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Interview: AMS-Chef: "Einen Kahlschlag bei Osram kann niemand wollen"

Interview

AMS-Chef: "Einen Kahlschlag bei Osram kann niemand wollen"

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    Alexander Everke, Vorstandschef von AMS, spricht über das Übernahmeangebot an Osram.
    Alexander Everke, Vorstandschef von AMS, spricht über das Übernahmeangebot an Osram. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Herr Everke, zuletzt lag der Osram-Kurs über Ihrem Angebot von 38,50 Euro je Aktie. Gleichzeitig hat die Konkurrenz ein deutlich höheres Angebot in Aussicht gestellt. Legen Sie deshalb nach und wenn Sie es tun, warum?

    Alexander Everke: Wir haben heute unser Angebot auf 41 Euro je Aktie erhöht. Die anderen Bedingungen bleiben unverändert. Wir bieten den Aktionären von Osram das beste Angebot und wollen Klarheit für das Unternehmen und die Mitarbeiter schaffen. Das heißt: Die Aktionäre müssen vor 24 Uhr am 1. Oktober gegenüber ihrer Bank die Annahme des Angebots erklärt haben, sonst erhalten sie die 41 Euro nicht. Sollten nicht genug Aktionäre annehmen und das Angebot verfallen, könnte der Aktienkurs von Osram deutlich fallen.

    Was heißt das für Ihre Finanzierung. Woher soll das Geld für den Aufschlag kommen?

    Everke: Die Finanzierung dieses endgültigen Angebots ist abgesichert durch eine von HSBC, UBS und der Bank of America Merrill Lynch zugesagte Brückenfinanzierung in der Höhe von 4,5 Milliarden Euro, die durch eine Kombination aus Eigen- und Fremdkapitalemissionen refinanziert wird. AMS plant dazu eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1,6 Milliarden Euro - aufgrund unserer Börsennotierung in Zürich in Schweizer Franken.

    Würde die Re-Strukturierung von Osram dadurch noch etwas härter ausfallen oder bleibt es bei Ihren Ankündigungen?

    Everke: Wir stehen zu unseren Verpflichtungen gegenüber den Standorten und Mitarbeitern. Es bleibt in vollem Umfang bei unseren Ankündigungen. Grundsätzlich geht es hier nicht um Restrukturierung sondern um eine Wachstumsperspektive. In Deutschland werden wir Arbeitsplätze schaffen. Um es noch einmal klar zu sagen: das höhere Angebot wird nicht zu weiterem Arbeitsplatzabbau führen.

    In der öffentlichen Debatte um Osram punkten die Finanzinvestoren damit, dass sie den Licht-Konzern in Gänze erhalten wollen. Halten Sie das angesichts der Höhe des Angebots für glaubwürdig? Schließlich sind US-Investoren als nicht gerade zimperlich bekannt.

    Everke: Diese Aussage ist nach unseren Berechnungen mindestens zweifelhaft. Selbst bei dem Angebot von 35 Euro können die Finanzinvestoren keine marktüblichen Renditen erzielen und müssten nach unserer Analyse sowohl restrukturieren als auch Geschäfte verkaufen. Bei einem höheren Gebot ist der Druck für die Finanzinvestoren noch viel größer und deshalb hat Carlyle ja wohl ein höheres Angebot auch nicht mitgetragen. Wenn die Finanzinvestoren unser Angebot übertreffen wollten, müssten sie selbst den Eigenkapitalanteil dramatisch erhöhen und das kann nur auf Kosten des Unternehmens und der Mitarbeiter gehen. Um auch hier klar zu sein: Da sind harte Eingriffe in das Osram-Geschäft notwendig. Nach unseren Berechnungen könnte eine bedeutsame Erhöhung des Angebots der Finanzinvestoren mehr als 1000 Arbeitsplätze gefährden. Einen solchen Kahlschlag kann niemand ernsthaft wollen, weder Osram noch die Mitarbeiter.

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