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Schuldenkrise: Die Geldgeber

Schuldenkrise

Die Geldgeber

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    Brüssel Das Urteil der Geldgeber fällt vernichtend aus: Von 300 Auflagen, die Griechenland als Gegenleistung für die internationale Milliardenhilfe erledigen sollte, wurden 210 bisher nicht einmal angegangen. Dass die Athener Regierung trotzdem von den Euro-Partnern zwei Jahre mehr Zeit zur Umsetzung fordert, sei „unverständlich“. Dies sind die ersten Auszüge aus dem aktuellen Bericht der Troika nach ihrer Rückkehr aus

    Auch die Ansage aus Deutschland ist deutlich: Eine Lockerung der Sparauflagen kommt nicht infrage. FDP-Fraktionsvorsitzender Rainer Brüderle betonte, einen Aufschub von zwei Jahren, wie ihn die Athener Regierung anstrebt, könne es nicht geben. „Auch bei den Auflagen werden wir den Griechen nicht weiter entgegenkommen können.“ CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt sagte: „Die Auflagen müssten „strikt in Inhalt und Zeitplan eingehalten und umgesetzt werden“. Es geht um Sparmaßnahmen von 11,5 Milliarden Euro für die Jahre 2013 und 2014. Die Bundesregierung will den Bericht der Troika abwarten.

    Es sind drei Männer, von deren Urteil das Schicksal des Landes abhängt. Und deren Namen kaum jemand kennt. Dabei gehören sie in den eigenen Häusern „zu dem Besten, was man zu bieten hat“, wie es EU-Währungskommissar Olli Rehn einmal formulierte. Sein „bester Mann“ heißt Matthias Mors (48), Wirtschaftswissenschaftler. Nach seinem Studium in München, Regensburg und Oxford begann er 1984 bei der Europäischen Kommission. „Die Griechen glauben, dass es reicht, Gesetze zu machen“, sagt er. „Aber deren Umsetzung braucht Zeit. Und häufig fehlen dann noch die richtigen Strukturen – zum Beispiel in der Steuerverwaltung.“ Mors gilt als knallharter Verhandler, der nie ein Lächeln zeigt. In Brüssel bekleidet er offiziell die Position eines Direktors für die „Volkswirtschaften der Mitgliedstaaten“. In der Troika vertritt er die Kommission.

    Klaus Masuch (52) wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) in die Troika entsandt. Der gebürtige Schweinfurter leitet bei der EZB im Direktorat für wirtschaftliche Entwicklung die Abteilung für die einzelnen Mitgliedsländer. Zuvor war er für die Bundesbank und das Europäische Währungsinstitut tätig. Anders als Mors sieht man Masuch schon mal hemdsärmelig, das Sakko in der Hand, die Aktentasche locker über die Schulter geworfen. Ein Eindruck, der täuscht. Bei den Verhandlungen im Athener Arbeitsministerium empörte er seine griechischen Gesprächspartner mit dem Satz, ein Rentner lebe mit 720 Euro im Monat doch gar nicht schlecht.

    Der mit Abstand erfahrenste Diplomat im Kreis der Troika dürfte der 57-jährige Däne Paul Mathias Thomsen sein. Er kommt vom Internationalen Währungsfonds (IWF), für den er seit 1987 im ehemaligen Jugoslawien unterwegs war. 1996 schickte ihn der IWF nach Rumänien, wo die Krise hart zugeschlagen hatte und er dennoch Lohnkürzungen durchsetzen musste. „Griechenland steht an einer Wegscheide. Es ist offensichtlich, dass das Programm nicht aufgeht, wenn die Behörden nicht den Weg nehmen, der viel strengere Strukturreformen bedeutet, als die, die wir gesehen haben“, erklärte er zu Beginn seiner Arbeit in Athen. Und fügte dann noch hinzu: „Es geht zwei Schritte vor und einen zurück.“

    Jeder, der drei steht an der Spitze von acht bis zehn Beratern aus dem eigenen Haus – es ist die Griechenland-Troika. Für Portugal und Irland gibt es eigene Teams. „Wir verstehen uns als Helfer, nicht als Oberlehrer“, sagte ein Experte aus der zweiten Troika-Reihe einmal – sehr betroffen von den heftigen Widerständen, denen die Mitglieder in Athen ausgesetzt sind. Mehrmals konnte die Troika ihr Hotel erst verlassen, als die Polizei ihren Schutz gegen aufgebrachte Demonstranten übernahm. Trotzdem kommen sie immer wieder. Und das wohl noch viele Jahre lang.

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