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Europa: Wie die EU-Finanzminister um die Corona-Rettung ringen

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Wie die EU-Finanzminister um die Corona-Rettung ringen

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    Noch ist der Blick nicht klar, wie die EU-Hilfen in der Corona-Krise aussehen werden: Vor allem das Thema Bonds spaltet die EU-Finanzminister.
    Noch ist der Blick nicht klar, wie die EU-Hilfen in der Corona-Krise aussehen werden: Vor allem das Thema Bonds spaltet die EU-Finanzminister. Foto: dpa

    Es sollte eine richtig große Nummer werden. „Ein ganz deutliches Zeichen der Solidarität“, wie Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) es ausdrückte, ehe er zur Videokonferenz mit seinen Amtskollegen der Eurozone, aber auch weiteren EU-Staaten zusammenkam. „Es gibt viel Raum für Solidarität innerhalb der bestehenden Instrumente und Institutionen. Wir müssen diese Instrumente voll ausschöpfen und offen dafür bleiben, mehr zu tun“, machten zuvor die fünf Präsidenten Ursula von der Leyen (EU-Kommission), Christine Lagarde (Europäische Zentralbank), Charles Michel (Europäischer Rat), David Sassoli (EU-Parlament) und Mário Centeno (Eurogruppe) noch mehr Druck. Alle waren sich einig: Keiner sprach von den umstrittenen Euro- oder Corona-Bonds.

    Europäische Finanzminister bleiben uneins wegen Euro-Bonds

    Noch am Wochenende war Italiens Premier Giuseppe Conte von gemeinsamen Anleihen abgerückt. Kurz vor dem Treffen der Kassenwarte vollzog er eine Wende zurück und lehnte den von der Mehrheit favorisierten Dreischritt ab: Die Europäische Investitionsbank solle einen größeren Kreditrahmen bekommen und somit Darlehen bis zu 200 Milliarden Euro vergeben. Der ESM-Rettungsschirm könnte bis zu 240 Milliarden Euro bereitstellen. Noch einmal 100 Milliarden Euro kämen aus den Kassen der EU-Kommission, um eine Art Kurzarbeitergeld für die Mitgliedsstaaten zu finanzieren. Zusätzlich würde die Europäische Zentralbank zwischen 1,2 und 1,5 Billionen Euro in Staatsanleihen investieren. „Ein ganz starkes Paket ist im Entstehen“, erklärten die fünf Präsidenten.

    Doch Italien und Spanien hatten sich auf gemeinsame Bonds festgelegt, die nicht nur Deutschland, sondern auch Österreich, Finnland und die Niederlande strikt ablehnten. Dafür hatte Den Haags Finanzminister Wopke Hoekstra sogar ein Präsent mitgebracht: Statt der Bonds schlug er einen Fonds vor, der mit 20 Milliarden Euro gefüllt werden solle, die an besonders betroffene Länder verteilt werden könnten – nicht als Darlehen, sondern als Geschenk. Man wisse, was „von uns erwartet wird“, sagte ein hochrangiger Diplomat vor dem Treffen. „Wir werden uns auf das konzentrieren, worüber wir einig sind – und verschieben, wo es noch Klärungsbedarf gibt.“ Sollte heißen: Die Bonds müssten erst mal vom Tisch. Ob Scholz wirklich ein solches Signal setzen oder nur einfach einen Blick in die Zukunft werfen wollte, wurde nicht klar. Aber immerhin ließ er durchblicken, dass man „Europa wieder stark machen“ werde und „geeignete Instrumente für den Wiederaufbau“ entwickeln müsse.

    Europa in der Corona-Krise: Euro-Bonds sollen geprüft werden

    Genau das hatte der französische Finanzminister Bruno Le Maire, der Bonds befürwortet, als Kompromiss vorgeschlagen: ein Wiederaufbauprogramm, finanziert mit gemeinsamen Papieren. Eine „gesichtswahrende Lösung“, so hieß es nach Beginn der Videokonferenz aus Diplomatenkreisen, könnte darin bestehen, „alles zu beschließen, aber eben nicht alles auf einmal“. Mit dem Billionen-Paket der drei großen Institutionen könnten alle leben, wenn man dem Süden verspreche, die Bonds als Finanzquellen für den Wiederaufbau zu „prüfen“, sie also bis dahin verschiebe. Diese Lösung, so wurde in Brüssel kolportiert, mache niemanden zum Verlierer, sei das erhoffte „Signal der Solidarität“ und ermögliche es, weitere Finanzquellen in der Hinterhand zu haben, wenn die akut bereitgestellten Gelder für die Bewältigung der Krise aufgebraucht seien.

    Allerdings ist die Entscheidung der Finanzminister nur der erste Schritt. Nächste Woche wollen die Staats- und Regierungschefs erneut virtuell zusammenkommen. Ob die Einigung so lange hält, ist nicht wirklich sicher. Denn jeder der Staatenlenker steht zu Hause unter großem Druck, sich als Krisenmanager zu bewähren.

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