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München: Wann klärt sich das Osram-Rätsel auf?

München

Wann klärt sich das Osram-Rätsel auf?

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    Voll auf Erfolgskurs ist der Osram-Konzern derzeit, trotzdem gibt es nach wie vor Unsicherheiten.
    Voll auf Erfolgskurs ist der Osram-Konzern derzeit, trotzdem gibt es nach wie vor Unsicherheiten. Foto: Bodo Marks, dpa (Symbolbild)

    Der Münchner Osram-Konzern hat eine wundersame Wandlung vollzogen. Vor gut einem Jahr wirkte es noch so, als würde für das Unternehmen trotz guter Geschäftszahlen eine Zeit der Finsternis anbrechen. Denn Osram-Chef Olaf Berlien schien sich dauerhaften Zorn von Joe Kaeser zugezogen zu haben. Es gibt sicher angenehmere Gegner als den Siemens-Chef, dessen Unternehmen nach wie vor mit rund 17,5 Prozent an der einstigen Licht-Tochter Osram beteiligt ist.

    Was Papa Siemens so ärgerte, war der unbeugsame Wille von Berlien, in Malaysia eine Fabrik für LED’s, also Leuchtdioden zu bauen. Das dimmte den Osram-Börsenkurs erst einmal kräftig herunter, weil der Markt für einfachere LED-Chips in Asien hart umkämpft und massiven Preisschwankungen ausgesetzt ist.

    Osram-Aktie derzeit fast auf Höchststand

    Mit der Malaysia-Aktion durchkreuzte Berlien Kaesers Pläne, die Osram-Aktien zu versilbern und dafür gut eine Milliarde Euro zu erlösen. Damals hatten chinesische Investoren nach Informationen unserer Zeitung großes Interesse, den Siemens-Chef die Osram-Beteiligung abzukaufen. Auf der Hauptversammlung vor einem Jahr kam es zum Eklat: Siemens verweigerte dem Osram-Management die Entlastung – ein ungewöhnlicher Vorgang für die auf Konfliktlösung hinter verschlossenen Türen bedachte Welt der Dax-Konzerne.

    So entstand, als sich der Osram-Aktienkurs erholte, der Eindruck, Kaeser würde schon aus disziplinarischen Gründen gegenüber der aufmüpfigen Osram-Truppe das Aktienpaket von 17,5 Prozent losschlagen. Bis zum gestrigen Tag, als sich die Anteilseigner des Licht-Anbieters wieder in München trafen, ist aber nichts passiert. Eine rätselhafte Entwicklung, denn die Osram-Aktie tummelt sich seit Tagen über Werten von 58 Euro, ist also nicht weit von Höchstständen entfernt, die bei gut 60 Euro lagen.

    Was bremst den Kaufmann Kaeser, ein exzellentes Geschäft mit den Chinesen zu machen? Wer mit Insidern spricht, stößt immer wieder auf eine Geschichte. Sie handelt von großem Druck, der Verkaufsgelüste zügelt. Dabei wird klar, dass auch ein Siemens-Chef nicht machen kann, was er will. Denn seit 2016 lassen einflussreiche Gewerkschafter und Politiker wie der frühere Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner keinen Zweifel daran, wie kritisch sie ein „Kuka 2“, also den Verkauf eines weiteren deutschen High-Tech-Unternehmens an die Chinesen sehen.

    Zudem wachsen die Zweifel, dass ein derartiges Geschäft von den Behörden in Deutschland und den USA genehmigt würde. Schließlich können die von Osram hergestellten Infrarot-Komponenten auch militärisch genutzt werden. Das würde wohl deutsche und amerikanische Sicherheitsinteressen beeinträchtigen und zu einem Verbot der Übernahme durch China-Investoren führen.

    Siemens und Osram weiter im Clinch

    Kaeser könnte sich also reichlich Ärger einhandeln, wenn er das Osram-Aktienpaket Richtung Asien abstößt. Eine solche Strategie würde im bereits heftig tobenden Bundestagswahlkampf Politiker auf den Plan rufen, die ohnehin mit Manager-Schelte zu punkten versuchen. Am Ende stünde der Siemens-Chef als vaterlandsloser Geselle da, der deutsche Hochtechnologie zu einem satten Preis den Kommunisten frei Haus liefert. Der Siemens-Chef legt jedoch Wert auf gute Beziehungen zur

    Damit spricht für Beobachter vieles dafür, dass der Elektro-Konzern seine Osram-Aktien Tranche für Tranche über die Börse veräußert. Hier können Fonds aus aller Welt zum Zuge kommen. Damit würde Kaeser deutlich weniger erlösen, als wenn er sich auf chinesische Geldgeber einließe. Doch Osram bliebe ein deutsches Unternehmen, was bei den gut 300 Beschäftigten in Schwabmünchen sicher mit Erleichterung aufgenommen würde.

    Die noch knapp 900 Mitarbeiter des früher zu Osram gehörenden Augsburger Energiesparlampen- und Leuchtstoffröhrenwerks müssen aber mit einem chinesischen Eigentümer klar kommen. Denn Osram hat das klassische Lampengeschäft unter dem Namen „Ledvance“ an ein Konsortium um den chinesischen LED-Spezialisten MLS verkauft. Das Geschäft scheint problemlos über die Bühne zu gehen. Mit der Genehmigung in den USA wurde die größte Hürde genommen. Für Osram-Chef Berlien, 54, läuft alles glatt. Nach Sixtinischer Kapelle und Petersplatz sollen die Münchner auch den Petersdom ausleuchten.

    Die Aktionäre feiern den Osram-Boss, auch weil er die Dividende um zehn Cent auf einen Euro erhöht und bis zu 1000 neue Jobs in der LED-Hochburg Regensburg schafft. Sein Vertrag wird von 2018 an um fünf Jahre verlängert, was nach dem zweiten Rekordjahr in Folge kein Wunder ist. Und mit dem Verkauf der Lampensparte und damit des Augsburger Werks verdient Osram 450 bis 500 Millionen Euro. Dazu kommen Lizenzeinnahmen von im Idealfall 100 Millionen Euro. Selbst Kaeser hat mit Berlien Frieden geschlossen. Jetzt beobachten Börsen-Profis, wann Siemens sich von Osram-Aktien trennt.

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