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Schuldenkrise: Gute Nachricht: Irland verlässt Euro-Rettungsschirm

Schuldenkrise

Gute Nachricht: Irland verlässt Euro-Rettungsschirm

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    Irlands Premierminister Enda Kenny stellt in Aussicht, dass Irland den Rettungsschirm Mitte Dezember verlassen wird.
    Irlands Premierminister Enda Kenny stellt in Aussicht, dass Irland den Rettungsschirm Mitte Dezember verlassen wird. Foto: Patrick Seeger/Archiv (dpa)

    Die grüne Insel - Zehn Fakten zu Irland

    Irland, irisch Éire, englisch Ireland, ist ein Inselstaat auf der gleichnamigen Insel Irland.

    Ein Großteil der Bevölkerung bekennt sich zum römisch-katholischen Glauben.

    Hauptstadt ist Dublin.

    Irland ist eine parlamentarische Republik.

    Auf einer Fläche von 70.182 Quadratkilometern lebten 2019 rund 4,9 Millionen Menschen.

    Nationalfeiertag ist der 17. März (St. Patrick's Day).

    Die Nationalhymne hat den Titel "Amhrán na bhFiann".

    Das Kfz-Kennzeichen ist IRL.

    Die Internet-TLD lautet .ie

    Die Ländervorwahl lautet +353.

    Es ist eine erste Erfolgsgeschichte der Euro-Rettung: Irland wird nach Angaben von Ministerpräsident Enda Kenny ab Mitte Dezember nicht mehr auf den EU-Rettungsschirm angewiesen sein und will auch künftig auf Hilfskredite verzichten. Damit sei die "wirtschaftliche Notstandssituation" vorüber, sagte Kenny auf einem Treffen der regierenden Fine Gael Partei. Gleichzeitig wies er auf einen weiterhin schwierigen Weg für sein Land hin.

    Irland braucht Hilfe aus dem Rettungsschirm nicht mehr

    "Ich kann bestätigen, dass Irland bereit ist, den Rettungsschirm von EU und IWF am 15. Dezember zu verlassen", sagte Kenny laut BBC am Samstagabend in Limerick. "Und wir werden nicht zurückkehren." Das bedeute aber nicht, dass die finanziellen Schwierigkeiten vorüber seien. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns", betonte Kenny. Der Haushalt für 2014, der am Dienstag vorgelegt werden soll, sieht harte Einsparungen sowie Steuererhöhungen vor. Zuletzt hatte es noch als unsicher gegolten, ob Irland 2014 wirklich ohne neue Hilfskredite auskommen will.

    Euro-Krise: Diese Finanzbegriffe sollten Sie kennen

    Staatsanleihen: Sie sind für Staaten die wichtigsten Instrumente, um ihre Finanzierung langfristig sicherzustellen. Der ausgebende Staat sichert in der Regel die Rückzahlung der Summe plus einen festen Zinssatz zu einem festgelegten Zeitpunkt zu. Die Laufzeiten liegen bei bis zu 30 Jahren.

    Auktion: Dies ist der bevorzugte Weg für Staaten, um ihre Schuldpapiere zu verkaufen. Einige Tage vor dem Verkauf werden Summe und Laufzeiten der Anleihen bekannt gemacht. An einem festgelegten Tag können dazu berechtigte Investoren ihre Gebote abgeben. Die Bieter mit den günstigsten Geboten erhalten den Zuschlag. In der Euro-Krise haben einige Staaten, darunter auch Deutschland, bei Auktionen auch schon nicht genug Käufer gefunden. Andere Staaten mussten höhere Zinsen als geplant bieten, um ihre Papiere loszuwerden.

    Primär- und Sekundärmarkt: Die Neuausgabe von Staatsanleihen wird als Primärmarkt bezeichnet. Danach werden sie wie gewöhnliche Wertpapiere weitergehandelt, am sogenannten Sekundärmarkt. Er funktioniert wie ein Gebrauchtwarenmarkt - bereits ausgegebene Staatsanleihen werden während ihrer Laufzeit weiterverkauft. Dabei können sie im Laufe der Zeit an Wert zunehmen oder verlieren. Ein Verkauf vor Ablauf der Laufzeit kann also Gewinn bringen - oder Verlust.

    Zins: Dies ist die Summe, die ein Schuldner - bei Staatsanleihen also der Staat - pro Jahr zusätzlich zahlen muss, damit er für eine bestimmte Zeit Geld geliehen bekommt. Bei den Staatspapieren haben die Zinsen für kriselnde Länder wie Italien in den vergangenen Wochen ständig neue Höchstwerte erreicht. Bei einer Neuausgabe zehnjähriger Staatsanleihen musste das Land zuletzt mehr als sieben Prozent Zinsen bieten - schon sechs Prozent Zinsen gelten als kritischer Wert, ab dem Länder wie Irland oder Griechenland um internationale Hilfe bitten mussten.

