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EZB-Chefvolkswirt: Der neue Mann aus Deutschland

EZB-Chefvolkswirt

Der neue Mann aus Deutschland

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    Der 45-jährige Staatssekretär Jörg Asmussen soll Nachfolger von Jürgen Stark werden, der am Freitag seinen Rücktritt als Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank ankündigte.
    Der 45-jährige Staatssekretär Jörg Asmussen soll Nachfolger von Jürgen Stark werden, der am Freitag seinen Rücktritt als Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank ankündigte. Foto: dpa

    Im Kampf gegen die Krise wird Jörg Asmussen es mit zwei alten Bekannten zu tun bekommen. Jens Weidmann, mit dem er in Bonn studiert hat, ist seit kurzem Präsident der Bundesbank. Und Klaus Regling, der den jungen Ökonomen aus Flensburg 1996 in das damals noch von Theo Waigel geführte Finanzministerium geholt hatte, steht inzwischen an der Spitze des Euro-Rettungsschirmes. Dass

    Wolfgang Schäuble schätzt den 45-Jährigen so sehr, dass er ihn nach dem Regierungswechsel im Herbst 2009 im Amt beließ – obwohl Asmussen Sozialdemokrat ist. Ihn jetzt zur EZB nach Frankfurt ziehen zu lassen, wo der Vater zweier Töchter die Nachfolge des überraschend zurückgetretenen Jürgen Stark antreten soll, sei ihm wahrscheinlich am schwersten gefallen, sagt der Finanzminister. „Wir haben sehr viel zu tun. Wir brauchen ihn dringend.“

    Asmussen soll Axel Weber als Bundesbankpräsident empfohlen haben

    Wie groß der Einfluss der smarten Jungstars mit den teuren Anzügen und der schicken Designerbrille zeitweise war, zeigt vor allem eine Personalie: Asmussen soll es gewesen sein, der Finanzminister Hans Eichel im Frühjahr 2004 den Bonner Wirtschaftsweisen Axel Weber als Nachfolger des jäh zurückgetretenen Bundesbankpräsidenten Ernst Welteke empfahl. Bei Weber hatten Weidmann und er einst studiert, mit ihm lotsten sie die Bundesregierung später durch die turbulenten Monate nach der Lehmann-Pleite und dem Beinahe-Kollaps der Hypo Real Estate. Weidmann als Berater der Kanzlerin, Asmussen als rechte Hand von Finanzminister Peer Steinbrück. Die beiden jungen Beamten, staunte der Stern damals, „gehören zu den derzeit mächtigsten Männern der Republik“.

    Im Dickicht der globalen Finanzindustrie mit ihren immer komplizierteren Produkten finden sich wenige Ministeriale so gut zurecht wie Asmussen, der nach seinen Lehrjahren bei Waigel erst für Oskar Lafontaines Staatssekretär Heiner Flassbeck gearbeitet hatte, ehe er zum Leiter von Eichels Ministerbüro und anschließend zum Abteilungsleiter für Finanzmarkt- und Währungspolitik aufstieg.

    Vorwurf des veritablen Interessenskonflikts

    Dass er damals zu den flammendsten Befürwortern einer Deregulierung der Finanzmärkte gehörte, sich für die umstrittene Verbriefung von Immobilienkrediten starkmachte und im Aufsichtsrat der IKB-Bank saß, die vom Bund mit mehreren Milliarden Euro gerettet werden musste, hat seiner Karriere ebenso wenig geschadet wie der Beruf seiner Lebensgefährtin, die bis zum vergangenen Jahr die Repräsentanz der Deutschen Bank in Berlin geleitet hat. Den Vorwurf, er lebe als Finanzaufseher damit in einem veritablen Interessenkonflikt, konterte Asmussen jedoch kühl: Vorgänge, die mit dem Unternehmen zu tun haben, entscheide er nicht selbst.

    Mit dem Wechsel zur EZB straft er nun vor allem seinen ehemaligen Chef Flassbeck Lügen. Der hatte die Kompetenz seines Referenten Asmussen lediglich als „mittelmäßig“ eingestuft und sich geweigert, ihn für höhere Aufgaben im Finanzministerium zu empfehlen.

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