Weshalb braucht der Schulweg besondere Aufmerksamkeit?

Gerade Schulanfänger sind oft noch nicht in der Lage, den Straßenverkehr vollständig zu erfassen. Sie lassen sich leicht ablenken und reagieren in vielen Situationen spontan, erklärt Christian Schmidt, Leiter des Bereichs „Mobilität & Umwelt“ beim ADAC. „Deshalb ist es wichtig, dass Eltern den Schulweg vor dem ersten Schultag gemeinsam mit ihren Kindern üben und auf mögliche Gefahrenstellen hinweisen“, sagt er. Es sei ratsam, verschiedene Routen auszuprobieren und die sicherste, nicht unbedingt die schnellste, zu wählen. „Ein kleiner Umweg lohnt sich, wenn dadurch potenzielle Gefahren vermieden werden können.“ Zu einem Schulwegtraining rät auch Heiner Sothmann, Sprecher der Deutschen Verkehrswacht. Gerade in der ersten Klasse müssten die Eltern die ABC-Schützen auf dem Weg begleiten.

Wo gibt es die größten Gefahren für Kinder auf dem Schulweg?

Die größten Gefahren auf dem Schulweg lauern beim Überqueren der Fahrbahn und an Bushaltestellen, berichtet der ADAC. „Erstklässler haben aufgrund ihrer geringen Körpergröße oft keinen ausreichenden Überblick und werden von anderen Verkehrsteilnehmern leicht übersehen“, sagt Schmidt. In Nordrhein-Westfalen, wo die Schule schon begonnen hat, kam es in diesen Tagen bereits zu mehreren Unfällen auf Schulwegen. Schüler könnten herannahende Fahrzeuge nicht immer rechtzeitig wahrnehmen, besonders wenn sie abgelenkt sind, warnt Schmidt. „Deshalb ist es entscheidend, dass auch Autofahrer im Bereich von Schulen besonders vorsichtig und vorausschauend fahren“, sagt er.

Wann können Kindern alleine mit dem Rad zur Schule fahren?

Eine gesetzliche Bestimmung, ab welchem Alter Kinder mit dem Fahrrad alleine zur Schule fahren dürfen, gibt es nicht, erklärt Heiner Sothmann von der Deutschen Verkehrswacht. Er hat aber eine klare Empfehlung: „Ein guter Moment, Kinder alleine mit dem Fahrrad in die Schule fahren zu lassen, ist nach der Radfahrausbildung in der dritten und vierten Klasse“, sagt er. Die Kinder seien dann nicht nur mit Verkehrsregeln und Schildern vertraut, sondern hätten auch eine praktische Prüfung abgelegt, die zeigt, wie sehr sie ihr Fahrrad beherrschen. Wichtig sei es aber auch dann, dass Eltern mit ihren Kindern den Schulweg einmal zusammen mit dem Rad abfahren.

Mein Kind kann aber schon recht gut Fahrrad fahren. Kann ich es nicht schon vorher in die Schule fahren lassen?

Die Deutsche Verkehrswacht rät hier ab. Kinder vor der dritten Klasse sind im Regelfall entwicklungspsychologisch noch nicht so weit, um alleine am Straßenverkehr teilzunehmen, erklärt Sothmann. Kleine Kinder können zum Beispiel häufig noch nicht genau lokalisieren, woher Geräusche kommen - sei es eine Polizeisirene, ein Hupen oder das Geräusch eines Autos. Auch das Sichtfeld ist noch eingeschränkter. Mit steigendem Alter ändert sich dies, zudem bilden Kinder dann ein Gefahrenbewusstsein aus. „Ab neun bis zehn Jahren können Kindern auch antizipieren und von einer Verkehrssituation auf eine andere Rückschlüsse ziehen“, sagt er. Ein Beispiel: Kinder erkennen dann, dass sie nicht nur am Ende der Nebenstraße auf dem Weg zur Schule stehenbleiben müssen, sondern am Ende aller Einmündungen.

Nach der Radfahrausbildung kann mein Kind aber auf alle Fälle alleine zur Schule fahren, oder?

Im Normalfall ist das so, aber es gibt Ausnahmen. „Es gibt zum Beispiel Kinder mit motorischen Defiziten, die sich mit dem Handling eines Fahrrads schwertun“, sagt Sothmann. Dies sei immer häufiger zu beobachten. „Diese Defizite lassen sich in wenigen Wochen Verkehrsausbildung nicht nachholen“, erklärt er. Die Eltern seien deshalb gefragt, ihr Kind frühzeitig mit dem Fahrradfahren vertraut zu machen und zu üben. „Kindern, die schon mit zwei Jahren auf einem Laufrad gesessen sind, fällt es aller Erfahrung nach leichter, das Gleichgewicht zu halten und sicher Kurven zu fahren“, erklärt er.

Welches Rad brauchen die Kinder für den Schulweg und wohin kommt der Schulranzen?

Wichtig ist, dass das Fahrrad der Kinder auf dem Schulweg verkehrssicher ist und eine funktionierende Beleuchtung, eine Klingel und tadellose Bremsen hat. Schulkinder tragen ihren Ranzen normalerweise auf dem Rücken. Gerade bei längeren Fahrten kann dies hinderlich sein. „Hilfreich kann es sein, wenn die Kinder ihren Ranzen dann auf dem Gepäckträger befestigen können“, sagt Sothmann. Es muss ein stabiler Gepäckträger sein, auf dem die Kinder ihren Ranzen selbstständig befestigen können. „Der Ranzen darf zum Beispiel nicht in der Kurve vom Rad auf die Straße fallen“, sagt er. „Dies kann zu sehr gefährlichen Situationen führen.“

Wann bringt man die Kinder mit dem Auto?

Die sogenannten „Elterntaxis“ sind zuletzt in die Kritik geraten, weil sie teilweise zu einem chaotischen Verkehr vor vielen Schulen und gefährlichen Situationen führen. Trotzdem kann es Situationen geben, in denen es sinnvoll ist, das Kind mit dem Auto zu bringen, zum Beispiel, wenn die Kinder sehr weit weg wohnen, der Schulbus ausfällt oder keine sicheren Rad- und Fußwege benutzt werden können. „Statt direkt vor die Schule zu fahren, ist es dann aber sinnvoll, einige Hundert Meter weit entfernt zu halten, wo man sicher parken und aussteigen kann“, rät Sothmann. „Das Chaos vor den Schulen entfällt dann.“ Den Restweg zur Schule sollte man ebenfalls trainieren. (mit dpa)

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1 Kommentar
Holger Bewart

In der Regel teilt die Grundschule den Eltern mit, wann das Kind mit dem Fahrrad zur Schule kommen darf. Das ist im Regelfall nach der bestandenen Fahrradprüfung der Fall. Das trifft übrigens auch auf Roller zu (e-Roller sind generell erst ab 14 Jahren erlaubt)

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