Die Spritpreise an deutschen Tankstellen haben sich zuletzt wieder deutlich verteuert. Wie der ADAC am Mittwoch mitteilte, habe der Preis für einen Liter Diesel seit Mitte Juli durchschnittlich um fast 23 Cent zugelegt. Bei Superbenzin der Sorte E10 sei der Anstieg mit elf Cent pro Liter zwar etwas geringer ausgefallen. Trotzdem habe Super E10 im Wochenvergleich einen Jahreshöchststand erreicht, so der Verkehrsklub.
"Eine wesentliche Ursache für die höheren Spritpreise ist der deutlich gestiegene Rohölpreis", sagt Sören Hettler, Leiter Anlagestrategie und Privatkunden bei der DZ Bank, gegenüber unserer Redaktion. "Die 30 Prozent Steigerung, die wir in den letzten Monaten gesehen haben, gehen auch an der Zapfsäule nicht spurlos vorbei." Trotzdem sei nicht ganz von der Hand zu weisen, dass die Preise an der Tankstelle sehr schnell auf einen gestiegenen Rohölpreis reagierten, so Hettler. Wenn dieser wiederum sinke, dauere es meist länger, bis Benzin- und Dieselpreise wieder nach unten gingen. "Verwerflich ist das nicht. Solange der Wettbewerb in der Branche intakt ist, sollte die Preisgestaltung den Unternehmen überlassen bleiben", sagt der Rohöl-Experte.
Spritpreise: Russland und Saudi-Arabien verknappten das Rohölangebot
Der aktuelle Preis für ein Barrel der Sorte Brent liegt bei gut 94 US-Dollar. Zum Vergleich: Noch Ende Juni lag der Preis für ein Barrel Brent-Öl bei knapp 73 Dollar. Wichtiger Grund ist das verknappte Angebot durch die Hauptförderländer Russland und Saudi-Arabien. "Zudem ist die Nachfrage robuster als ursprünglich erwartet wurde", erklärt Hettler. Bis zum Sommer habe eine Rezession in den USA in der zweiten Jahreshälfte 2023 für viele als ausgemachte Sache gegolten. Das habe sich geändert. Außerdem fahre China trotz eines angeschlagenen konjunkturellen Umfelds rekordverdächtige Rohölimporte, so Hettler.
Trotz der angespannten Lage auf dem Rohöl-Markt zeigt sich der Experte zuversichtlich. "Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten drei bis sechs Monaten eine moderate Gegenbewegung sehen werden und wohl bei rund 85 Dollar pro Barrel der Sorte Brent landen werden." Aktuell prognostizieren Konjunkturexperten für die USA im vierten Quartal ein negatives Wachstum. Damit würde auch die Rohölnachfrage zurückgehen. Aber auch die wirtschaftlich schwierige Lage in Europa dürfte ihren Teil zum sinkenden Rohölpreis beitragen. Prognosen seien trotzdem schwierig zu treffen, sagt Hettler. "Das Blatt am Rohölmarkt wendet sich extrem schnell." Der Experte geht dennoch in den kommenden acht Wochen von sinkenden Preisen aus. "Das sollte sich dann innerhalb einer überschaubaren Zeit an den Zapfsäulenwiderspiegeln."
ADAC rät: Autofahrer sollten zu bestimmten Uhrzeiten tanken
Wer bereits in Zeiten hoher Benzin- und Dieselpreise beim Tanken Geld sparen möchte, sollte laut ADAC auf die Uhrzeit achten. Laut einer Studie des Verkehrsklubs sind die Kosten an der Zapfsäule zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 21 und 22 Uhr am niedrigsten. Im Vergleich zur Haupttankzeit am frühen Morgen gebe es einen beträchtlichen Preisunterschied von durchschnittlich neun Cent pro Liter. Darüber hinaus rät der ADAC Autofahrerinnen und Autofahrern zum Tankstellenvergleich. Auch hier gebe es deutliche Unterschiede von bis zu sieben Cent pro Liter, bei Autobahntankstellen könne die Differenz noch weitaus höher ausfallen.
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