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Verkehr: Umwelthilfe kritisiert Autobauer

Verkehr

Umwelthilfe kritisiert Autobauer

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    Die Wut an der Zapfsäule ist groß, wenn das neue Familienauto plötzlich rund 40 Prozent mehr Kraftstoff verbraucht als vom Hersteller angegeben. „Die Autoindustrie schönt seit Jahren den Spritverbrauch“, kritisierte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), gestern in Berlin. Die Normangaben der Hersteller hätten in vielen Fällen wenig mit dem tatsächlichen Kraftstoffverbrauch auf der Straße zu tun, bemängelt die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation.

    Mithilfe technischer Tricks bis hin zu rechtswidrigen Manipulationen ermittelten viele Autobauer niedrige Normverbräuche im Labor. Die DUH wertete anhand des „ADAC EcoTests“ die Abweichung des tatsächlichen Benzinverbrauchs von den Herstellerangaben aus. Dieser Test ermittle im Labor unter anderem den Verbrauch eines Fahrzeugs und liefere deutlich realitätsnähere Ergebnisse als die Testzyklen der Industrie, erklärte DUH-Projektmanager Urs Maier.

    Abweichungen liegen bei mehr als zehn Prozent

    144 Autos flossen in die Auswertung ein. „Bei knapp zwei Dritteln der Fahrzeuge liegt die Abweichung bei mehr als zehn Prozent gegenüber den Herstellerangaben“, sagte Jürgen Resch. Negativer Spitzenreiter ist der Volvo V40 Momentum (Diesel) mit einem Mehrverbrauch von 42 Prozent. Bei den deutschen Autobauern weichen der Mercedes GL 350 BlueTec (

    Die Umwelthilfe sprach von „Verbrauchertäuschung und Kfz-Steuerkürzung durch die Autobauer“. Der real höhere CO2-Ausstoß schädige das Klima. „Die Ermittlung des Normverbrauchs findet in Deutschland ausschließlich im Auftrag der Industrie statt“, kritisierte Resch. Eine Kontrolle durch staatliche Behörden gebe es nicht: „Der Staat möchte sich keinen Ärger mit der Autoindustrie einhandeln“

    Staatliche Kontrolle und Tests im Straßenverkehr gefordert

    Verkehrsexperte Axel Friedrich, früherer langjähriger Abteilungsleiter im Umweltbundesamt, erläuterte die Tricks der Autobauer. Der Wagen durchlaufe einen Testzyklus im Rollenprüfstand und nicht im Straßenverkehr. Durch warme Umgebungstemperaturen von 25 Grad Celsius nehme der Rollwiderstand ab und damit der Spritverbrauch. Einige Hersteller koppeln die Lichtmaschine ab, ziehen Spezialreifen auf oder kleben zur Verbesserung der Aerodynamik Türschlitze ab. Bordcomputer schalten in optimierte Testmodi. „Wir brauchen eine Prüfung auf der Straße unter realistischen Bedingungen“, forderte Friedrich – nicht mit Prototypen, sondern mit Autos aus dem Handel. So könne eine Manipulation der Verbrauchswerte verhindert werden. Die Umwelthilfe sieht das Kraftfahrtbundesamt in der Pflicht und fordert Kontrollen, hohe Geldstrafen sowie eine Online-Meldestelle für auffällige Abweichungen.

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