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Anleger: Krieg in der Ukraine und diverse Krisen: Droht der Börsencrash?

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Krieg in der Ukraine und diverse Krisen: Droht der Börsencrash?

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    Trotz zahlreicher Krisen hat sich der Dax zuletzt wieder etwas erholt.
    Trotz zahlreicher Krisen hat sich der Dax zuletzt wieder etwas erholt. Foto: Boris Roessler, dpa

    Krieg in der Ukraine, Energie-Krise und eine von vielen Instituten prognostizierte Inflation im zweistelligen Bereich: Die vergangenen Monate waren für Anlegerinnen und Anleger an der Deutschen Börse alles andere als rosig. Seitdem Russland im Frühjahr die Ukraine überfallen hatte, ist es dem Deutschen Aktienindex nicht mehr gelungen, über die Marke von 15.000 Punkte zu kommen. Auch wenn der Dax sich immer wieder ein Stück weit erholt hat, blieb er stets sehr weit von der Jahreshöchstmarke von 16.271 Punkten entfernt. Anlegende mussten dementsprechend ein hohes Maß an Geduld mitbringen. Viele dürften zudem nicht zuletzt durch den faktischen Lieferstopp des russischen Gas pessimistisch auf die kommenden Wintermonate schauen.

    Außerdem hat die Europäische Zentralbank (EZB) um die großen Preissteigerungen zu bekämpfen, gleich zweimal den Leitzins erhöht – nach jahrelanger Nullzinspolitik liegt dieser nun bei 1,25 Prozent. Auch das sind normalerweise keine guten Neuugkeiten für Börsianer, denn wer sein Geld nahezu risikofrei auf dem Sparkonto vermehren kann, wird es kaum für Wertpapiere ausgeben. Doch statt nach unten durchzubrechen, zeigte und zeigt sich der Dax ausgesprochen resilient und krisenfest. Das war auch am vergangenen Dienstag zu beobachten, als die Bekanntgabe der Inflationsdaten der Wallstreet eine Talfahrt und dem Dow Jones den größten Tagesverlust seit Juni 2020 bescherten. Doch in Frankfurt tat sich vergleichsweise wenig – der Aufschwung seit Anfang September wurde lediglich etwas unterbrochen. Warum ist das so und worauf müssen sich Anlegerinnen und Anleger noch einstellen?

    Die Stimmung an der Börse ist vergleichbar wie zu Beginn der Corona-Krise

    Viele Experten sind sich einig, dass die Krisenfestigkeit des deutschen Marktes vor allem damit zu tun hat, dass sich die meisten Investorinnen und Investoren bereits defensiv positioniert haben. Die Inflationsängste und Konjunktursorgen seien schon weit verbreitet, dementsprechend große Überraschungen und damit verbundene Panikabverkäufe ausgeblieben, sagt Thorsten Weinelt, Chefanlagestratege für Privatkunden bei der Commerzbank. "Das rührt daher, dass die Marktpositionierung und die Stimmung bei vielen institutionellen Investoren bereits sehr negativ ist. Die meisten institutionellen Investoren haben ihre notwendigen Absicherungsgeschäfte bereits getätigt und sich nach unten abgesichert", sagt Weinelt. Insgesamt erwartet er eine Schaukelbörse mit großen Kursschwankungen.

    Zuletzt gab es aber auch Zeichen der Hoffnung, als es für den deutschen Leitindex innerhalb einer Woche um 800 Zähler nach oben ging. "Dieses Aufbäumen hat mich doch ein wenig überrascht", gesteht Sören Hettler, Leiter Anlagestrategie und Privatkunden der DZ Bank. Doch auch für ihn zeigt diese Entwicklung, dass man an der Deutschen Börse vorbereitet war und ist. "Die jüngste Stabilisierung der Aktienindizes macht aber meines Erachtens deutlich, dass sehr viele negative Nachrichten bereits im Markt eingepreist sind." Die Investorinnen und Investoren würden sich derzeit ähnlich defensiv positionieren wie zu Beginn der Corona-Krise. Zur Erinnerung: Mit 40 Prozent Verlust in 28 Tagen stürzte der deutsche Aktienmarkt damals so schnell ab, wie nie zuvor.

    Finanzexperten raten Anlegern zu Zurückhaltung

    Doch auch wenn Anlegerinnen und Anleger auf dieser Seite des Atlantiks angesichts dieser Stabilisierung zuletzt etwas hoffen durften – über den Berg scheint der deutsche Aktienmarkt noch nicht zu sein. "Der Beginn einer echten Trendwende dürfte das noch nicht sein", gibt Hettler zu Bedenken. "Wir haben immer noch Rahmenbedingungen, die aus Sicht des Aktienmarkts extrem herausfordernd sind." Thorsten Weinelt von der Commerzbank rechnet damit, dass es in den nächsten Monaten noch weiter bergab gehen könnte: "Das Risiko besteht." Dabei hält es der Finanzexperte für möglich, dass der Dax in den kommenden Monaten nochmals um zehn bis 15 Prozent korrigieren könnte. Bei der Finanzkrise 2008 ging es aber noch deutlich weiter nach unten. "In drei bis sechs Monaten könnten wir allerdings mit dem Aktien-Bärenmarkt durch sein, wenn wir von einem typischen Rezessionszyklus ausgehen", sagt Weinelt.

    Bis dahin empfehlen die Experten Anlegerinnen und Anlegern, Ruhe zu bewahren. "Ich würde aktuell ein defensives Vorgehen anraten", sagt Hettler. Er rät zu Unternehmen mit Preissetzungsmacht, sowie einer breiten und weltweiten Aufstellung des eigenen Portfolios. Auch das Verbraucherunternehmen Finanztipp empfielt langen Atem anstelle hektischer Entscheidungen. Statt einzelnen Aktien solle man lieber in passive Indexfonds, die breit gestreut sind, investieren. "Trotz der aktuellen Krise wird man wahrscheinlich mit einem langen Atem nach 10 bis 15 Jahren eine Rendite haben. Es macht also Sinn, sich einen langfristigen Sparplan zu machen“, empfiehlt der stellvertretende Chefredakteur Matthias Urbach.

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