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Osram: Aufsichtsrat vertagt Entscheidung über geplante Aufspaltung

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Aufsichtsrat vertagt Entscheidung über geplante Aufspaltung

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    Osram kämpft mit dem rasanten Wandel auf dem Lichtmarkt und vor allem mit der Billig-Konkurrenz aus Asien.
    Osram kämpft mit dem rasanten Wandel auf dem Lichtmarkt und vor allem mit der Billig-Konkurrenz aus Asien. Foto: Armin Weigel (dpa)

    Nach zwei Sparprogrammen mit Jobverlusten steht der Lichtkonzern Osram wieder vor drastischen Umwälzungen: Vorstandschef Olaf Berlien will das traditionsreiche Lampengeschäft ausgliedern. Was das für die Standorte Augsburg, Schwabmünchen und Eichstätt bedeutet, blieb aber am Dienstag auch nach Beratungen des Aufsichtsrates offen. Eine abschließende Entscheidung brachte das Treffen nicht. Die Arbeitnehmervertreter, die empört auf die Pläne reagiert hatten, sehen noch zu viele offene Fragen. Jetzt soll der Vorstand erst einmal die Auswirkungen für die Mitarbeiter prüfen.

    Was genau hat der Osram-Chef vor?

    Mit der geplanten Abspaltung verabschiedet sich Osram aus den Privathaushalten: Das Geschäft mit Lampen – darunter Halogen- und Energiesparlampen – soll in eine eigenständige Gesellschaft ausgegliedert werden. Was aus dieser dann wird, ist aber noch unklar. Neben einem Verkauf oder Börsengang könnte die Gründung von Gemeinschaftsunternehmen ebenso infrage kommen wie Partnerschaften mit anderen Unternehmen im Vertrieb und der Produktion. Zusammen kommen die Sparten auf rund 12000 Beschäftigte und zwei Milliarden Euro Umsatz, das sind knapp 40 Prozent der Gesamterlöse des Konzerns. Behalten will der Konzern dagegen das Technologiegeschäft.

    Was bleibt von dem Konzern nach einer Abspaltung?

    Bei Osram bliebe das Geschäft mit LED-Halbleitern und Spezialbeleuchtung. Dazu gehört vor allem Lichttechnik für die Autoindustrie, bei der das Unternehmen führend ist. Zudem bietet Osram Systemlösungen und intelligente Steuerung, etwa bei der Beleuchtung von Museen oder Kirchen. Auf solche Geschäftsfelder dürfte sich der Konzern künftig konzentrieren.

    Was bedeutet die Ausgliederung für die Standorte in der Region?

    Die Umstruktuturierung bei Osram könnte auch Arbeitsplätze im Augsburger Werk betreffen
    Die Umstruktuturierung bei Osram könnte auch Arbeitsplätze im Augsburger Werk betreffen Foto: Silvio Wyszengrad

    Von der Abspaltung wären Standorte in unserer Region besonders betroffen. Das Augsburger Werk, in dem Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen hergestellt werden, würde demnach abgetrennt. Am Standort sind derzeit rund 1200 Mitarbeiter beschäftigt. Nach Angaben der IG Metall könnten hier bis 2017 nach einem früheren Sparprogramm weitere Jobs wegfallen. Damit wären in Augsburg nur noch knapp 800 Menschen tätig. Auch das Vorproduktewerk in Schwabmünchen könnte zumindest teilweise von der neuen Strategie betroffen sein. Dort sind noch etwa 380 Mitarbeiter tätig. Diese Zahl könnte nach den früheren Plänen bis 2017 auf 270 sinken.

    Warum plant Osram diese Zäsur?

    Der Konzern kämpft schon länger mit dem dramatischen Wandel auf dem Lichtmarkt. Die Umsätze mit Glühbirnen und Leuchtstoffröhren schrumpfen zunehmend. Hinzu kommen immer kürzere Innovationszyklen, Billig-Konkurrenz aus Asien und der Preisverfall. Der neue Vorstandschef Berlien sieht sich deshalb unter Handlungsdruck. Osram müsse schneller werden, viel schneller, mahnte er auf der Hauptversammlung im Februar.

    Wie reagieren die Beschäftigten auf die Pläne?

    Vor allem mit tiefer Verunsicherung. Im Augsburger Werk etwa ist die Stimmung schlecht. Mitarbeiter sprechen von „Verwirrung, Wut und Ratlosigkeit“. Auch Augsburgs zweiter IG-Metall-Bevollmächtigter Roberto Armellini betonte zuletzt: „Die Verunsicherung in der Belegschaft ist groß.“ Ohnehin sind die Mitarbeiter des Lichtkonzerns gebeutelt: Erst im vergangenen Jahr hatte Osram das zweite Sparprogramm in Folge aufgelegt. Bis 2017 sollen ihm weltweit rund 7800 Stellen zum Opfer fallen, davon 1700 in Deutschland. Wie sich die Abspaltung auf die Jobs auswirken wird, blieb aber gestern weiter offen.

    Wann fällt eine endgültige Entscheidung?

    Möglich wäre das bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung in etwa vier bis sechs Wochen. Zuerst aber wollen die Arbeitnehmervertreter mehr Informationen, auch zum genauen Ablauf der Ausgliederung und der künftigen Unternehmensstruktur. Dass die Pläne noch gekippt werden könnten, gilt aber derzeit als unwahrscheinlich. (mit dpa)

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