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Umbruch: Osram bleibt auch nach der Aufspaltung unter Druck

Umbruch

Osram bleibt auch nach der Aufspaltung unter Druck

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    Die Nachtaufnahme mit Zoomeffekt zeigt die Zentrale der Firma Osram in München.
    Die Nachtaufnahme mit Zoomeffekt zeigt die Zentrale der Firma Osram in München. Foto: Rene Ruprecht (dpa)

    Osram-Chef Olaf Berlien hat wahrlich keinen leichten Job. In den kommenden Monaten muss er den Konzern teilen und für das klassische Lampen-Geschäft eine möglichst gute Lösung finden. Was die Aufspaltung für die Beschäftigten und die Werke bedeutet, ist offen.

    Begleitet wird der größte Umbruch in der Unternehmensgeschichte von ersten Verkaufsspekulationen für die Sparte, nachdem der chinesische Investor Feilo Acoustics in der vergangenen Woche seinen Hut in den Ring geworfen hatte. Viel Gesprächsstoff also zur Bilanz des dritten Geschäftsquartals, die Berlien am Mittwoch vorlegt.

    Im April hatte der Manager, der seit gut einem halben Jahr an der Osram-Spitze steht, den Großumbau auf den Weg gebracht. Dabei steht er mächtig unter Druck: Die Billigkonkurrenz aus Asien sitzt der früheren Siemens-Tochter im Nacken, und die Zyklen für neue Produktentwicklungen werden immer kürzer. Er selbst sei anfangs vom Tempo des Branchenwandels überrascht gewesen, bekennt Berlien.

    Konkurrent Philips geht noch ein Stück weiter

    Bis zum kommenden Frühjahr will er nun das Massengeschäft mit Halogen- und Energiesparlampen, aber auch mit modernen LED-Lampen in eine eigenständige Tochter ausgliedern. Der Konkurrent Philips geht bei seiner eigenen Aufspaltung noch ein Stück weiter: Die Niederländer haben bereits ihre Sparten für LED-Bauteile und Autolicht verkauft und wollen sich auch vom Rest des Licht-Geschäfts trennen.

    Bei Osram sind rund 12 000 der weltweit 34 000 Beschäftigten vom Umbau betroffen, die auszugliedernde Sparte steht für etwa zwei Milliarden Euro Umsatz und damit 40 Prozent der Gesamterlöse.

    Entsprechend komplex ist der Prozess. Das ganze Unternehmen werde jetzt auseinandergenommen, und noch stehe gar nicht fest, welche Abteilungen des Lampen-Geschäfts im Konzern bleiben, in die neue Tochter ausgegliedert oder verschlankt werden sollen, heißt es in Arbeitnehmerkreisen: "Wir sind erst in der Findungsphase."

    Spekulationen um einen Spartenverkauf - ob ganz oder in Teilen - kämen da zur Unzeit und sorgten für Unruhe unter den Mitarbeitern. Ohnehin soll es auch angesichts der massiven Sparwellen mit der Stimmung an manchen Standorten nicht zum Besten stehen - allen voran in Augsburg und Berlin, wo Energiespar- und Halogenlampen gefertigt werden, die über kurz oder lang von LEDs verdrängt werden dürften.

    Osram gibt noch keine Details bekannt

    Überraschend kommt die erste offizielle Interessenbekundung derweil nicht: Bereits seit einiger Zeit sollen informelle Gespräche mit potenziellen Investoren über die künftige Tochter mit dem Arbeitstitel "Lamps" laufen. Zu Details äußerte sich Osram bisher nicht. Auch auf das Buhlen der Chinesen hatte der Licht-Konzern in der vergangenen Woche zurückhaltend reagiert.

    Es sei noch kein Verkaufsprozess für das Lampen-Geschäft gestartet worden, hieß es aus der Firmenzentrale in München knapp. Daneben sind zwei weitere Varianten denkbar: Osram könnte Gemeinschaftsunternehmen mit Partnern gründen oder die Tochter über die Börse abspalten - so wie es Siemens einst selbst mit dem Licht-Spezialisten gemacht hatte.

    Das ist Osram

    Der Name "Osram" setzt sich zusammen aus den beiden Metallen Osmium und Wolfram, die früher bei der Herstellung von Glühlampen verwendet wurden.

    Die Marke Osram gibt es seit 1906, die Osram Werke wurden 1919 gegründet, als AEG, Siemens und die Auer-Gesellschaft ihre Glühlampenproduktion zusammenlegten. Von 1978 an gehörte Osram alleine Siemens.

    Seit seinem Börsengang 2013 ist Osram eine eigenständige AG. Kritiker werfen Osram vor, zu langsam auf neue Entwicklungen wie die LED zu reagieren und zu sehr an der Herstellung traditioneller Leuchtmittel festzuhalten.

    Der grundlegende Wandel auf dem Lichtmarkt - weg von der Glühbirne, hin zur LED-Technik - macht dem Unternehmen seit längerem zu schaffen.

    Osram gehört international zu den führenden Herstellern von Leuchtmitteln. Der wichtigste Produktbereich ist die Allgemeinbeleuchtung. Das Unternehmen beschäftigte nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2014 über 34.000 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von knapp 5,1 Milliarden Euro.

    Der Hauptsitz der Firma ist in München. Weltweit betreibt Osram 33 Werke in 14 Ländern, in Deutschland unter anderem in Augsburg, Schwabmünchen, Eichstätt und Berlin.

    Im August 2014 übernahm Osram das italienische Entertainment-Lichtunternehmen Clay Paky. Spezialisiert sind die Italiener auf die Entwicklung und den Bau von beweglichen Schweinwerfern für die Unterhaltungsbranche.

    Das Lampen-Geschäft mit Glühbirnen und LEDs will der Leuchmittelhersteller zukünftig ausgliedern. Der Aufsichtsrat stimmte im Juni 2015 einer Abspaltung zu: Die betroffenen Sparten mit rund 12.000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 2 Milliarden sollen selbstständig werden.

    In der Region hat Osram bereits mehrere hundert Stellen der Werke in Augsburg und Schwabmünchen gestrichen. Am Standort Augsburg sind noch rund 1100 Frauen und Männer angestellt.

    An der Börse war die Mitteilung von Feilo kurzzeitig bejubelt worden. Dabei klang das Ganze erst einmal reichlich vage: Welche Konzernteile genau zur Debatte stünden und welcher Preis dafür gezahlt werden solle, stehe noch nicht fest, erklärten die Chinesen. Man wolle Osram zunächst eine nicht bindende Absichtserklärung zukommen lassen -  nach einer ausgemachten Sache klingt das nicht.

    Auch Commerzbank-Analyst Sebastian Growe bleibt vorerst abwartend. Es sei völlig normal, dass sich in einem solchen Stadium auch Unternehmen melden, denen es vor allem um den "Blick in den Datenraum" eines Wettbewerbers und weniger um ernsthafte Kaufabsichten geht, schreibt er.

    Künftig bleiben bei Osram die Geschäfte mit LED-Halbleitern und Spezialbeleuchtung. Dazu gehört auch Lichttechnik für die Autoindustrie, bei der die Münchner führend sind. Aber auch hier ist der Technologie-Wandel hin zu LED und Laserlicht längst im Gange. Auch nach der Aufspaltung bleiben die Herausforderungen für das Traditionsunternehmen also groß. Von Christine Schultze, dpa

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