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Hintergrund: Die Ratingagenturen und ihre heiklen Buchstaben von AAA bis D

Hintergrund

Die Ratingagenturen und ihre heiklen Buchstaben von AAA bis D

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    Machten zuletzt mit einer Panne auf sich aufmerksam: Standard & Poor’s stuften aus Versehen Frankreich herab.
    Machten zuletzt mit einer Panne auf sich aufmerksam: Standard & Poor’s stuften aus Versehen Frankreich herab. Foto: dpa

    Sie verteilen Noten und stürzen Staaten in die Krise: die drei großen Ratingagenturen Standard & Poor’s, Fitch und Moody’s. Erst am Freitag ließ eine angeblich irrtümlich verbreitete Meldung über Finanzprobleme Frankreichs die Kurse abstürzen. Nun wollen die Europäer die Macht der großen Drei brechen.

    Warum sind diese drei Unternehmen so mächtig?

    Bei allen drei Ratingagenturen handelt es sich um Privatunternehmen, die ihren Siegeszug 1975 antraten. Damals wurden sie von der amerikanischen Börsenaufsicht als quasi-amtliche Bonitätsprüfer anerkannt. Seither haben sie sich zu viel beachteten Stellen zur Bewertung von Unternehmen und Wertpapieren gemausert. Ihre Empfehlungen werden auch von der Europäischen Zentralbank beachtet.

    Warum bewerten sie auch Staaten?

    Die Konzerne sehen dies als konsequente Fortsetzung ihrer Arbeit, weil sie genau genommen ja nichts anderes tun, als Anlegern Ratschläge zu geben, wie lukrativ eine Geldanlage in Staatsanleihen sein kann.

    Wie benoten die Agenturen?

    Sie verwenden Buchstaben als Noten. Die Skala beginnt in der Regel Triple-A – also dem dreifachen A – und reicht über AA, A, BBB, BB, B bis zu D, was faktisch Zahlungsausfall bedeutet. Deutschland erhält derzeit die Bewertung

    Gibt es nur die drei Agenturen?

    Nein. Insgesamt arbeiten weltweit etwa 140 Ratingagenturen, auch einige in Europa. Die meisten haben sich jedoch nur auf bestimmte Geschäftsfelder verlegt, während diese drei eben auch übergreifende Urteile über die Zahlungsfähigkeit von Ländern abgeben.

    Sind die Urteile denn verlässlich?

    Die Arbeitsweise ist subjektiv. Es werden Finanzdaten ausgewertet und von jeder Agentur intern bewertet. Deshalb liegen die Ratings keineswegs immer richtig. In der Finanzkrise versahen die Agenturen Ramschpapiere mit Bestnoten und lockten die Anleger in Anleihen, die längst nichts mehr wert waren.

    Warum verurteilt die EU die Arbeit so scharf?

    Es gibt praktisch keine europäische Regierung und keine EU-Instanz, die nicht heftige Kritik an der Arbeit der Ratingagenturen übt. Man wirft den Agenturen vor, beispielsweise die Finanzlage Griechenlands heruntergestuft zu haben, obwohl erst wenige Tage zuvor ein milliardenschweres Rettungspaket geschnürt worden war. Wobei die eigentlichen Vorwürfe tiefer gehen: Alle drei großen Ratingagenturen haben ihren Sitz in den USA. Dort stand man dem Euro eigentlich immer kritisch gegenüber, weil man befürchtete, er könne dem Dollar als Leitwährung Konkurrenz machen. In Europa argwöhnen nun viele, dass die drei Institute sozusagen zu Instrumenten der US-Politik werden könnten. Ein finanzstarkes Europa passe den

    Was möchte die EU tun, um die Macht der Agenturen zu brechen?

    Im Gespräch ist ein Verbot, Gutachten über Staaten zu verbreiten, die unter dem Rettungsschirm sind. Außerdem sollen die Agenturen für die Folgen unangemessener Bewertungen haften. In jedem Fall wird die Europäische Bankenaufsicht in Paris die Arbeit stärker beaufsichtigen und die Methoden der Bewertung überprüfen, damit alle nach den gleichen Maßstäben arbeiten.

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