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Osram: Neuer Osram-Chef drückt aufs Tempo - und hält am Stellenabbau fest

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Neuer Osram-Chef drückt aufs Tempo - und hält am Stellenabbau fest

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    Osram droht ein massiver Stellenabbau.
    Osram droht ein massiver Stellenabbau. Foto: Rene Ruprecht, dpa

    Olaf Berlien ist für die Augsburger Mitarbeiter jetzt der große Hoffnungsträger. Besucht hat der neue Osram-Chef das Werk bereits. Doch ob die verbliebenen rund 1000 Mitarbeiter endlich neue Produkte herstellen dürfen, weil die herkömmlichen Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren langsam aber sicher auslaufen, diese entscheidende Frage beantwortete er nicht. Bei der Vorlage der Quartalszahlen gestern betonte Berlien nur, dass der Konzernumbau weitergehe.

    Rund 7800 Stellen sollen bis 2017 weltweit bei Osram wegfallen. Etwa 1700 in Deutschland – davon circa 450 verteilt auf die Werke Augsburg und Schwabmünchen. Wie viele es konkret sein werden, will die Gewerkschaft IG Metall noch im Februar sagen können. Im Gespräch mit unserer Zeitung machte der

    Das Augsburger Werk arbeite nicht nur hoch profitabel, es verfüge mit dem Maschinenbau und dem eigenen Glaswerk über jede Kompetenz, um den Wechsel von herkömmlichen Lichtprodukten zu elektronischen LED-Produkten zu meistern. „Es ist eine Frage des Wollens, nicht des Könnens“, erklärte Armellini – und wollen müsse die Osram-Spitze, denn die Mitarbeiter seien hoch motiviert und warten nur darauf, in dem neuen Segment zu starten.

    Bei Osram bleibt es beim geplanten Stellenabbau

    Sie warten allerdings schon lange. Wie Armellini erzählt, versuchen die Augsburger seit über fünf Jahren, die Konzernspitze davon zu überzeugen, dass man auch am Lech moderne Lichtquellen herstellen kann. Die Ängste um die Zukunft sind in der Zeit massiv gewachsen. So sehr man Verständnis hat, dass Berlien jetzt in seiner neuen Position etwas Zeit braucht, um Entscheidungen zu fällen, „bis zum Halbjahr erwarten wir in Augsburg eine konkrete Zusage, wie es hier weiter geht“, sagt Armellini. Ohne Zusage für moderne Technologien sei das Augsburger Werk zu einem „Sterben auf Raten“ gezwungen.

    Das ist Osram

    Der Name "Osram" setzt sich zusammen aus den beiden Metallen Osmium und Wolfram, die früher bei der Herstellung von Glühlampen verwendet wurden.

    Die Marke Osram gibt es seit 1906, die Osram Werke wurden 1919 gegründet, als AEG, Siemens und die Auer-Gesellschaft ihre Glühlampenproduktion zusammenlegten. Von 1978 an gehörte Osram alleine Siemens.

    Seit seinem Börsengang 2013 ist Osram eine eigenständige AG. Kritiker werfen Osram vor, zu langsam auf neue Entwicklungen wie die LED zu reagieren und zu sehr an der Herstellung traditioneller Leuchtmittel festzuhalten.

    Der grundlegende Wandel auf dem Lichtmarkt - weg von der Glühbirne, hin zur LED-Technik - macht dem Unternehmen seit längerem zu schaffen.

    Osram gehört international zu den führenden Herstellern von Leuchtmitteln. Der wichtigste Produktbereich ist die Allgemeinbeleuchtung. Das Unternehmen beschäftigte nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2014 über 34.000 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von knapp 5,1 Milliarden Euro.

    Der Hauptsitz der Firma ist in München. Weltweit betreibt Osram 33 Werke in 14 Ländern, in Deutschland unter anderem in Augsburg, Schwabmünchen, Eichstätt und Berlin.

    Im August 2014 übernahm Osram das italienische Entertainment-Lichtunternehmen Clay Paky. Spezialisiert sind die Italiener auf die Entwicklung und den Bau von beweglichen Schweinwerfern für die Unterhaltungsbranche.

    Das Lampen-Geschäft mit Glühbirnen und LEDs will der Leuchmittelhersteller zukünftig ausgliedern. Der Aufsichtsrat stimmte im Juni 2015 einer Abspaltung zu: Die betroffenen Sparten mit rund 12.000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 2 Milliarden sollen selbstständig werden.

    In der Region hat Osram bereits mehrere hundert Stellen der Werke in Augsburg und Schwabmünchen gestrichen. Am Standort Augsburg sind noch rund 1100 Frauen und Männer angestellt.

    Und schon jetzt ist das Augsburger Werk nicht ausgelastet. Das fiel auch Berlien bei seinem Besuch in Augsburg auf. Und fest stehe auch, dass der Bereich mit herkömmlichen Lichtprodukten schrumpfe. Ob man in Augsburg eins zu eins eine moderne Produktion starten könne, sei eine Frage, die er nicht beantworten könne. Die Frage allerdings, ob es beim geplanten Stellenabbau bleibt, konnte er bejahen.

    Die Neuausrichtung, die sein Vorgänger Wolfgang Dehen begonnen hat, will Berlien noch schneller und „vielleicht noch einen Tick konsequenter“ angehen. Etwa durch die Beschleunigung interner Abläufe. Doch der Umbau kostet Osram auch Geld: Im ersten Quartal verbuchte das im MDax notierte Unternehmen unter dem Strich einen Verlust von 39 Millionen Euro. Im ersten Quartal des vergangenen Jahres stand hier noch ein Gewinn von 68 Millionen. Der Umsatz stieg im ersten Quartal um fünf Prozent auf 1,39 Milliarden Euro. Für die Aktionäre strebt der Vorstand eine Dividende von 90 Cent je Aktie in 2015 an.

    Vorstandsvorsitzender Olaf Berlien kommt von ThyssenKrupp

    Gewerkschaftssekretär Armellini hofft aber, dass Berlien nicht nur den Kapitalmarkt künftig im Blick hat. Denn die Entscheidung neuer Technologien für Augsburg erfordere auch unternehmerisches Risiko und Geduld. Schnelle Quartalsgewinne lassen sich dagegen damit nicht erwirtschaften. Doch Berlien kommt von ThyssenKrupp. Dort begleitete er den Technologiewandel. Daher hoffen die Augsburger, mit Berlien einen Vorstand zu haben, der weiß, wie man mit dem rasanten Technologiewandel am Lichtmarkt unternehmerisch verantwortungsvoll umgeht.

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