    Rating: Rating ist das englische Wort für Bewertung. Es wird für die Noten benutzt, die Prüfunternehmen - die Ratingagenturen - vergeben, um die Kreditwürdigkeit von Staaten zu beurteilen. Verschlechtern diese Unternehmen etwa wegen hoher Schulden die Note eines Landes, ist von einer Herabstufung die Rede. Das betroffene Land muss dann höhere Zinsen zahlen, um sich Geld zu leihen.

    Rendite: Damit wird im Prinzip der tatsächliche Gewinn bezeichnet, den ein Käufer von Schuldpapieren am Ende eines Jahres macht. Depotgebühren werden dabei eingerechnet genauso wie Kursgewinne oder -verluste. Die Rendite liegt derzeit in der Regel höher als der Zinssatz, der bei der Erstausgabe für die Staatsanleihen festgelegt wurde. Denn aufgrund der krisenhaften Entwicklung verlangen die Investoren am Sekundärmarkt Risikoaufschläge, wenn sie Staatspapiere kaufen. Unterm Strich zahlen sie damit für eine Anleihe also einfach weniger - und machen am Ende einen größeren Gewinn. An der aktuellen Rendite orientiert sich der künftige Zinssatz, der für neue Staatsschuldtitel bezahlt werden muss.

    Spread: Damit wird der Unterschied am Markt bei der Rendite von zwei Staatsanleihen angegeben. Dieser Wert, der in Basispunkten oder Prozentpunkten angegeben wird, ist umso höher, je größer das Risiko eines Zahlungsausfalls eines Landes ist. In der Euro-Krise sind die zehnjährigen Staatsanleihen Deutschlands ein Referenzwert, weil diese als besonders sicher gelten: Wenn also der «Spread» für Frankreich auf zwei Prozentpunkte steigt, dann bedeutet dies, dass das Land einen um diesen Wert höheren Zinssatz als Deutschland bei einer Neuausgabe von Schuldpapieren zahlen muss.

    Die Entscheidung Irlands und die Lage in den Krisenländern Griechenland und Portugal wird auch Thema beim Treffen der EU-Finanzminister am Montag und Dienstag in Luxemburg sein. Die Ankündigung Kennys bedeutet, dass Irland ab dem 15. Dezember wieder selbst Schulden an den Kapitalmärkten aufnehmen wird. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hatte dem Land bereits Unterstützung in Aussicht gestellt, wenn es sich wieder selbst finanzieren muss - ohne allerdings Details zu nennen.

    Eurogruppe ringt um Bankenunion

    Ein weiteres Hauptthema bei dem Treffen ist die geplante europäische Bankenunion. Im Fokus steht dabei die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Bankenaufsicht sowie der Mechanismus zur Abwicklung angeschlagener Finanzinstitute. Die EZB will in ihrer neuen Funktion Stresstests für Banken duchführen, die in der Branche derzeit für Verunsicherung sorgen. EZB-Direktoriumsmitglied Ives Mersch sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag), man werde für die 130 größten Banken des Euroraums ein zusätzliches Kapitalpolster verlangen. Details will EZB-Präsident Mario Draghi am 23. Oktober nennen. Die Euro-Finanzminister wollen auch darüber diskutieren, wie Banken, die unzureichend mit Kapital ausgestattet sind, Finanzspritzen erhalten können.

    Beim Thema Bankenabwicklung zeichnet sich keine einfache Lösung ab. Der deutsche Chef des Euro-Rettungsfonds ESM, Klaus Regling, sieht eine mögliche Zuständigkeit seiner Institution skeptisch. "Wir haben kein besonderes Interesse daran, den Bankenabwicklungsmechanismus in den nächsten Jahren zu übernehmen", sagte Regling dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Das ist ein völlig anderes Geschäft als das, was wir bisher betreiben. Da gibt es keine Synergieeffekte."

    EZB-Bankenaufsicht soll 2014 ihre Arbeit aufnehmen

    Noch ist umstritten, wer bei der Abwicklung von Krisenbanken letztlich entscheiden soll: Ein Gesetzentwurf von EU-Kommissar Michel Barnier sieht vor, dass die EU-Kommission das letzte Wort hat - was Deutschland jedoch ablehnt. Ein Kompromissvorschlag sieht vor, der Kommission die Aufgabe der Bankenabwicklung nur befristet zu übertragen. Später könnte dann der ESM in die Verantwortung genommen werden, sobald er zur EU-Institution geworden ist. Die Bundesregierung will die Entscheidungsbefugnis möglichst bei den nationalen Aufsichtsbehörden belassen. Die EZB-Bankenaufsicht soll im Herbst 2014 die Arbeit aufnehmen, der Abwicklungsmechanismus Anfang 2015. dpa/AZ

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