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Siemens tiefer in der Krise

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Siemens tiefer in der Krise

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    Siemens tiefer in der Krise
    Siemens tiefer in der Krise Foto: DPA

    Sowohl beim Auftragseingang als auch beim Gewinn im Kerngeschäft verzeichnete das Unternehmen empfindliche Einbußen, und auch der Umsatz ging erstmals seit Ausbruch der Krise zurück. Auf die Rückschläge reagiert das Unternehmen mit dem Abbau von rund 1600 Arbeitsplätzen, den Großteil davon im Ausland. "Erwartungsgemäß hat das wirtschaftliche Umfeld deutliche Spuren im Neugeschäft hinterlassen", räumte Konzernchef Peter Löscher am Donnerstag in München ein.

    Der Auftragseingang brach zwischen April und Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 28 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro ein. Siemens bekam auch deutliche Stornierungen zu spüren. "Sie können von einer halben Milliarde Euro ausgehen", sagte Finanzchef Joe Kaeser in einer Telefonkonferenz. Die Erlöse gaben um 4 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro nach. Damit schnitt der Konzern noch deutlich schlechter ab als von vielen Experten erwartet. Der Siemens-Aktienkurs brach am Donnerstag vorübergehend um gut 3 Prozent ein, erholte sich bis zum Mittag aber wieder etwas und notierte zwischenzeitlich um 1 Prozent im Minus bei knapp 56,50 Euro.

    Die geringere Auslastung drückte kräftig auf den Gewinn. In seinen Sektoren Industrie, Energie und Medizintechnik fiel das Ergebnis um ein Fünftel auf knapp 1,7 Milliarden Euro. Unterm Strich ging der Überschuss dagegen nur leicht von 1,4 Milliarden auf 1,3 Milliarden Euro zurück. Dabei halfen die Verkäufe von Wohnungen sowie des Anteils am Computer-Dienstleister Fujitsu Siemens, die das Ergebnis um mehr als 500 Millionen Euro aufpolierten.

    Vor allem das Industriegeschäft von Siemens leidet unter der Krise, und hier insbesondere die Industrieautomatisierung, die Antriebstechnik und die Licht-Tochter Osram. Insgesamt musste der Sektor einen Auftragseinbruch um 42 Prozent verkraften. Aber auch im Energie-Geschäft wachsen die Probleme, hier nahm der Bestelleingang um 15 Prozent ab. Das kleinste Standbein Medizintechnik stemmte sich gegen die Flaute. Während der Auftragseingang nahezu stagnierte, litt allerdings der Gewinn unter Problemen in der Partikeltherapie, die bei der Behandlung von Krebserkrankungen zum Einsatz kommt.

    Um die Krise zu überbrücken, waren zuletzt rund 19 000 Siemens- Beschäftigte an den deutschen Standorten in Kurzarbeit. In der Ferienzeit im August soll sich ihre Zahl auf rund 15 000 reduzieren, danach rechnet Kaeser aber wieder mit einem Anstieg. Wie viele Beschäftigte letztlich in Kurzarbeit geschickt werden müssten, sei aber noch nicht absehbar. "Am Ende des Tages entscheidet der Kunde mit seinen Aufträgen, wie wir die Kurzarbeit anpassen müssen." Löscher hatte dem Unternehmen auch milliardenschwere Einsparungen in Vertrieb, Verwaltung und Einkauf verordnet.

    Den Abbau von rund 1600 Arbeitsplätzen hatte das Unternehmen bereits angekündigt. Betroffen seien vorwiegend Standorte im Ausland, hieß es. In Österreich streicht Siemens rund 650 Stellen beim Software-Entwickler PSE sowie weitere 250 Jobs beim Stahlwerksbauer VAI. Beim IT-Dienstleister SIS in Großbritannien fallen rund 300 Stellen weg und in der Gebäudetechnologie weltweit rund 300 Arbeitsplätze, davon rund 120 in Deutschland. Weitere 100 Jobs werden bei Osram in Frankreich gestrichen. Für den Stellenabbau fallen im vierten Quartal 2008/09 (30. September) rund 100 Millionen Euro an Restrukturierungskosten an.

    An seinem Gewinnziel für dieses Geschäftsjahr hielt der Konzern trotz der wachsenden Probleme fest und will beim Ergebnis der Kerngeschäftsfelder weiter den Vorjahreswert von 6,6 Milliarden Euro übertreffen. "Unsere Ergebnisse im dritten Quartal zeigen, dass wir voll auf Kurs sind, unsere Ziele für das Geschäftsjahr 2009 zu erreichen", erklärte Löscher. Die noch in der Boom-Zeit ausgegebenen Margenziele stellte er dagegen in Frage. "Das sind Margenbänder, wo wir eins nicht einkalkuliert haben - und das ist der strukturelle Effekt der Finanzkrise", sagte Löscher. Die Ziele wollte das Unternehmen eigentlich am Ende des kommenden Geschäftsjahres erreichen. Zumindest ein leichtes Umsatzwachstum stellte Löscher dann in Aussicht.

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