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Warentest: Banken kassieren zu hohe Dispozinsen

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Warentest: Banken kassieren zu hohe Dispozinsen

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    Warentest: Banken kassieren zu hohe Dispozinsen
    Warentest: Banken kassieren zu hohe Dispozinsen Foto: DPA

    Fürs Konto-Überziehen werden im Schnitt 12,52 Prozent und teils fast 17 Prozent Zinsen verlangt, wie die Stiftung am Dienstag nach einer Analyse von knapp 1000 Anbietern mitteilte. Zweistellige Zinssätze passten aber nicht zum anhaltenden Tiefstand des Leitzinses, den die Europäische Zentralbank (EZB) bis auf ein Prozent gesenkt hat. Gerade kleinere Institute langten kräftig zu. Seit Ausbruch der Finanzkrise hätten Kunden mehr als eine Milliarde Euro zu viel an Zinsen gezahlt, schätzen Verbraucherschützer. Aus der Bundesregierung kam massive Kritik.

    Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) kündigte an, selbst eine ausführliche Studie zur Zinspolitik der Branche in Auftrag zu geben. "Die Banken dürfen nicht einerseits die Vorteile der erheblichen Zinssenkungen der Zentralbank einkassieren, andererseits aber die Kunden mit teuren Krediten im Regen stehen lassen", sagte sie dem "Handelsblatt" (Mittwoch). "Ich erwarte auch von der Finanzaufsicht, dass sie sich um die Beseitigung derartiger Missstände kümmert."

    Nach Angaben der Bremer Verbraucherzentrale zahlten Bankkunden zwischen Dezember 2008 und Juli 2010 rund 1,24 Milliarden Euro zu viel an Dispozinsen, wie die "Bild"-Zeitung (Mittwoch) berichtet. Der Finanzexperte der

    Die Geldinstitute müssten sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie ihre eigenen Zinsvorteile nicht an die Kunden weitergeben, sagte Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest". Sie veröffentlicht die Auswertung in ihrer Oktober-Ausgabe. Dagegen seien Zinsen für Tagesgeld und Festgeld rasch herabgesetzt worden.

    Insgesamt ermittelte die Stiftung Warentest Dispozinsen zwischen sechs und knapp 17 Prozent. Demnach verlangen derzeit 21 Institute mehr als 14 Prozent. Kleine Regionalinstitute seien darunter stark vertreten. Dies treffe Kunden in ländlichen Regionen besonders, die bei ihrer Filialbank bleiben möchten. Jeder Prozentpunkt an Zinsen koste Nutzer von Dispokrediten bis zu 416 Millionen Euro im Jahr.

    Die Branche verwies darauf, dass Dispokredite besonders flexibel und die Zinsen daher höher seien als bei anderen Privatkrediten. Überziehungskredite vom Girokonto seien aber nur als Überbrückung für kurze Zeit gedacht, erklärte der Zentrale Kreditausschuss (ZKA) als Dachorganisation von Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

    Der Verbraucherzentrale Bundesverband kritisierte, es habe den Anschein, dass Banken den Dispozins als Sanierungsprogramm sähen, um Verluste der Krise wieder auszugleichen. Nötig sei eine gesetzliche Begrenzung der Gewinnmarge zwischen Überziehungszinsen für die Kunden und den Zinsen, zu denen die Banken sich selbst Geld beschaffen.

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