Spritpreise auch weniger? "Ja generell wird weniger gefahren, wir können aber nicht genau ausmachen, was von den erhöhten Spritpreisen und was coronabedingt, also durch Homeoffice, oder etwa fehlende Urlaubsfahrten, kommt", so Teltscher.

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