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Tarifrunde: Bei der IG Metall wird wieder um höhere Löhne gestritten

Tarifrunde

Bei der IG Metall wird wieder um höhere Löhne gestritten

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    Wenn die IG Metall will, stehen ganze Betriebe still. Dann kommen bei Warnstreiks wieder die Trillerpfeifen zum Vorschein. Momentan zeigt sich die Gewerkschaft aber pragmatisch.
    Wenn die IG Metall will, stehen ganze Betriebe still. Dann kommen bei Warnstreiks wieder die Trillerpfeifen zum Vorschein. Momentan zeigt sich die Gewerkschaft aber pragmatisch. Foto: dpa

    Tarifpolitisch steht das kommende Jahr vor allem im Zeichen der deutschen Metall- und Elektroindustrie. In der stark exportlastigen heimischen Schlüsselbranche arbeiten rund 3,7 Millionen Frauen und Männer. Gerade unsere Region ist in hohem Maße von dem Wirtschaftszweig geprägt, in dem Maschinen- und Autobauer den Ton angeben. Ab Januar 2015 werden die Löhne für Konzerne wie Audi, Siemens, Osram, MAN, Bosch oder Kuka, aber auch für hunderte mittelständische Zulieferbetriebe ausgehandelt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

    Wie viel mehr Lohn fordert die Gewerkschaft IG Metall?

    Das entscheidet sich endgültig am heutigen Donnerstag. Dann wird der Vorstand der mächtigsten deutschen Gewerkschaft mit knapp 2,3 Millionen Mitgliedern endgültig bekannt geben, wie hoch die Forderung ausfällt. Das Thema wurde in den vergangenen Wochen intensiv in den Gremien der föderal- und basisorientierten Gewerkschaft diskutiert. Nachdem die Verantwortlichen in wichtigen und mächtigen IG-Metall-Bezirken wie Bayern und Baden-Württemberg 5,5 Prozent mehr Lohn verlangen, ist davon auszugehen, dass sich der Vorstand diesem Votum heute anschließt.

    Wie ist die Höhe der Forderung zu bewerten?

    Bei 5,5 Prozent handelt es sich um eine für die IG Metall normale Forderung in Zeiten, in denen die Wirtschaft nur verhalten wächst. So gehen die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten für das kommende Jahr nur noch von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,2 Prozent aus. Ursprünglich hatten sie auf 2,0 Prozent gesetzt. Für das kommende Jahr herrscht mehr denn je Ungewissheit, wie es konjunkturell weitergeht. Im Sommer dieses Jahres hatte Deutschland Glück: Es waren konsumfreudige Bürger und exportstarke Firmen, die verhindert haben, dass es zu einer Rezession kam. Die

    Kann die IG Metall 2015 an diese guten Abschlüsse anknüpfen?

    Zieht man die wirtschaftlichen Ausgangsbedingungen und die dann erzielten Abschlüsse der vergangenen Jahre heran, stehen die Chancen gut, dass die Gewerkschaft wiederum zumindest mehr als 3,0 Prozent für die Beschäftigten rausholt. In der Branche wird auf alle Fälle schon heute vergleichsweise gut verdient.

    Wie schätzen daher die Arbeitgeber die Forderung der IG Metall ein?

    Ein Prozent Lohnerhöhung in der deutschen Metall- und Elektroindustrie machen insgesamt die gigantische Summe von rund 1,8 Milliarden Euro aus. Das räumt selbst die IG Metall ein. Nach Darstellung des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall liegt das Durchschnittseinkommen in der Metallindustrie bei über 50000 Euro im Jahr.

    Auf welche Argumente stützen sich die Metall-Arbeitgeber?

    Gesamtmetall-Chef Dulger sieht – wie vor Tarifverhandlungen stets üblich – die wirtschaftliche Lage skeptischer als die Gewerkschafter. Aus seiner Sicht kühlt sich die Branchenkonjunktur derzeit ab. Auftragseingänge und Produktion hätten zuletzt Einbußen verzeichnet. Auch die Beschäftigung sei, wenn auch nur ganz leicht, erstmals seit langem gesunken. Dulger geht deshalb davon aus, dass die Metallindustrie 2015 nur verhalten wächst.

    Und wie sieht das die Gewerkschaft IG Metall?

    Gewerkschafts-Chef Detlef Wetzel bewertet den Zustand der Betriebe als „stabil“. Die Erträge seien auf hohem Niveau und alle Prognosen stünden auf Wachstum.

    Wie wird die Tarifrunde verlaufen?

    Die Verhandlungen für die bayerische Metall- und Elektroindustrie beginnen am 14. Januar 2015 in Augsburg. Am 28. Januar endet die Friedenspflicht. In der Folge kann es zu Warnstreiks kommen. Wenn es wie in der vergangenen Tarifrunde nur um die Höhe des Lohnzuschlags ginge, könnte nach einigen Warnstreikrunden ein Kompromiss gefunden werden. Doch die IG Metall fordert dieses Mal viel mehr von den Arbeitgebern. Die

    Warum will die IG Metall eine Bildungsteilzeit einführen?

    Der für dieses Thema zuständige IG-Metall-Vize Jörg Hofmann erklärte unserer Zeitung einmal anhand eines Beispiels, was ihm hier vorschwebt: So solle ein junger Mann nach Ende seiner Lehre eine Bildungsteilzeit machen können. Dabei arbeite er für seinen Betrieb zwei Jahre voll weiter und zwei Jahre sei er für die Weiterbildung bei fortlaufendem Gehalt komplett freigestellt. Würden solche Regelungen tarifvertraglich festgelegt und damit Ansprüche der Beschäftigten begründet, könnte das für die Arbeitgeber sehr teuer werden. Kein Wunder, dass sie dagegen Sturm laufen.

    Warum sträuben sich die Arbeitgeber gegen mehr Weiterbildung?

    Gesamtmetall-Chef Dulger verweist auf die jährlich rund acht Milliarden Euro, die seine Branche schon von sich aus in die Weiterbildung der Mitarbeiter investiere. Es sei überflüssig, das tariflich zu regeln. Der Arbeitgeber-Mann sagte unserer Zeitung: „Für mich ist die Vorstellung grenzwertig, dass die Arbeiter am Band einem Kollegen das Ingenieurstudium mitfinanzieren.“ So hält Dulger nichts von der Vorstellung der IG Metall, einen Fonds zu bilden, aus dem Gelder für die Alters- wie Bildungsteilzeit fließen sollen. Er sperrt sich jedoch nicht gegen eine neue Regelung der Branche zur Altersteilzeit. Gewerkschafter Hofmann hofft dennoch, den Arbeitgebern bessere Bedingungen zur beruflichen Qualifizierung abzuhandeln. Weiterbildung dürfe kein Gnadenakt des Arbeitgebers sein.

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