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Finanzen: Steuerentlastung im kommenden Jahr: Bei wem wie viel übrigbleibt

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Steuerentlastung im kommenden Jahr: Bei wem wie viel übrigbleibt

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    2016 soll Bürgern mehr im Portemonnaie bleiben, hat die Bundesregierung angekündigt. Doch mehr als ein paar Euro Steuerersparnis im Monat werden es nicht sein.
    2016 soll Bürgern mehr im Portemonnaie bleiben, hat die Bundesregierung angekündigt. Doch mehr als ein paar Euro Steuerersparnis im Monat werden es nicht sein. Foto: Daniel Reinhardt (dpa)

    Das neue Jahr startet für viele Bürger vielversprechend. So klingt es zumindest in diversen Ankündigungen. „Die meisten Verbraucher dürften mehr Geld im Portemonnaie haben“, sagt etwa Konjunkturexperte Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung. Vieles spricht dafür. Schließlich ist die Konjunkturlage gut, die Tariflöhne dürften 2016 im Schnitt um 2,5 Prozent steigen, wie es im Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute heißt. Senioren können auf eine üppige Rentenerhöhung im Laufe des Jahres warten. Das Kindergeld steigt – um zwei Euro pro Kind und Monat.

    "Heimliche Steuererhöhung" bei besserem Verdienst

    Und dann ist da noch die Steuersenkung. Um fünf Milliarden Euro will Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Steuerzahler im kommenden Jahr entlasten. Die Grundfreibeträge und Kinderfreibeträge wurden angehoben, die Steuertarife entsprechend angepasst, um die sogenannte kalte Progression abzumildern. Diese „heimliche Steuererhöhung“ kommt zustande, wenn Arbeitnehmer bei Lohnerhöhung automatisch in einen höheren Steuersatz rutschen.

    Also, bleibt den Bürgern 2016 tatsächlich deutlich mehr Geld?

    Beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln sieht man die Sache nüchterner. Der Steuerzahler werde von den Entlastungen wenig spüren, sagt IW-Finanzexperte Thilo Schaefer. „Das Plus auf der Gehaltsabrechnung wird für viele eher enttäuschend sein“, meint er. Zwar bleibt zunächst etwas mehr Netto vom Brutto. Zwischen sechs und 20 Euro sind das bei Singles oder Ehepaaren, die zwischen 2000 und 4000 Euro im Monat verdienen. Doch was zunächst als Gewinn erscheine, werde in vielen Fällen direkt wieder kassiert, rechnen die Experten des IW vor.

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    So steigt der Grundfreibetrag zum 1. Januar zwar um 180 auf 8652 Euro (bei Ehepaaren auf 17304 Euro), der Kinderfreibetrag wird um 96 auf 4608 Euro pro Kind angehoben. Doch die höheren Sozialversicherungsbeiträge machen die Entlastung schnell zunichte. Schließlich zahlen viele Arbeitnehmer im kommenden Jahr mehr für die Krankenkasse. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag steigt um 0,2 Prozent auf dann 1,1 Prozent. Das bedeutet eine Zusatzbelastung von bis zu acht Euro im Monat.

    Grenze für Höchstsätze steigt 2016 an

    Gutverdiener werden zudem über eine höhere Beitragsbemessungsgrenze zur Kasse gebeten. Die Grenze, bei der die Sozialbeiträge gedeckelt sind, steigt 2016 von 49.500 auf 50.850 Euro. Wessen Gehalt oberhalb dieser Grenze liegt, muss rund zehn Euro mehr im Monat in die Sozialkassen einzahlen.

    Dem Einzelnen bringt die Steuersenkung also wenig, wie die Beispielrechnungen des IW zeigen, die in der nebenstehenden Tabelle aufgeführt sind. So kommt ein Single mit einem Jahresbruttoeinkommen von 42.000 Euro zwar auf eine Steuerentlastung von 181 Euro, zahlt aber höhere Sozialbeiträge von 84 Euro. Am Ende bleiben dem Single 97 Euro mehr im Geldbeutel, gerade einmal rund acht Euro im Monat. Auch für ein gut verdienendes Ehepaar mit 60.000 Euro fällt das Plus mit 54 Euro im Monat gering aus. Im Fall einer Familie mit einem Kind, das über ein Bruttojahreseinkommen von 24.000 Euro verfügt, beträgt die Entlastung gerade einmal 22 Euro – des sind mickrige 1,83 Euro im Monat.

    Für die Experten des IW steht fest: Für viel mehr als ein paar Tassen Kaffee reichen die groß angekündigten Steuerentlastungen im kommenden Jahr nicht.

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