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Harte Zeiten für Autofahrer: Preis-Irrsinn an der Zapfsäule: Benzin so teuer wie nie zuvor

Harte Zeiten für Autofahrer

Preis-Irrsinn an der Zapfsäule: Benzin so teuer wie nie zuvor

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    Auf einer Anzeigetafel für Kraftstoffe sind am Montag,  20. Februar, an einer Tankstelle in München die aktuellen Preise abzulesen. Die Benzinpreise in Deutschland haben den höchsten Stand aller Zeiten erreicht. Für einen Liter Superbenzin E10 waren nach Angaben der Mineralölwirtschaft im bundesweiten Durchschnitt 1,64 Euro zu bezahlen. Diesel blieb noch unter 1,54 Euro je Liter und damit auch knapp unter dem Rekordwert aus dem Sommer 2008.
    Auf einer Anzeigetafel für Kraftstoffe sind am Montag, 20. Februar, an einer Tankstelle in München die aktuellen Preise abzulesen. Die Benzinpreise in Deutschland haben den höchsten Stand aller Zeiten erreicht. Für einen Liter Superbenzin E10 waren nach Angaben der Mineralölwirtschaft im bundesweiten Durchschnitt 1,64 Euro zu bezahlen. Diesel blieb noch unter 1,54 Euro je Liter und damit auch knapp unter dem Rekordwert aus dem Sommer 2008. Foto: dpa/lby

    Für Autofahrer sind es harte Zeiten: Mit 1,64 Euro für einen Liter Superbenzin E10 war Benzin im bundesweiten Durchschnitt am Montag so teuer wie nie zuvor. Für das normale Superbenzin mit einem fünfprozentigen Anteil Ethanol (E5), das nach wie vor die meisten Autofahrer tanken, waren zeitweise sogar 1,67 Euro fällig. Diesel kostete nur wenig unter 1,54 Euro je Liter und lag damit nur einen Cent unter seinem historischen Hoch vom Sommer 2008, teilten Sprecher der Mineralölindustrie mit.

    Und auch am Dienstag entspannte sich die Preislage an den Zapfsäulen kaum: Im Durchschnitt lag  E10 laut ADAC bei 1,62 Euro, Diesel bei 1,51 Euro.

    Die hohen Preise haben zwei Ursachen: teures Rohöl und ein relativ schwacher Euro

    Die Autofahrer in Deutschland haben derzeit vor allem einen Nachteil: den relativ schwachen Euro. An den internationalen Märkten wird Öl in Dollar gehandelt. Für einen Euro bekommt der Ölhändler gegenwärtig jedoch kaum mehr als 1,32 Dollar; im vergangenen Frühjahr waren es noch 1,48 Dollar. Wenn Öl und Dollar dann gleichzeitig teurer werden, schmerzt den Autofahrer der nächste Tankstopp doppelt.

    Entwicklung der Kraftstoffpreise seit einem Jahr. Querformat 135 x 70 mm, Grafik: A. Schäfer, Redaktion: S. Tanke
    Entwicklung der Kraftstoffpreise seit einem Jahr. Querformat 135 x 70 mm, Grafik: A. Schäfer, Redaktion: S. Tanke Foto: dpa-infografik GmbH

    Den wichtigsten Einfluss auf die Benzin- und Heizölpreise hat jedoch der Rohölpreis selbst. Am Montag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent mehr als 122 Dollar, so viel wie sei dem vergangenen April nicht mehr.

    Dass der Rohölpreis derzeit so hoch ist, liegt zum einen an der internationalen Geldmarktpolitik. Die Notenbanken in den USA, Europa und Japan fluten die Finanzmärkte seit einiger Zeit mit billigem Geld, um die Konjunktur zu stützen. Das reichlich vorhandene Kapital stecken viele Investoren und Spekulanten in Aktien, aber auch in Rohstoffe. So ist der Rohstoffindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts HWWI nach einigen rückläufigen Monaten seit Beginn des Jahres wieder gestiegen. Rohöl allein hat sich binnen eines Monats um 14 Dollar je Barrel verteuert.

    Zum anderen treibt laut deutschem Mineralölwirtschaftsverband die weltweite Bewegung von Nachfrage und Angebot die Preise. Wichtige Öl-Exportländer wie Libyen, Syrien, Nigeria oder der Sudan liefern aufgrund politischer Unruhen derzeit weniger. Beim Iran, von dem Europa fünf Prozent seines Rohöls bezieht, besteht die Gefahr, dass er bald ganz ausfällt. Gleichzeit steigt der Bedarf in Asien, vor allem in China und Indien, deutlich.

    ADAC wirft Mineralölkonzernen Abzocke beim Diesel vor

    Gerade bei den Mineralölkonzernen wie Shell oder BP sprudelten daher zuletzt die Gewinne. Beide Firmen, die auch eigene Tankstellennetze betreiben, verdienten im abgelaufenen Jahr mehr als 23 Milliarden Euro beziehungsweise rund 18 Milliarden Euro. Dass das gerade bei den Automobilverbänden zu großem Unmut führt, dafür hat man beim Mineralölwirtschaftsverband jedoch wenig Verständnis. Dass diese Konzerne auch Tausende Arbeitsplätze sichern, werde in dieser Debatte gerne verschwiegen, heißt es dort.

    Beim ADAC hingegen macht trotzdem einmal mehr das Wort "Abzocke" die Runde. Diesel sei schon seit Monaten zu teuer, sagt Sprecherin Maxi Hartung. Dass der übliche 20-Cent-Vorteil zum Benzin im Winter etwas schrumpft, sei wegen der saisonbedingen Nachfrage nach Heizöl normal - nicht aber in dem Umfang, wie es derzeit der Fall ist. "Ein paar Cent Nachlass wären eigentlich kein Problem."

    Für Autofahrer ist kaum Entlastung in Sicht

    Auf sinkende Preise können die Autofahrer jedoch kaum hoffen. "Es zeichnet sich bei Öl ein konstant hohes Niveau ab", sagte Rainer Wiek vom Hamburger Energie-Informationsdienst EID. Auch Heizöl hält sich mit 94,20 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3000 Litern) auf dem höchsten Stand seit Sommer 2008. Der Preis ist ebenfalls nicht weit vom Rekord von 98 Euro aus dem Jahr 2008 entfernt und schon seit mehr als zwei Wochen ungefähr so hoch. "Das ist der Unterschied zu 2008", sagte Wiek. "Damals ging es nur um eine kurze Preisspitze, jetzt sehen wir dauerhaft hohe Preise."

    Auch der ADAC befürchtet, dass die Preise auf einem hohen Niveau verbleiben - zumal bald die Osterferien anstehen. "Niedriger werden die Preise dann sicherlich nicht", sagt Hartung. Den Autofahrern bleibe bis dahin nur, auf Sparsamkeit zu achten und ihre "Marktmacht" zu nutzen, indem sie Preise vergleichen. Gleichzeitig stehe die Politik in der Pflicht, die Lage vor allem für Pendler zu entschärfen, die nicht auf öffentliche Verkehrsmittel ausweichen können. Das sei zum Beispiel dadurch möglich, indem man die Pendlerpauschale erhöhe. "Es darf nicht sein, dass Mobilität unbezahlbar wird." mit dpa

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