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Geldpolitik: 750 Milliarden Euro: Was bringt das Notprogramm der EZB?

Geldpolitik

750 Milliarden Euro: Was bringt das Notprogramm der EZB?

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    Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), kämpft mit allen Mitteln um Stabilität.
    Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), kämpft mit allen Mitteln um Stabilität. Foto: Zhang Cheng, dpa

    Die Uhr zeigt 23.48 Uhr, als die Europäische Zentralbank am Mittwoch die "Bazooka" zieht. Mit einem gewaltigen Notprogramm will sie Familien, Banken und Regierungen helfen, die Folgen der Corona-Krise abzufedern. EZB-Chefin Christine Lagarde lässt keinen Spielraum für Zweifel: "Wir sind entschlossen, das volle Potenzial unserer Werkzeuge auszuschöpfen." Darum geht es:

    Die EZB stellt 750 Milliarden Euro zur Verfügung. Was soll mit dem Geld gemacht werden?

    Angesichts der immer trüberen Aussichten für die Konjunktur in der Euro-Zone will die Zentralbank ein Signal setzen und Staatsanleihen im großen Stil aufkaufen. Erstmals werden die Währungshüter darüber hinaus auch kurzfristige Unternehmensanleihen erwerben. So wollen sie verhindern, dass Firmen in Finanzierungsengpässe geraten.

    Wem nutzt dieses Programm?

    Vor allem den Euro-Mitgliedstaaten der Währungsunion. In den vergangenen Tagen waren aufgrund der absehbaren ökonomischen Probleme die Risikozuschläge der Staatsanleihen vor allem von Italien und Spanien, aber auch für Bundesanleihen deutlich gestiegen. Damit wurde frisches Kapital, das sich die Regierungen an den Finanzmärkten leihen wollten, um ihre Hilfen für die Betriebe zu finanzieren, immer teurer. Die EZB erhofft sich durch ihr Einschreiten, dass die Investoren nun Vertrauen fassen und ihr Geld nicht weiter aus den bisherigen Anlagen zurückziehen.

    EZB-Chefin Lagarde sagt: "Es gibt für unseren Einsatz für den Euro keine Grenzen." Was bedeutet das?

    Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise hatte ihr Vorgänger Mario Draghi ein Staatsanleihen-Aufkaufprogramm angekündigt und dabei die Worte gewählt, man werde "alles tun, was nötig ist", um den Euro zu stützen ("Whatever it takes"). Diese Worte gelten bis heute als Wende in der damaligen Krise, weil die Finanzmärkte verstanden hatten, dass die EZB die Gemeinschaftswährung nicht aufgeben würden. Lagarde hatte sich noch in der Vorwoche, als ein 120-Milliarden-Programm der EZB angekündigt wurde, geweigert, die markigen Worte ihres Amtsvorgängers zu wiederholen. Dafür war sie heftig kritisiert worden. Nun aber griff sie eine gleiche Formulierung auf und setzt damit auf einen ähnlichen Effekt. Die Märkte sollen wissen, dass Europa alles tut, um seinen Unternehmen beizustehen.

    Wie lange soll das neue Programm laufen?

    Bis Ende des Jahres. Sollte es nötig sein, kann es aber auch verlängert werden.

    Wie weit könnte die konjunkturelle Talfahrt laut EZB gehen?

    Sollte der Stillstand in den Mitgliedstaaten einen Monat dauern, rechnet die Zentralbank mit einem Einbruch um etwa 2,1 Prozent, was für die meisten Länder aufs Jahr gerechnet zu einem Minus von 1,3 Prozent führen würde. Sollte der Alltag drei Monate zum Erliegen kommen, geht man von einem Rückgang des Wachstums von 5,8 Prozent aus.

    Wie fallen die Reaktionen auf die EZB-Initiative aus?

    In Bank-Kreisen gab es viel Lob für dieses umfassende Programm, weil "hier geklotzt wird". Der CSU-Finanzexperte und Europaabgeordnete Markus Ferber bezeichnete es als "lobenswert", warnte aber zugleich vor übertriebenen Hoffnungen. Denn "selbst das größte Programm zum Erwerb von Vermögenswerten wird nicht in der Lage sein, die unterbrochenen Lieferketten zu reparieren." An den Börsen führte der Schritt der EZB zumindest am Donnerstagmorgen zu einer leichten Stabilisierung des abgestürzten Dax.

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